Perfektion und Schlendrian liegen in Almaty dicht beieinander. Der Kommerz schreitet zwar unaufhaltsam voran. Aber längst nicht jede Servicekraft macht dabei mit. So lerne ich als schnöde Deutsche, dass hier Parks nicht nur grün, Einkaufsmeilen nicht nur Handelsplätze und Bergwipfel nicht nur Aussichtspunkte mit Stadtblick und schönem landschaftlichen Panorama sind.

Stattdessen steppt an diesen Orten buchstäblich der Bär und klingeln die Kassen: Sommerrodelbahn, Riesenrad, Kinderhüpfburg und Schwanenkarussel scheinen die Menschen auf dem Hausberg Kök Töbe ebenso magnetisch anzulocken wie Achterbahnen und Spielautomaten in Einkaufsmeilen. Und nicht zu vergessen sind die mit lautstarker Musik scheinbar rastlos durch Parks rollenden farbenfrohen Bahnen für Kinder. Mit allen diesen wohl der modernen Zivilisation geschuldeten Attraktionen steht also zumindest in der zentralasiatischen Metropole perfekt organisiertes Freizeitvergnügen auf dem Plan. Viel beschwerlicher gestaltet sich jedoch hingegen der Erwerb einer mit Geld aufladbaren Busfahrchipkarte. Diese ist hier zum Benutzen von Bus, Metro und Straßenbahn zwingend erforderlich. Nachdem ich nämlich nach einem kilometerlangen Fußmarsch durch die Stadt eine Verkaufsstelle erblicke, wird die gerade langsam in mir empor steigende Euphorie schon bald wieder ausgebremst. Die Verkäuferin schwenkt nach Abschluss ihres etwa zehnminütigen Telefonates auf sehr anschauliche Weise eine leere Plastiktüte durch die Luft. Ich realisiere, dass es hier heute wohl keine Busfahrchipkarte mehr gibt, und begebe mich weiter auf die Jagd nach dieser.

Elke Kögler ist deutsche Journalistin und erkundet derzeit Kasachstan.

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