„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Unser kasachstandeutscher Autor Eldar Zekrist zitiert den österreichischen Philosophen und Logiker Ludwig Wittgenstein. Er kommentiert die Situation der lingualen Vielfalt in Kasachstand und stellt sich die Frage: Wie kann man sich für das Sprachenlernen motivieren?

Die Bedeutung der Fremdsprachen in der heutigen Zeit ist sehr hoch. Eine fremde Sprache zu beherrschen ist nichts Besonderes mehr, sondern allzu gewöhnlich. Wer mehrere Sprachen spricht, hat mehr Möglichkeiten. Für uns ergeben sich neue Wege in allen Bereichen unseres Lebens. Wenn wir Sprachen lernen, erwerben wir auch neue Sichtweisen auf die Welt. Neben beruflichen Vorteilen, bietet Sprachkenntnis kulturelle, beziehungsweise persönliche Entwicklung.

Jung übt sich

Ideal ist es, eine Fremdsprache schon in der Kindheit zu erlernen. Kinder verdauen Informationen offenbar viel leichter. Aber es ist nie zu spät, mit dem Lernen anzufangen. Und jede weitere Sprache wird leichter als die vorherige erlernt. Mit einer Sprache beherrscht der Mensch ein System von Regeln und Reihenfolgen. Das entwickelt das Gehirn, schult das Gedächtnis.

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Für das Erlernen der Sprache sind Motivation und ein konstantes Interesse wichtig. Deswegen lohnt es sich, Veranstaltungen wie den Tag der europäischen Sprachen zu besuchen. Dieser findet jährlich im Herbst in Almaty statt. Informationen dazu findet man zum Beispiel über das Goethe-Institut oder das British Council.

Reichtum multiethnischer Bevölkerung

Die Republik Kasachstan ist ein typischer multiethnischer Staat. Von den GUS-Staaten ist nur Armenien ein nahezu monoethnischer Staat (96% armenische Bevölkerung).
Die höchste ethnische Mannigfaltigkeit gibt es vor allem in Russland und Kasachstan. Die Kasachen bilden die Mehrheit der Bevölkerung (66,48 %). Weitere große Volksgruppen, die im Land leben, sind Russen (20,61 %), Usbeken (3,11 %), Ukrainer (1,64 %), Uiguren (1,45 %), Tataren (1,15 %) und andere. In Kasachstan leben mehr als 100 Völker zusammen. Das Land wird oft mit den USA verglichen, wo ebenfalls eine sehr große Zahl an Volksgruppen zu Hause ist.

Der Wettbewerb der Sprachen

Der Präsident der Republik Kasachstan, Nursultan Nasarbajew, führte in Sachen Sprachpolitik das Beispiel der USA an. Menschen, die in die USA migrieren und dort leben, würden alle Englisch beherrschen. Mit dieser Aussage will er eine Parallele zu Kasachstan herstellen. Hier soll die verbindende Sprache das Kasachische sein. Viele Einzelbeispiele zeigen, dass auch Russen, Tataren oder gar Deutsche erfolgreich kasachisch sprechen.

Solche Musterbeispiele werden vom Staat auch gern für Kampagnen zur Förderung der kasachischen Sprache genutzt. Gleichzeitig werden Englisch und Chinesisch in staatliche Förderprogramme einbezogen. Weitere Fremdsprachen, wie etwa Deutsch, was ursprünglich in der Top-3 war, müssen sich heute bereits in zweiter Reihe aufstellen und um ihren Platz in der Sprachpolitik Kasachstans kämpfen.

Herausforderung Sprachenspagat

In Kasachstan wird die Politik der Dreisprachigkeit verfolgt: Kasachisch, Russisch und Englisch. Diese Aufgabe hat der Präsident an die Jugend gestellt. Natürlich gibt es einige Schwierigkeiten bei dieser Aufgabe: Während in Kasachstan die kasachische und die russische Sprache Teil des persönlichen als auch öffentlichen Lebens sind, sieht es bei Englisch etwas anders aus. Deshalb ist es notwendig, in den Bildungseinrichtungen die entsprechende sprachliche Umgebung zu schaffen. Um nachhaltige Lernergebnisse zu bekommen, sind aber nicht nur die Praxis der Fremdsprache im Sprachunterricht, sondern auch Übung im Alltag, auf Reisen oder gar ein Auslandsaufenthalt erforderlich.

Wirtschaftskraft Sprachen

Laut der Studie „Sprachenvielfalt – Ressource und Chance“ des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus dem Jahr 2012, führt das Beherrschen von zwei oder mehreren Sprachen zu höheren Löhnen und zum Anstieg des Beschäftigunsniveaus in der Bevölkerung. So ist das Erlernen von Fremdsprachen mit Wachstum und Entwicklung von jedem Menschen, dem Staat und zwischenstaatlichen Beziehungen unmittelbar verbunden.

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Die junge Generation lernt Fremdsprachen am einfachsten. Dafür werden in Kasachstan nach und nach die Bedingungen geschaffen. Aber es gibt dennoch eine große Anzahl von Menschen, die entweder keine Möglichkeit oder nicht den Wunsch haben, eine fremde Sprache zu lernen. Überhaupt hängt vieles von der Einstellung des Menschen selbst ab. Wenn er wirklich etwas erreichen will, macht er alles dafür.

Selbststudium und Tandems

Interessierte Menschen können sich auch immer dem Selbststudium widmen. Es gibt unzählige Webseiten zum Erlernen und Üben von Sprachen. Eine davon ist z.B. lingualeo.com. Nach der Registrierung gibt es die Möglichkeit, verschiedene Übungen zu machen und die Regeln zu erlernen. Wenn man schon mehr Sprachpraxis braucht, ist eine Webseite wie www.internations.org zu empfehlen. Das ist die Vereinigung der Expats. Ein Expatriate (in abgekürzter Form, expat) ist eine Person, die vorübergehend oder dauerhaft ihren Wohnsitz in ein anderes Land (und in eine andere Kultur) verlegt. Man kann auf dieser Plattform fast immer einen interessanten Menschen finden, um im Tandem die gewünschten Sprachkenntnisse zu verbessern und sich über Kulturen auszutauschen.

Ich persönlich fühle mich stark, wenn ich eine Fremdsprache spreche und weiß genau, welche meine nächste sein wird: Italienisch. Und Ihre?

Unser Autor Eldar Zekrist ist Kasachstandeutscher und bestritt sein Diplom in Internationalen Beziehungen an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty. Neben Sprachen gilt seine Leidenschaft der Fotografie.

Redigiert und inhaltlich vertieft von der DAZ-Redaktion.

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