Nach monatelangen Verhandlungen hat sich die kasachische Regierung im Streit um das „Kaschagan“-Ölfeld im Kaspischen Meer mit ihrer Forderung nach einer höheren Beteiligung des kasachischen Staates durchgesetzt. Das Staatsunternehmen KazMunaiGaz wird mit einer Zahlung von 1,2 Milliarden Euro seinen Anteil am Projekt auf 16,81 Prozent verdoppeln – ein Preis, den Experten auf circa die Hälfte des Marktwertes taxieren.
/Foto: ENI/

Kasachstan hatte die ausländischen Investoren für eine Verzögerung bei der Erschließung des Produktionsbeginns von 2005 auf 2011 und die damit verbundene Erhöhung der Kosten verantwortlich gemacht und deshalb eine Aufstockung der Anteile des Staatsunternehmens KazMunaiGaz gefordert. Die ursprünglich auf 57 Milliarden US-Dollar veranschlagten Kosten seien durch die Verzögerung auf rund 136 Milliarden US-Dollar gestiegen, so der kasachische Energieminister Sauat Mynbajew. Für den Förderungsverzug zahlen die beteiligten Ölkonzerne je nach Ölpreis eine Entschädigung zwischen 2,5 und 4,5 Milliarden US-Dollar an den kasachischen Staat.

Die Verhandlungspartner einigten sich darauf, dass KazMunaiGaz seinen bisherigen Anteil am Konsortium von 8,33 Prozent auf 16,81 Prozent erhöhen wird. Die übrigen Konsortialmitglieder verringern entsprechend ihre Anteile: Die Beteiligung von Eni, Royal Dutch Shell, Exxon Mobil und Total sollen von 18,52 Prozent auf 16,81 Prozent fallen. Die kleineren Projektpartner Conoco Philipps und Inpex reduzieren ebenfalls ihre Anteile. KazMunaiGaz zahle für die Verdopplung seiner Kaschagan-Anteile insgesamt 1,78 Milliarden US-Dollar an die ausländischen Partner und wird Konsortialführer. Dennoch soll unter der Führung von Eni die erste Entwicklungsphase des Ölfeldes zu Ende gebracht werden.

Das Ölfeld im nördlichen Teil des Kaspischen Meeres verfügt Schätzungen zufolge über 9 bis 13 Milliarden Barrel (je 159 Liter) an förderbaren Reserven. Damit ist es eines der größten Ölvorkommen, die in den vergangenen Jahrzehnten entdeckt wurden. Die Einigung mit Kasachstan sei „fair“ – besonders unter Berücksichtigung der Annahme, dass ein durchschnittlicher Erlös von 60 US-Dollar pro Barrel Rohöl und die auf 30 Jahre angelegte Förderung dem Betreiberkonsortium Gesamteinnahmen von 500 Milliarden US-Dollar einbringen würde, sagte der Eni-Vorstandsvorsitzende Paolo Scaroni.

Ausgangspunkt für die Differenzen war die Ankündigung des internationalen Konsortiums im Sommer 2007, dass sich der Förderbeginn erneut verschiebt und zwar von 2008 auf 2010. Kasachstan drohte den am Projekt beteiligten Unternehmen daraufhin mit einem Entzug der Lizenz wegen angeblicher Umweltverstöße. Die jetzt getroffene Vereinbarung sieht einen Förderbeginn im Jahr 2011 vor. (Presse)

Von Ulf Seegers

18/01/08

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