In einem zweitägigen Workshop in Astana konnten kasachstanische und kirgisische Deutschlernende eigene Gedichte schreiben und diese zu einer gemeinsamen Lyrik-Performance verarbeiten. Diese wurde im Rahmen der Eröffnungsfeier im InfoLab@ des Goethe-Instituts der Öffentlichkeit vorgeführt.

Die acht Teilnehmenden aus Kostanai, Pawlodar, Schymkent und Bischkek waren als die besten ihrer jeweiligen Städte ausgewählt und zum Finale nach Astana eingeladen worden. Bereits im März war im Rahmen des Projektes Kauderwelsch der österreichische Dichter und Performer Robert Prosser auf Einladung des Goethe-Instituts nach Zentralasien gekommen, um in den vier oben genannten Städten im Rahmen von Workshops jungen Deutschlernenden Einblicke in die moderne deutschsprachige Poesie zu gewähren und sie beim Schreiben eigener Gedichte anzuleiten. Die Nachwuchspoeten sind nun in der kasachischen Hauptstadt zum großen Finale des Projektes zusammengekommen, um unter der Leitung des Dichters und Goethe-Sprachassistenten Moritz Gause ihre Gedichte, mit denen sie die Auswahl gewonnen hatten, zu einer gemeinsamen Performance zu verschmelzen. Hierzu fanden sich die Teilnehmer, nachdem sie sich und ihre Texte kennengelernt hatten, in Zweierteams zusammen. Aus den, ihrer Meinung nach, gelungensten Passagen beider Texte sowie neu geschaffener Übergange komponierten sie neue Gedichte, die den Kern der Performance bilden sollten. Im Verlauf der zwei Tage ließ Gause die Teilnehmenden immer wieder zur Auflockerung neue kleine Gedichte verfassen, für die er teilweise alltägliche Motive, wie beispielsweise einen im leeren Teeglas zurückgelassenen Teebeutel, vorgab. Auch diese Gedichte sollten in die Performance einfließen.

Anastasia Rimmer (Mi.) und andere Teilnehmer entdecken die Geo-App. | Foto: Goethe-Institut

Direkt auf den zweitägigen Workshop folgte dann am 25. Mai die Eröffnung des InfoLab@, der neuen Hauptstadtrepräsentanz des Goethe-Instituts, und somit der Tag des großen Auftritts. Einige Dutzend Zuschauer hatten sich eingefunden, um der angekündigten Lyrik-Performance zu lauschen. Zunächst stellten Zhazira Nassyrowa, Projektberaterin des Goethe-Instituts für die Förderung der deutschen Minderheit, sowie Workshopleiter Moritz Gause das Projekt Kauderwelsch kurz vor. Daraufhin war die Bühne frei für die acht Poetinnen und Poeten, die in einem ersten Durchlauf paarweise die neuen Gedichte aus den Auflockerungsübungen präsentierten. Den zweiten Teil der Performance bildeten die „verschmolzenen“ Gedichte, die – von den Ausgangstexten eingerahmt – im Wechsel vorgetragen wurden. Das Publikum war von der kreativen Schaffenskraft der jungen Deutschlernenden begeistert und dufte im Anschluss selbst Hand anlegen und unter der Anleitung Gauses kleine Gedichte verfassen.

„Als wir mit Kauderwelsch begonnen haben, wussten wir nicht, mit welchen Ergebnissen wir rechnen können. Jeder, der eine Fremdsprache lernt, weiß, wie schwer es sein kann, die richtigen Worte zu finden. In einer Fremdsprache dann auch noch Gedichte zu schreiben und sie vor Publikum vorzutragen, das ist schon eine besondere Herausforderung. Dieser haben sich unsere TeilnehmerInnen mutig gestellt und dabei sehr schöne Leistungen erbracht“, freut sich Goethe-Sprachassistentin und Mitorganisatorin Gisela Zeindlinger.

Die Gedichte aller Teilnehmenden sowie Reiseimpressionen von Robert Prosser können auf der Projekt-Homepage eingesehen werden: steppenkauderwelsch.wordpress.com.

INFOLAB@ – Ein neuer Ort, ein digitaler Treffpunkt, der ab sofort in Astana das Goethe-Institut und seine innovativen Lernansätze vertritt.

Das Eröffnungsprogramm des Goethe-Labs begann mit der Präsentation des Geo-App-Spiels „Urbane Ecken“. In Anwesenheit von Vertretern der Deutschen Botschaft Astana, des Goethe-Instituts, sowie vieler Schüler, Lehrer und interessiertem Publikum stellte Projektleiterin Irina Hetsch das Konzept vor. Projektassistentin Swetlana Dowschenko und Sprachlernassistentin Iwi Hagenau erläuterten das Technische der Testphase, gefolgt von einem anschaulichen Erlebnisbericht Anastasia Rimmers, die die App zuvor in der Stadt ausprobierte.

Weitere kulturelle Programmpunkte waren die o.g. Lyrik-Performance, die Theateraufführung „Ehrenfrage“ der Gruppe „Diamant“ (Gesellschaft der Deutschen in der Region Astana), bei der es um das heikle Thema Ehrenmord ging und eine Lesung von Gert Heidenreich aus seinem Buch „Das Lied von Kulager“, seiner Interpretation des Volksepos von Ilijas Schansugirow. (JB)

Robin Roth

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