Seit einer Woche sind 14 Nachwuchsjournalisten aus ehemaligen Sowjetrepubliken an einem Tisch in Berlin zur journalistischen Weiterbildung. Ab dem ersten Tag sind sie mit großem wechselseitigen Verständnis und starker Motivation in die Geschichte Deutschlands eingetaucht.

Das Programm „Journalisten International (JIL)“ wird seit 1999 vom Internationalen Journalisten-Kolleg der Freien Universität Berlin veranstaltet, und bietet den Nachwuchsjournalisten aus Belarus, Russland, Kasachstan, Ukraine, Armenien, Usbekistan, Tadschikistan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken die Möglichkeit, sich drei Monate lang in Berlin weiterzubilden. Auch das diesjährige Programm ist mit informativen Seminaren und Exkursionen in vollem Gang.

Die Gruppe versammelte sich zunächst im Internationalen Journalisten-Kolleg, um einander kennenzulernen. Am darauffolgenden Tag fingen die Vorlesungen an. Den Höhepunkt des Programms am ersten Seminartag markierte Professor Daniel Koerfer, Vorsitzender der Dr. Jacques Koerfer Stiftung, mit seinem Vortrag. Währenddessen ging er auf die wichtigsten politischen und sozialen sowie wirtschaftlichen Ereignisse in der Geschichte Deutschlands einzeln ein und ließ die Teilnehmer tief in die geschichtliche und politische Entwicklung Deutschlands blicken.

Dabei beleuchtete er besonders die Zeit der Teilung Deutschlands und nahm Bezug auf Krisen, Konflikte, gemeinsame Entwicklungs– und Auswege der DDR und BRD in verschiedenen Dekaden des 20. Jahrhunderts.

Die anschließende Führung durch die parlamenthistorische Ausstellung „Wege, Irrwege, Umwege“ des Deutschen Bundestags im Deutschen Dom war ein Einblick in die Geschichte Deutschlands und die liberalen Funktionssysteme der Regierung.

In den nächsten Tagen trafen sich die jungen internationalen Journalisten mit deutschen Autoren und Unternehmensgründern. Einen weiteren Höhepunkt der Woche bildete auch der Besuch einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. Die Teilnehmer sahen live, wie Regieren funktioniert. Die erste Woche hinterließ bei den Teilnehmern große Eindrücke. Die junge Journalistin Gulden Ospanowa aus Kasachstan äußert sich folgendermaßen: „Als ich in Berlin angekommen bin, dachte ich: Cool! Absolut so, wie ich es mir vorgestellt habe! Nach ein paar Tagen habe ich aber verstanden, dass ich mich geirrt habe. Es ist noch besser! Die Stadt hat mich vor allem mit seiner Multikultur und Vielfältigkeit in ihren Bann gezogen.Wir haben neue Fakten über die Geschichte Deutschlands, über seine Einheit, über Bilanz und Kontroversen erfahren. Manche betrachten Deutschland nun ganz anders, weil wir dieses Land aus einer anderen Sicht gezeigt bekamen. Die erste Woche ist schnell vergangen und ich erwarte noch Vieles: interessante Vorlesungen, die Teilnahme am Erzählsalon von Frau Rohnstock und die Verbesserung meiner Deutschkenntnisse sowie vor allem der fachlichen Kompetenz.“
Die Hauptziele dieses Journalistenprogramms, was Nachwuchsjournalisten aus ehemaligen Sowjetrepubliken an einem Tisch zusammen bringt, fasst Koordinatorin des Projekts, Jelena Jersdewa, zusammen: „Das Hauptziel des Programms von „Journalisten International“ am internationalen Journalisten-Kolleg der FU in Berlin ist die Förderung einer starken Zivilgesellschaft und eines unabhängigen Journalismus in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Darüber hinaus ist auch die Vermittlung der Kenntnisse über Deutschland und Europa von großer Bedeutung.“

Auf die erste Woche blickt sie sehr zufrieden zurück und erwartet auch weiterhin eine produktive gemeinsame Zeit: „Es ist wichtig für uns, dass unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten nicht nur ihr journalistisches Handwerk während des Aufenthalts in Deutschland verfeinern, sondern auch untereinander Netzwerke bilden, auf die sie in ihrer beruflichen Zukunft zugreifen können. Für einen Qualitätsjournalismus ist es unabdingbar.“ Ebenso wichtig findet sie, dass junge Menschen sich in freien Räumen bewegen und eine europäische Großstadt kennenlernen können, mit ihren Problemen, Vorzügen und ihrer Vielfalt. „Es ist wichtig, dass sie hier viele Begegnungen und Momente erleben, von denen sie sehr lange, wenn nicht das ganze Leben lang zehren können.“

Sobir Pulatow

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