Während die Studenten in vielen europäischen Ländern und in den USA für ihre Ausbildung bezahlen müssen, blieb das Studium in Deutschland bis jetzt kostenlos. Seit 2003 werden die Langzeitstudenten in einigen Bundesländern mit 650 Euro pro Semester zur Kasse gebeten. In einem Anfang September vorgelegten Eckpunktpapier soll es den Hochschulen Nordrhein-Westfalens (NRW) nun freigestellt werden, Studiengebühren auch von Erstsemestern zu fordern. Die Diskussion um die Gerechtigkeit der Studiengebühren geht damit in die nächste Runde.

Während die Studenten in vielen europäischen Ländern und in den USA für ihre Ausbildung bezahlen müssen, blieb das Studium in Deutschland bis jetzt kostenlos. Seit 2003 werden die Langzeitstudenten in einigen Bundesländern mit 650 Euro pro Semester zur Kasse gebeten. In einem Anfang September vorgelegten Eckpunktpapier soll es den Hochschulen Nordrhein-Westfalens (NRW) nun freigestellt werden, Studiengebühren auch von Erstsemestern zu fordern. Die Diskussion um die Gerechtigkeit der Studiengebühren geht damit in die nächste Runde.

In dem Eckpunktpapier heißt es, die Hochschulen können ab dem Wintersemester 2006/2007 bis zu 1.000 Euro im Jahr einfordern. Dabei bleibt es den Hochschulen freigestellt, ob sie wirklich Gebühren erheben. Aber welche Hochschule verzichtet freiwillig auf eine Geldquelle?

Im Sommer 2004 wurde in Nordrhein-Westfalen bereits das Studienkonto-Modell eingeführt. Danach erhalten alle Studenten ein Guthaben von einer bestimmten Anzahl von Semestern. Die Höhe beträgt das Anderthalbfache der Regelstudienzeit.

Verständlich ist, dass die Langzeitstudenten ihren Beitrag zur Studienfinanzierung leisten. Sie müssen erst nach der Überschreitung der anderthalbfachen Regelstudienzeit 650 Euro pro Semester bezahlen. Wenn die Regelstudienzeit acht Semester beträgt, muss der Student damit erst ab dem 13. Semester bezahlen. Damit wollen die Politiker eine schnelle Ausbildung erzwingen und die Hochschulen ihre Kosten senken. Doch das Argument, dass die Langzeitstudenten faul sind, funktioniert nur selten.

Es gibt viele Gründe, warum sich ein Studium in die Länge ziehen kann. So sorgen finanzielle Probleme oft dafür, dass der Student erstmal seinen Unterhalt sicherstellen muss, bevor er sich dem Studium widmet. Zwei Drittel der Studenten finanzieren ihr Studium selbst. Auch Gründe wie politisches oder soziales Engagement, Auslandsaufenthalte, persönliche Krisen, problematische Studienbedingungen sorgen für eine Verlängerung der Studienzeit. Schließlich entscheiden sich auch viele Studenten nach Jahren für einen Fachrichtungswechsel.

Studium als Privileg?

Nun sollen aber in NRW und Baden-Württemberg (BW) ab 2007 die Studiengebühren für alle Studenten eingeführt werden. Wird die Bildung damit zu einem Privileg, das sich nur wohlhabende Familien leisten können? Die Politiker wollen sicherstellen, dass die Gebühren sozial gerecht bleiben. So werden die BaFöG-Empfänger von den Gebühren befreit. Es soll außerdem Studenten ermöglicht werden, zinsgünstige Kredite in Anspruch zu nehmen. Doch treiben die Politiker die Studenten damit nicht in eine Schuldenfalle? Denn 500 bis 600 Euro pro Semester neben allen anderen Ausgaben können die meisten Studenten nicht aufbringen, so dass sie gezwungen sind, Kredite aufzunehmen.

Der Staat verspricht zinsgünstige Kredite. So haben die Studenten in NRW einen Anspruch auf ein Darlehen der NRW-Bank mit einem Zinssatz von unter sechs Prozent. Die Rückzahlung soll erst dann fällig, wenn der Hochschulabgänger mindestens 32.000 Euro im Jahr selbst verdient. Wenn die Erstsemestergebühr bewilligt wird, hätte das Auswirkungen auf die Studenten- und Absolventenzahlen. Die Abiturienten werden sich dreimal überlegen, mit dem Studium anzufangen und die hohe Gebührenlast auf sich zu nehmen. Bei einer Regelstudienzeit von zehn Semestern müsste ein Student 10.000 Euro allein an Studiengebühren aufbringen. Dann müsste er mit diesem Schuldenberg ins Berufsleben starten.

Ja zu den Gebühren

Für die Befürworter der Studiengebühren würden sich durch die Mehreinnahmen die Bedingungen an den Hochschulen erheblich verbessern. Die Qualität der Hochschulen würde steigen. Minister Peter Frankenberg (CDU) hält die qualitative Verbesserung der Hochschulen, mitfinanziert von den Studenten, für sehr wichtig. Schließlich wären die deutschen Studenten damit im internationalen Wettbewerb besser gestellt. Sie könnten dadurch besser bezahlte Jobs finden.

Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium erwartet durch die Gebühren Mehreinnahmen von jährlich 150 Millionen Euro. Damit stünde viel Geld für die Studierenden und die Hochschulen zur Verfügung. Die Qualität der deutschen Hochschulen könnte aber auch nur dann verbessert werden, wenn die Studiengebühren tatsächlich in den Hochschulen Verwendung finden. Die Diskussion über die Verwendung der Studiengebühren ist aber noch nicht abgeschlossen. Den Studenten bleibt es überlassen, ob sie die Last der Gebühren auf sich nehmen oder ob sie in ein Bundesland studieren gehen, dass (noch) keine Gebühren erhebt, wie Bayern, Sachsen oder Schleswig-Holstein. Noch haben sie die Wahl.

16/09/05

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