In der Sowjetunion war Deutsch die erste Fremdsprache. In Kasachstan wird dieser Platz mittlerweile von Englisch eingenommen. Gründe dafür sind die Hoffnung auf bessere Karrierechancen, aber auch die offizielle kasachische Bildungspolitik.

/Bild: Kristina Ogonjanz. ‚Die Wahl zwischen Englisch und Deutsch fällt in Kasachstan immer häufiger zugunsten der ersteren Sprache aus.’/

Immer weniger Kasachstaner wollen Deutsch lernen. Nach Angaben des Goethe-Instituts Almaty ist die Zahl der Lernenden im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr um etwa die Hälfte gesunken. Die Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Almaty, Dr. Alix Landgrebe bestätigt: „Jedes Jahr gibt es weniger und weniger Leute, die Deutsch lernen.“

Ähnlich sieht die Situation in kasachischen Schulen und Universitäten aus. An der Universität für internationale Beziehungen und Weltsprachen wählten von dreihundertneunundsechzig Studenten der romanisch–germanischen Fakultät nur dreiundfünfzig das Fach Deutsch.
„Diese Tendenz ist besorgniserregend. Früher, zu sowjetischen Zeiten, war Deutsch die erste Fremdsprache. Jetzt habe ich im ersten Studienjahr nur eine Gruppe,“ erklärte der DAAD – Lektor dieser Universität, Gerwin Maag.

Statt Deutsch lernen kasachische Schüler und Studenten lieber Englisch. Für Anglistik und Amerikanistik sind im Moment allein zweihundertvierundsechzig Studenten eingeschrieben. „Ich lerne Englisch, weil ich damit in Zukunft leicht eine Arbeitsstelle finden kann“, sagt eine neunzehnjährige Anglistikstudentin.

„Wir lernen Englisch, weil es sinnvoll ist.“ Ainura, eine Schülerin der achten Klasse aus der dreizehnten Schule des Auesow-Bezirks, erklärt, warum sie Englisch dem Deutschen vorzieht: „Wir können mit Englisch einen guten Job finden. Und wenn wir dazu noch Russisch können, dann ist das sehr gut für unsere Zukunft.“

Deutsch nur mit konkretem Ziel

Eine Ursache dafür, dass junge Leute in Kasachstan statt Deutsch lieber Englisch lernen, liegt auch in der Politik des Staates. „Unser Präsident hat gesagt, dass die Leute heute mindestens drei Sprachen beherrschen sollten: Kasachisch, Russisch und Englisch. Und jetzt haben die Leute diese Worte nicht richtig gedeutet und lernen nur diese drei Sprachen, aber nicht Deutsch“, erklärt eine Lehrergruppe aus den Dörfern Usunagasch und Karasu. Es gibt nur zwei DSD-Schulen in Almaty, in denen Deutsch als erste Fremdsprache unterrichtet wird. Der Rest sind Linguistikschulen mit Englisch als erster Fremdsprache.

Die meisten Leute, die Deutsch lernen, verbinden damit bestimmte Ziele. Ziel Nummer eins ist, in Deutschland zu studieren oder sogar zu leben. Gulsar, Sekretärin am Goethe-Institut Almaty: „Die meisten Leute, die zu uns ins Goethe-Institut kommen, haben weitergehende Ziele .Sie brauchen Deutsch für die künftige Ausbildung in Deutschland oder um in Deutschland zu leben“ Aber das ist nicht immer so. Lena, ein Mädchen, das ein Dolmetscherstudium absolviert, sagt: „Ich lerne Deutsch, weil ich Tokio Hotel mag.“

Der Text ist während des Aufbauseminars zur II. Zentralasiatischen Medienwerkstatt in Almaty entstanden.

Von Kristina Ogonjanz

09/01/09

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