Im Kastejew-Museum in Almaty können Besucher aus der ganzen Welt eine vielfältige Sammlung an bildender Kunst bewundern. Dabei begeben sie sich auf eine Reise durch die kasachische Vergangenheit. Künstler mit deutschen Wurzeln spielen eine entscheidende Rolle.

Manchmal gleicht die Arbeit eines Kuratoren im Kastejew-Museum die eines Detektiven. „Zur Zeit suchen wir noch nach Informationen zu dem Maler Sulzer. Wir haben das Bild „Porträt Friedrich des Großen“ aus Moskau erhalten, wissen aber nichts über den Maler selbst. Wir würden uns über jede Information freuen.“, erklärt Klara Isabajewa, die durch die Ausstellung führt. Viele Bilder wurden dem Kastejew -Museum ohne die Angabe eines Ursprungs zugesandt.

Der russische Reisende N. Kludow bildete seine Eindrücke vom kasachischen Leben ab. | Bild: Maria Manowski

Isabajewa ist PR-Managerin des Museums und spricht auch deutsch. Sie erzählt, dass sie den Kontakt zu vielen Freunden pflege, die inzwischen in Deutschland leben. Als Kinder seien sie hier zusammen aufgewachsen. Ihre Freundschaften sind auch ein Teil der Geschichte ihres Landes.

Der Fokus der bunten Mixtur aus Dauer- und Sonderausstellungen liegt in der Darstellung kasachischer Kunst. Während im Erdgeschoss die traditionellen Teppiche, Schmuck- und Kleidungsstücke eines Nomadenvolkes Platz finden, beginnt ein Stockwerk höher die riesige Ausstellung von Exponaten aus der Sowjetzeit. Sonderausstellungen widmen sich regelmäßig zeitgenössischen kasachischen Künstlern.

Die Geschichte des Landes findet sich in den ausgestellten Bildern wieder. Das wird besonders bei der Betrachtung der Bilder Abilchan Kastejews, des Namensgebers des Museums, deutlich. Bereits bei der Eröffnung des Museums 1935 stellten die Gründer seine Bilder aus. Diese zeigen das frühere und neue Leben der Kasachen zu Beginn der Sowjetzeit. Kastejew bringt Motive des Nomadenlebens in Gegensatz zu Motiven, die die ländliche Entwicklung und Industrialisierung abbilden.

Ein besonderer Teil der Geschichte Kasachstans waren immer auch Einflüsse aus anderen Regionen. Russische Reisende bildeten das kasachische Leben ab, als der Islam in Kasachstan vorherrschte. Zu jener Zeit war die Abbildung von Gesichtern in Kasachstan noch verboten. Mit der sowjetischen Revolution begann die nationale Kunstschule Kasachstans. Künstler aus Kasachstan wurden in Moskau und Leningrad (heute St. Petersburg) ausgebildet.

Künstler mit deutschen Wurzeln

Kastejew thematisierte das neue Leben der kasachischen Frauen bei der Baumwollernte. | Bild: Maria Manowski

Zu Sowjetzeiten wurden bedeutende Künstler nach Kasachstan umgesiedelt. Unter ihnen war der deutsche Künstler Wladimir Eifert, ehemaliger Leiter des Puschkin-Museums in Moskau. Ein großer Raum ist seinen Bildern gewidmet. Seine Kunst reflektiert in mancherlei Hinsicht den sowjetischen Charakter der 1930er Jahre. Eifert beeinflusste die Entwicklungen der bildenden Kunst im letzten Jahrhundert. Als ethnischer Deutscher wurde er 1941 nach Karaganda zwangsumgesiedelt, wo er auf dem Land arbeiten musste. Dort gründete er einen Kreis von Schülern, denen er das Malen beibrachte. Unter ihnen waren Nikolai Schyrnow, Juri Jewsejew, Alexei Zoi und Juri Korenez.

Eifert ermutigte die Künstler, besonders viel im Freien zu malen. Die Darstellungen von Natur sollten Freiheit und Unendlichkeit symbolisieren. „Die Kunst Zentralasiens begann mit seiner Kunstschule“, sagt Isabajewa.

Internationale Ausrichtung

Die internationale Ausrichtung des Museums hat für Isabajewa hohe Priorität. Dies gilt nicht nur für die Ausstellung international bedeutender Kunstwerke auch aus Deutschland. Gerade einmal 30 Pozent der über 24.000 Exponate sind in den Ausstellungen zu sehen. Das Museum arbeitet auch stetig daran, mehr internationale Besucher zu gewinnen. Führungen, ein Informationsheft und die Internetseite des Museums stehen in Kasachisch, Russisch und Englisch zur Verfügung.

Das “Porträt Friedrich des Großen”von Sulzer gibt den Kuratoren ein Rätsel auf. | Bild: Maria Manowski

So gelingt es dem Kastejew-Museum sowohl internationalen als auch einheimischen Besuchern eine Reise durch die facettenreiche Vergangenheit Kasachstans zu bieten.

Bei der künstlerischen Reise durch das Museum kommt der Besucher ins Staunen. Es wird klar, dass Künstler aus ganz unterschiedlichen Gegenden einander immer wieder beeinflusst haben. Mit ihren Kunstwerken haben sie versucht, das Leben, wie sie es wahrgenommen haben, in eine Form zu bringen. Dies geschah auf sehr unterschiedliche Art und Weise in verschiedenen Stilrichtungen. Die Stile lassen sich nicht immer deutlich einordnen, genauso wenig wie so mancher Künstler. Es bleibt dann bei dem ein oder anderen die Frage offen: Wer war eigentlich dieser Künstler?

Das Staatliche Kastejew-Museum bietet dem Besucher eine Sammlung an kasachischer Kunst (aus der islamischen Zeit und zeitgenössisch), mehr als 24.000 Arbeiten aus der Sowjetzeit (1920-1990) und russische und westeuropäische Werke aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Exkursionen werden in Kasachisch, Russisch und Englisch angeboten. Noch bis Ende Juli können die Bilder von Sainutdin Jussupow in einer Sonderausstellung besichtigt werden. Ab dieser Woche ist eine Ausstellung zur religiösen Architektur des Islams zu sehen. Das Museum veranstaltet außerdem einmal im Monat eine Musik-Vernissage. Dazu lädt die Direktorin verschiedene Künstler ein. Ebenso wechseln die Ausstellungen im Museum monatlich.

Von Alexandra Reinig und Maria Manowski

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