Auch Osteuropa und Zentralasien sind vom fortschreitenden Klimawandel stark bedroht. Treibhausgase und globale Erwärmung haben besonders verheerende Folgen für höher gelegene Staaten, wie zum Beispiel das Gebirgsland Kirgisistan. Forscher sagen jetzt ein Absinken des Wasserspiegels des zweitgrößten Gebirgssees der Erde um 27 Meter voraus.

/Bild: Alexander Klar. ‚Baden im Issyk-Kul, 1.609 Meter über dem Meeresspiegel: Dieses Vergnügen könnte späteren Generationen verwehrt sein.’/

Besonders in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion seien die Vorbereitungen auf die Folgen des Klimawandels aufgrund von früherem Umwelt-Missmanagement und oft miserabler Infrastruktur unzureichend, heißt es in einem Weltbank- Bericht. Schon kleine Änderungen im Klima könnten etwa in Osteuropa einschließlich Russland und Zentralasien verheerende Folgen haben – wie Hochwasser, Dürren, Hitzeperioden, Stürme und Waldbrände. Die Region müsse endlich Strategien zur Anpassung an den Klimawandel entwickeln.

Auswirkungen auf das Kaspische Meer

Die Erderwärmung werde in Europa nicht nur die Mittelmeerländer sondern immer stärker auch Länder nördlich davon erfassen, sagte die Autorin einer Weltbank-Studie, Marianne Fay. Mitte des Jahrhunderts würden Polen oder Ungarn genauso viele heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius erleben wie heute Spanien oder Sizilien. „Viele Länder leiden heute schon unter Winterfluten und Sommerdürren, dabei gibt es für Südosteuropa und Zentralasien ein Risiko für ernste Wasserengpässe.”

Ein Anstieg des Meeresspiegels werde sich auch im Baltischen Meer, der Ostadria und der türkischen Mittelmeerküste, dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer auswirken, sagte Fay. Polen sei mit seiner dicht bevölkerten und niedrig liegenden Küstenregion besonders gefährdet. Zu Zeiten der kommunistischen Sowjetunion sei wirtschaftliches Wachstum in Missachtung der Umwelt verfolgt worden. So sei etwa Usbekistan zu einem der größten Baumwollproduzenten der Welt aufgestiegen, aber auf Kosten der Zerstörung des Aral-Sees.

Halb so viel Wasser in den Flüssen

Experten der Vereinten Nationen prognostizieren einen Rückgang des Wasserspiegels des Issyk-Kul um 27 Meter als Folge der globalen Erwärmung. Nach den Worten des Vorsitzenden der ständigen Vertretung der UN-Entwicklungsorganisation PROON in Kirgisistan, Nato Alchasischwili, haben die Aufheizung der Atmosphäre und der Ausstoß von Treibhausgasen besonders für Bergstaaten wie Kirgisistan kritische Konsequenzen. In der Kirgisischen Republik hat sich im Zuge des ökonomischen Niedergangs seit 1990 die Emmission von Treibhausgasen praktisch halbiert. Das bleibe allerdings durch die Zunahme des weltweiten Ausstoßes praktisch ohne Wirkung. Zentralasien würde stattdessen unter den Emissionen von Ländern wie beispielsweise China und den USA leiden.

Für die Erstellung der Prognose wurden Klimadaten der letzten hundert Jahre herangezogen. Gleichzeitig wurde die 2003 erstellte Mitteilung überarbeitet und neu interpretiert. Nach Meinung der Forscher könnte die Zahl der Gletscher Kirgisistans im schlimmsten Falle von 8.200 (Mitte des 20. Jahrhunderts) bis zum Jahr 2100 auf 142 sinken. Ihr Gesamtumfang würde sich bis dahin von 417,5 km3 im Jahr 2000 auf 40 bis 100 km3 verringern. Dabei könnte die Wassermenge der Flüsse bis zum Ende des Jahrhunderts fast um die Hälfte abnehmen und 24 bis 33 km3 statt gegenwärtig 48,6 km3 pro Jahr betragen. Der Wasserspiegel des Issyk-Kul würde als Folge dessen um 27 Meter sinken.

Nach Meinung der Forscher würde der abnehmende Wasserzufluss zunächst vor allem die bereits vorhandenen Unstimmigkeiten unter den zentralasiatischen Staaten in Fragen der Wasserpolitik vertiefen. Kirgisistan habe einen vergleichsweise geringen Wasserverbrauch. Die Hauptverbraucher seien die tiefer liegenden Staaten wie Usbekistan und Kasachstan. Zur Sprache kam auch die infolge des abnehmenden Wasserzuflusses zu erwartende Verödung ganzer Landstriche: Die Fläche von Wüsten beziehungsweise Halbwüsten in Zentralasien könnte sich bis zum Jahr 2100 verdoppeln. (Kasachstan Today / DAZ / dpa)

12/06/09

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