Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Neue Märkte“ widmeten sich Referenten und Seminarteilnehmer im schweizerischen Vevey in der Nähe von Genf den Märkten Russland, Polen und Kasachstan. Die hochkarätig besetzte Veranstaltung war zwar spärlich besucht, nichtsdestotrotz fand ein reger Erfahrungsaustausch statt.

Als eine der schönsten Aussichten bezeichnet der Seminarorganisator Erwin Bischof den Blick aus dem Konferenzraum im Hotel „Le Mirador“ oberhalb der Stadt Vevey nahe des schweizerischen Genf. In der Tat fesseln hier Genfersee, französische Alpen und Waadtländer Weinberge die Blicke der Seminarteilnehmer. Vorzügliche Aussichten versprachen jedoch auch die Referenten des Seminars „Russland, Polen und Kasachstan als Wirtschaftspartner“ ihren Zuhörern am vorvergangenen Donnerstag.

Kasachstan – die große Unbekannte

Kasachstan ist noch immer bemüht, auf seine blühende Wirtschaft aufmerksam zu machen, und nutzte dazu das Seminar. Neben dem kasachischen Botschafter Kairat Abussejtow sprachen zwei weitere Referenten und machten Kasachstan als Wirtschaftsplatz schmackhaft. Die Schweiz scheint diesbezüglich bereits auf den Geschmack gekommen zu sein: Mit einem Anteil von 12,8 Prozent der ausländischen Investitionen nimmt das zentraleuropäische Land hinter den USA und Großbritannien den dritten Platz ein. „Es ist uns ein Anliegen, die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in unserem Land zu fördern. Große Unternehmen brauchen schließlich keine Unterstützung“, sagt der kasachische Botschafter, Kairat Abussejtow. Besonders wichtig in dieser Beziehung sei für die KMU’s „Networking“ sowie die kasachische Mentalität kennen zu lernen. Diesen und anderen Aufgaben widmet sich seit Anfang des Jahres das „Swiss-Center“ in Almaty, ein Zusammenschluss von Schweizer Firmen in Kasachstan. Rund vierzig Schweizer Unternehmen seien bereits in Kasachstan tätig, Tendenz steigend, erklärt Wilhelm Iseli. Er präsentiert im Rahmen des Seminars eine Studie über den kasachischen Markt und sagt: „Man stärkt ausländischen Investoren in Kasachstan den Rücken.“

Schweizer Wein in Südrussland

Der russische Botschafter Dimitri Tscherkaschin sieht die Aufgabe solcher Veranstaltungen darin, mit Vorurteilen aufzuräumen und besser zu informieren. „Mittlerweile ist Russland ein guter Name. Die Schweiz ist allerdings reichlich spät in den russischen Markt eingestiegen, was vor allem mit der Schweizer Zurückhaltung zusammenhängt“, sagt Tscherkaschin. Nicht nur für Großunternehmen wie Nestlé, ABB und Co. ist Russland interessant. Das Seminar richtete sich besonders an kleine und mittlere Unternehmen und soll diesen aufzeigen, worauf bei der Expansion in russische und kasachische Märkte geachtet werden muss. Tscherkaschin liefert ein Beispiel: „In diesem Jahr erwarten wir den ersten Jahrgang Wein, der von einem Schweizer Weinbauern in Südrussland angebaut wurde. Es ist wichtig, die richtige Nische zu finden. In Russland gibt es genug davon.“ In der Tat: Mittlerweile sind in Russland 600 Unternehmen mit Schweizer Beteiligung eingetragen. Und Tscherkaschin schliesst sein Plädoyer mit dem Versprechen: „Wir wollen den Schweizer Unternehmen unter die Arme greifen, nicht in die Taschen.“

Seminarteilnehmer Salvatore Orlando ist Direktor eines Westschweizer Unternehmens, das auf Wiederaufbereitung von Wasser spezialisiert ist. „Die Schweiz ist bereits gut ausgestattet mit unseren Produkten. Deshalb denkt unsere Firma daran, zu expandieren“, erklärt Orlando, der neben juristischen Tipps im Seminar auch praktische Hinweise für eine Investition im Ausland bekam. Auf die Frage, ob ihn die Seminarkosten von über 1000 Franken nicht abgeschreckt hätten, antwortet Orlando: „Klar ist das ein hoher Preis, aber wenn wir dafür nach Russland oder Polen expandieren können, zahlt sich das sicher aus.“

Goldgräberstimmung im Seminarraum

Auf die Teilnehmerzahl angesprochen erwidert Erwin Bischof, Organisator und Präsident von Interforum: „Am Ende waren es doch 35 Teilnehmer. Natürlich wünscht sich ein Veranstalter immer mehr Personen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit dem Verlauf. Es war ein sehr lebhaftes Seminar.“ Bischofs Fazit: „Es herrscht so etwas wie eine Goldgräberstimmung hier. Ich bin erstaunt, wie groß die Potentiale für die Schweiz und für KMU’s in den drei Ländern sind. Überrascht hat mich zudem die Tatsache, dass in Kasachstan schon so viele Schweizer Firmen präsent sind.“

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Interforum

1993 gründete Erwin Bischof anlässlich des Gorbatschow-Besuches in der Schweiz den Verein Interforum. Mit der Veranstaltung des Symposiums unter dem Titel „Die Integration Mittel- und Osteuropas in die Weltwirtschaft – eine Investition in unsere Zukunft“ legte Bischof den Grundstein einer langen Serie von Seminaren, Symposien und Konferenzen auf dem Gebiet der Wirtschaft. Die Rednerliste von Interforum ist lang und eindrücklich. Neben internationalen Persönlichkeiten wie Michael Gorbatschow oder Tschernomyrdin sind auch Referenten aus der Schweizer Politik, Wirtschaft und Verwaltung vertreten. Interforum ist ein privater Verein ohne Gewinnorientierung und thematisiert in seinen Veranstaltungen nicht nur die internationale Wirtschaft, sondern auch Wirtschaftsfragen, die ausschließlich für die Schweiz aktuell sind. Im Laufe der Jahre haben bereits mehr als 2.000 Teilnehmer an den Veranstaltungen von Interforum teilgenommen. (www.interforum-events.ch)

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Von David Kunz

05/05/06

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