Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur unsere Aussprache, sondern auch allzu oft unser andersartiges Vokabular. Dieses lässt sich wiederum nicht selten darauf zurückführen, dass wir Österreicher gerne Wörter aus anderen Sprachen stehlen. Unser gestohlenes Wort der Woche lautet Strizzi.

So unschuldig und freundlich dieses Wort vielleicht auch klingen mag, aber wenn einem in Wien von einem Strizzi erzählt wird, dann sollte man gut zuhören. Dieses Wort hat nämlich nichts mit einem köstlichen, österreichischen Striezel gemeinsam – dem vor allem zu Ostern beliebten, geflochtenen Hefezopf. Beim Strizzi handelt es sich nicht etwa um eine Mehlspeise, sondern vielmehr um einen Zuhälter.

Der Ausdruck klingt zwar vielleicht so wienerisch, dass man im ersten Moment gar keine ausländischen Wurzeln bei diesem Wort vermuten würde, aber natürlich haben wir uns auch den Strizzi nicht selbst ausgedacht. Der Begriff kommt vom tschechischen strýc, was wortwörtlich Onkel bedeutet.

Zugegebenermaßen hat der tschechisch-deutsche Zuhälteronkel aber noch eine weitere Entwicklung durchgemacht: Vom bloßen Zuhälter hat sich Begriff ausgeweitet und kann auch für Kleinkriminelle verwendet werden. Und weil Kleinkriminelle ja doch nichts anderes als erwachsen gewordene Lausbuben sind, kann man auch einen ungezogenen Bengel Strizzi nennen.

Ja, eine bisschen fragwürdig ist diese Bedeutungsentwicklung natürlich schon, vom Onkel über den Zuhälter zum Lausbuben. Aber wie so vieles in Wien sollte das vielleicht nicht im Detail beleuchtet werden.

Rafaela Lobaza

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