Anfang dieses Jahres wurde die UN-Behindertenrechtskonvention von der Republik Kasachstan ratifiziert. In seinem 100-Punkte-Plan hat Präsident Nursultan Nasarbajew die Realisierung der dort festgeschriebenen Bedingungen angesprochen. Ein Weg dahin ist das soziale Unternehmertum.

Somit war dies Thema eines Seminars von der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Kasachischen Nationalen Technischen Universität (KasNTU). Was und wie können wir voneinander lernen? Welche Organisationsformen sozialer Unternehmen existieren in Deutschland? Wie sind diese entstanden? Welches sind die gesetzlichen Grundlagen? Wie arbeiten diese? Welche Tätigkeitsfelder decken sie ab? Wie sind sie miteinander vernetzt?

Diese und viele andere Fragen wurden während des Seminars „Social Entrepreneurship“ von der Friedrich-Ebert-Stiftung beantwortet und erörtert. Als Experten zu diesem Thema wurden Vertreter der Organisationen Deutsches Blindenhilfswerk e.V. und der gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) LebensRäume für Menschen in Duisburg eingeladen. Eine bunte Reihe verschiedenster Akteure, Vertreter von Behindertenselbstorganisationen, Frauengruppen, dem Sehbehindertenverband, der Industrie– und Handelskammer, einer Tierschutzorganisation fanden sich am frühen Morgen in der KazNTU, Almaty, ein.

Gemeinsam war ihnen aber, dass sie sich allesamt bisher mehr oder weniger kritisch mit den bestehenden Strukturen auseinandergesetzt und darüber nachgedacht hatten, wie diese möglicherweise zum Wohl ihrer Zielgruppen angepasst oder verbessert werden können. Alle partizipierenden Organisationen fördern und unterstützen vor allem die schwächeren Gruppen einer Gesellschaft.

Auch zwei Vertreter des Akimats besuchten die Veranstaltung – wenn auch nur kurz am zweiten Tag. Dies zeigte das Interesse der örtlichen Behörden, sich aktiv für soziale Unternehmen einzusetzen.

Mit viel Bild– und Filmmaterial, teilweise sogar russisch untertitelt, veranschaulichten die Referentinnen die große Anzahl an Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Für die Teilnehmer stand neben der Ideenfindung für Projekte in Kasachstan aber natürlich auch die Finanzierungsfrage im Vordergrund. Vorgestellt wurden Projekte aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Sowohl das Thema Arbeit für Menschen mit Behinderung als auch die Bereiche Freizeit, Gesundheit und Wohnen wurden von den Duisburger Referentinnen vorgestellt und im Plenum diskutiert. Jede der drei Organisationen bringt mehr als 40 Jahre Erfahrung in die Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung ein.

So kann beispielsweise das Deutsche Blindenhilfswerk e.V., eine NGO, durch seine internationalen Aktivitäten zur Förderung blinder– und sehbehinderter Menschen sowie deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im weitesten Sinn als soziales Unternehmen – wenn auch auf der Grundlage einer Vereinsstruktur – betrachtet werden. Das gemeinnützige Hilfswerk finanziert sich durch Spenden, ist mit dem Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) zertifiziert und folgt den Standards von Transparency International.

Das Seminar bot auch eine gute Gelegenheit für alle Teilnehmer, erste Projektideen zu entwickeln. Ein Beispiel ist die Reanimierung des Sebehindertensports Goalball in Kasachstan. Nachdem sich das Deutsche Blindenhilfswerk e.V. (DBHW) erfolgreich an ein Kleinstprojekt des Deutschen Generalkonsulats Almaty in Kooperation mit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Mejirimdi El angedockt hatte, kann jetzt dank des deutschen Engagements diese paralympische Sportart in Kasachstan revitalisiert werden. Hierzu wurden in der Zwischenzeit 25 Glockenbälle geliefert.

Von Heike Maus

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