Seit Anfang September arbeitet Christine Karmann als neue ifa-Redakteurin bei der DAZ. Sie studierte in Bamberg und St. Petersburg Europäische Wirtschaft und arbeitete nach Abschluss ihres Studiums zwei Jahre als Boschlektorin und Regionalkoordinatorin in Odessa, Ukraine.

/Bild: Inga Mantler. ‚Auf gute Zusammenarbeit – die russische Chefredakteurin Olesja Klimenko und die Redakteurin des deutschen Teils der DAZ Christine Karmann.’/

Christine, hattest du nach zwei Jahren im Ausland kein Heimweh nach Deutschland?

Im Gegenteil. Als ich mich im Frühjahr beworben habe, wollte ich unbedingt wieder eine interessante und abwechslungsreiche Arbeitsstelle im Ausland. Da ich in meiner Zeit als Boschlektorin auch mit Begeisterung als Korrespondentin für n-ost über die Ukraine und Moldau geschrieben habe und vorher schon einige Praktika bei Zeitungen, Online-Redaktionen und im PR-Bereich gemacht habe, war die Stelle als ifa-Redakteurin meine Traumstelle.

Wie gefällt dir die DAZ?

Ich finde es toll, dass eine russisch-deutsche Zeitung in Zentralasien gibt, die sich mit ethnischen Minderheiten und der Völkerverständigung beschäftigt.

Hast du auch schon Ideen, wie du die DAZ weiterentwickeln möchtest?

Ich würde gerne den Lesern mehr Möglichkeiten geben, sich an der Zeitung zu beteiligen. Wir freuen uns immer über Leserbriefe, Kommentare, Fragen, Veranstaltungshinweise und schöne Fotos (mindestens 300 kB). Ich möchte die Leser gerne auffordern, uns Materialien in Deutsch oder Russisch an die folgende Email-Adresse: redaktion@deutsche-allgemeine-zeitung.de zu schicken.

Was sind deine ersten Eindrücke von Kasachstan?

Als ich im Flugzeug saß, war es schon komisch, nicht mehr nach Odessa ans Schwarze Meer zurückzukehren. Aber dann habe ich die schneebedeckten Berge gesehen und mich sofort in sie verliebt.

Warst du auch schon in den Bergen?

Ja, am Wochenende sind wir zum Großen Almatiner See gewandert. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen, da ist es sehr flach, und es gibt höchstens einige Kohlenberge, so dass ich absoluter Anfänger bin. Der Aufstieg ist schon sehr steil, die Einheimischen gehen einfach auf der Wasserleitung, so mutig war ich noch nicht, ich habe mich am Rand der Leitung entlang gehangelt, aber oben am glasklaren hellblauen See mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund war es schon märchenhaft. Ich möchte gerne öfter solche Touren machen, auf dem Rückweg war ich ganz traurig, da ich mir bereits jetzt gar nicht vorstellen kann, irgendwann die Berge zu verlassen.

Hast du auch schon Kasachstaner kennengelernt?

Mit einigen habe ich schon gesprochen. Die temperamentvollen Südländer in Odessa haben mich vor der Ruhe auf den Straßen gewarnt, aber ich habe die Almatiner als sehr offen, freundlich und hilfsbereit erlebt.

Was wusstest du vorher von Kasachstan?

Mir war bekannt, dass es ein riesiges Land mit einer aufstrebenden Industrie ist und sich gleichzeitig durch eine vielfältige Natur auszeichnet.

Ist dir auch schon etwas Lustiges in Kasachstan passiert?

Ich bin ja erst eine Woche in Almaty, aber für mich ist die Orientierung in einer Stadt mit einem schachbrettartig Grundriss eine ständige Herausforderung. In Almaty habe ich die Richtungsangaben nach oben (in Richtung Berge) und nach unten (von den Bergen weg) schnell gelernt. Ausgerüstet mit diesen Infos, habe ich mich Ende der Woche nach dem Einkaufen auf eine Abkürzung gewagt. Als ich vor meiner potentiellen Haustür stand, war ich ganz enttäuscht, da sie nicht hellblau sondern braun war. Auch nach drei Runden durch das Wohnviertel, fand ich meine hellblaue Haustür nicht, so dass ich zurückging und den bekannten Weg einschlug. Als ich wieder vor der braunen Haustür stand, war meine Überraschung groß. Mit letzten Kräften fragte ich einige Bewohner vor dem Haus, ob die braune Tür hellblau sei, worauf sie anfingen zu lachen und meinten, sie wäre heute braun gestrichen worden.

Kannst du dich gut in Russisch verständigen?

Ich habe schon in der Schule Russisch als dritte Fremdsprache nach Englisch und Französisch gelernt, eigentlich eher zufällig, weil die Schwester meiner Freundin, meinte, dass man in diesem Fach gute Noten bekommt. Am Anfang ist mir die Sprache sehr schwer gefallen. Ich musste mich erst an die kyrillischen Buchstaben gewöhnen und auch an die fremde Kultur. Ich erinnere mich noch, dass wir einen Text gelesen haben und nach der deutschen Übersetzung des Wortes Datscha gefragt habe. Je mehr ich in die osteuropäische Kultur eingetaucht bin, desto mehr faszinierte mich die mir bis dahin unbekannte Welt. Immer noch verbesserungswürdig ist meine Aussprache, das R will bei mir einfach nicht rollen und in die Tiefen der Grammatik, vor allem der Verbformen bin ich bis jetzt noch nicht vorgedrungen.

Wenn du mal entspannen möchtest, was machtest du dann?

Am liebsten Lesen. Auf Bewerbungsfragen nach meinem Lieblingsautor oder welche Zeitungsseiten ich als erstes aufschlage muss ich mich immer vorbereiten, da ich an allen Informationen interessiert bin und von der Werbebroschüre über Tageszeitungen bis hin zur schöngeistigen Literatur alles mit Begeisterung lese. Ansonsten gehe ich gerne ins Fitnessstudio oder einfach spazieren.

Was möchtest du in Kasachstan noch sehen?

Ich würde gerne auch mal raus aus der Stadt in die Steppe und vielleicht ein Kamel sehen. Bei meinem früheren Chef, der auch viel in Zentralasien unterwegs ist, standen im Büro immer lauter Plüschkamele und Jurten. Mein erstes Souvenirkamel habe ich bereits erstanden. Es erinnert mich täglich an meine Reisepläne.

Mit diesem Interview stellt sich Christine Karmann den Lesern der DAZ vor.

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Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) ist die weltweit agierende Einrichtung in Deutschland für Kulturaustausch, Dialog der Zivilgesellschaften und außenkulturpolitische Information. Es will mit seinem Programmbereich Integration und Medien zivilgesellschaftliche Strukturen in Mittel-, Südost- und Osteuropa im Prozess der europäischen Einigung stärken. Dazu unterstützt es unter anderem das kulturelle Leben deutscher Minderheiten, insbesondere durch Projekte in den Bereichen Jugend, Medien, Kultur und Bildung sowie durch die Entsendung von Kulturmanagern, Redakteuren und Medienwirten.

18/09/09

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