Clara Momoko Geber, Japanologin und Slawistin, begab sich in der ersten Jahreshälfte auf die Suche nach InformantInnen zum Thema „Japanische Kriegsgefangene in Kasachstan und ihre Hinterlassenschaften“. Die stärkste Korrelation zwischen Kasachstan und Japan bestand im Zweiten Weltkrieg, als japanische Soldaten in sowjetischen Gefangenenlagern festgehalten wurden. Diesem Recherchethema ging sie in Kasachstan in Archiven, Expertengesprächen und Ortsbesichtigungen nach. Ihre Ergebnisse fasst sie in Form von einer Artikel-Serie für die DAZ zusammen. Dieser Teil behandelt das künstlerische Schaffen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

[…] Von Misao Yokoyama stammen die wenigen Bilder aus der Kriegsgefangenschaft in Kasachstan, die an die Öffentlichkeit gelangten. Somit zählt er zu den wenigen Japanern, die ihre Spuren in Form von Malereien hinterließen – abgesehen von Erzählungen und Fotografien anderer Soldaten.

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„Mutter Kasachstans“, Misao Yokoyama, 1951.

Der Maler wurde am 25. Januar 1920 in der Stadt Tsubashime (Präfektur Nīgata) in Japan geboren und verstarb am 1. April 1973. Er war Professor für bildende Künste an der Tama Art University in Tōkyō und ein berühmter nihonga-Maler der Shōwa-Periode Japans. Diese Art der japanischen Malerei zeichnet sich durch den Verzicht auf Tiefendarstellung sowie Schatten und den Gebrauch von Mineralfarben aus.

Im Jahre 1940 wurde Yokoyama als japanischer Soldat in die Mandschurei einberufen und 1945 in Sibirien gefangengenommen. Letzten Endes wurde er in Karaganda (Kasachstan) als Zwangsarbeiter stationiert und musste in Kohleminen arbeiten. 1950 konnte der Künstler nach Japan zurückkehren.In Japan verarbeitete er seine Erinnerungen an die Kriegsgefangenschaft mit seinen Malereien und veröffentlichte im September 1950 das Bild „Eindrücke aus Karaganda“.

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Als Yokoyama aus seiner Heimat nach Tōkyō zog, verbrannte er eigenhändig einen Großteil seiner Werke, die an Kasachstan erinnern – unter anderem auch das Bild „Eindrücke aus Karaganda“. Später fertigte er allerdings weitere Bilder unter demselben Titel an, die heute noch vorhanden sind.

Durch eine Kunstform der Malerei namens „Trimming“ kann man kleine Gegenstände auf der Leinwand größer wirken lassen. Yokoyama wendet diese Technik an, um seine persönliche Stilrichtung zu definieren und um das große Leid der Zwangsarbeiter in den Kohleminen zeichnerisch auf der Leinwand darzustellen.

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„Mutter und Kind“, Misao Yokoyama, 1958.

Im Frühling 1951 entstand sein Bild „Mutter Kasachstans“. Dieses Bild unterscheidet sich durch die Farbgebung von seinen monochromen Malereien Ende der 1950er Jahre.

Ab Mitte der 1950er Jahre spezialisierte sich der Künstler mehr auf Landschaften als auf Porträts. Trotzdem malte Yokoyama im Jahre 1958 das Bild „Mutter und Kind“. Es wird vermutet, dass es sich bei den gezeichneten Personen um die Ehefrau des Künstlers und das gemeinsame Kind handelt. Ebenso geht man davon aus, dass die Landschaft im Hintergrund die Kohlemine in Karaganda darstellt. […]

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Die Fortsetzung dieses Beitrags lesen Sie in der nachfolgenden Ausgabe.

Clara Momoko Geber

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