Deutschlands neuer Generalkonsul in Almaty hat die europäische Einigung von Jugend an miterlebt. Europa bedeutet für ihn „Freiheit und Sicherheit, Vielfalt und Lebensart“.

Als Michael Grau 1955 im westfälischen Dorsten geboren wurde, war der Grundstein für die spätere Europäische Union mit dem Vertrag über die Montanunion zwar bereits gelegt. Geeint war der Kontinent allerdings noch lange nicht, Grenzkontrollen zu Italien, zu Frankreich waren Alltag. Und so erinnert sich Michael Grau, der im September seinen Dienst als neuer deutscher Generalkonsul in Almaty antrat, an die 1960er und 1970er Jahre als eine Zeit, in der erste eigenständige Reisen als Jugendlicher und junger Erwachsener mit der zunehmenden Öffnung von Grenzen zusammenfielen.

„Für uns war dieses Europa noch nicht selbstverständlich wie für die spätere Generation“, erinnert sich Michael Grau, der den Heimatkontinent mit „Freiheit und Sicherheit, Vielfalt und Lebensart“ verbindet. Dass Michael Grau als deutscher Diplomat mit einer französischen Staatsbürgerin verheiratet ist, empfindet er dagegen als Normalität: „Zu meiner Zeit war das nie ein Problem.“ 30, vielleicht sogar 50 Prozent der Ehen von Mitarbeitern im Auswärtigen Dienst seien binational, schätzt Michael Grau – das bringe der Beruf mit Auslandseinsätzen in jungen Jahren einfach mit sich.

Eine Telefonnummer für Europa

In Almaty vertritt Michael Grau die Bundesrepublik Deutschland. Auf seiner vorherigen Station als Botschafter in Panama repräsentierte er daneben ein halbes Jahr auch die Europäische Union – die Rotation innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten wollte es so. Der amerikanische Außenminister Henry Kissinger hatte einst die pointierte Frage gestellt, unter welcher Telefonnummer er denn den „europäischen Außenminister“ erreichen könnte.

Das komplizierte System, nach dem die EU-Länder ihre gemeinsame Vertretung im Ausland regelten, trug sicher nicht immer zur Wahrnehmung des Staatenbundes als politsche Einheit bei.

Mit der Unterzeichnung des Vertrages von Lissabon im Jahr 2007 soll sich das jedoch ändern. Ein europäischer diplomatischer Dienst ist im Aufbau. In Astana existiert bereits eine Delegation der Europäischen Union. Diese stärkere Sichtbarkeit von Europa nach außen, so Michael Grau, sei von Deutschland politisch auch gewollt.

Kann die europäische Einigung ein Vorbild für Zentralasien sein? „Wir sagen zumindest: seht euch die europäische Einigung an als ein Beispiel, wie man zum gemeinsamen Nutzen Kompromisse schließen kann“, erläutert Michael Grau die deutsche Position gegenüber Zentralasien. Als Beispiel für deutsches Engagement nennt er die Berliner Wasserinitiative, die zu einem umweltbewussten, nachhaltigen und rücksichtsvollen Umgang mit der Ressource Wasser beitragen will – zum Nutzen aller Staaten in der Region.

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Zur Person: Michael Grau

Aus Panama bis nach Almaty ist es eine Reise um die halbe Welt. Generalkonsul Michael Grau fühlt sich nach eigenem Bekunden allerdings, als sei er „zurückgekommen“: von 2003 bis 2006 war er bereits Generalkonsul in Nowosibirsk und lernte seinerzeit auch Almaty kennen. An der Stadt besonders aufgefallen sind ihm „nette, junge, modisch gestylte, unternehmerisch engagierte“ Menschen.

Von Robert Kalimullin

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