Das Weltwährungssystem ist gegenwärtig von einer ganzen Reihe von Turbulenzen gekennzeichnet, die den Wirtschaftsakteuren das Leben nicht gerade erleichtert. Der Euro leidet unter der Möglichkeit, dass die europäische Währungsunion als Folge der nach wie vor ungelösten Staatsschuldenkrise der südlichen Länder irgendwann auseinanderbrechen könnte. Der Dollar leidet als Ergebnis einer Wirtschaftslage, die der US-Notenbank für mindestens eins, zwei Jahre keine Möglichkeit lässt, von ihrer Nullzinspolitik abzugehen. Das wäre infolge der gestiegenen Inflation aber notwendig, Geld ist in den USA ganz einfach zu billig.

Ganz anders ist die Situation in den Ländern, die bisher Dollar und Euro eher als Reservewährung benutzt haben. Das ist eine Reihe von Schwellenländern, darunter vor allem China, aber auch viele Anleger aus westlichen Ländern suchen nach Alternativen zu ihren bisherigen Anlagevarianten. In der Folge gab es in den letzten Monaten einen förmlichen Run auf den Schweizer Franken, den japanischen Yen und den brasilianischen Real. Die hohe Nachfrage nach diesen Währungen hat deren Wechselkurse in sehr kurzer Zeit so weit nach oben getrieben, dass sich daraus nun eine ganze Reihe von Nachteilen für die internationale preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Erzeugnisse aus diesen Ländern ergeben.
In ausländischen Währungen sind die Erzeugnisse, deren Produktion in einer der drei genannten Währungen erstellt wird, drastisch teurer geworden, was die Nachfrage naturgemäß stark sinken lässt. Allein der Schweizer Franken hat in den letzten etwa 20 Monaten um 50 Prozent aufgewertet, was in so kurzer Zeit natürlich kein Unternehmen durch Kostensenkungen ausgleichen kann. Die Schweizer Notenbank bemüht sich deshalb auch intensiv, den unerwünscht hohen Zustrom ausländischen Geldes irgendwie zu stoppen. Zuviel Geld ist also auch nicht gut.

Ausgehend von den realen Welthandelsströmen, die ja die materielle Grundlage der Devisenströme sind, müsste der chinesische Yuan schon eine sehr aktive Rolle spielen, er ist im Moment jedoch absolut keine Alternative. Zum einen hat China seine Währung an den Dollar gekoppelt, so dass der Yuan mit dem Dollar abwertet, zum anderen denkt die chinesische Führung im Moment noch gar nicht daran, eine aktivere Rolle bei der Steuerung der Weltdevisenströme einzunehmen, weil das natürlich immer auch mit Risiken verbunden ist.

Bisher hatte die unerwartet starke und schnelle Erholung der Weltwirtschaft nach der Finanzkrise die Probleme der Aufwertungsländer begrenzt, doch nun scheint die Schallmauer erreicht zu sein: Infolge der starken Aufwertung droht einigen Staaten eine Rezession, weil ihre im Inland gefertigten Produkte kaum noch zu kostendeckenden Preisen im Ausland verkauft werden können. Und das nicht etwa wegen verschlechterter sachlicher Wettbewerbsfähigkeit, sondern ausschließlich infolge der Wechselkursveränderungen als Reaktion auf die ungelösten Finanzprobleme der wirtschaftlichen Riesen USA und EU.

Der Wettbewerb wird also rauer, kein Land, kein Unternehmen will freiwillig schwer erkämpfte Marktanteile durch nicht selbst verschuldete Einflüsse verlieren. Da auch die Regierungen nicht unbegrenzt den oft irrationalen Devisenmarktprozessen zuschauen können, ist zu erwarten, dass die Neigung zunehmen wird, die eigene Wirtschaft durch Abwertungen der nationalen Währungen konkurrenzfähig zu halten, kurzum, es droht ein Abwertungswettlauf. Wenn er – wie im Falle der USA – durch die Märkte selbst verursacht wird, ist das ja noch hinnehmbar.
Setzen jedoch die Notenbanken dieses Instrument von sich aus ein, kann das Weltfinanzsystem sehr schweren Belastungen entgegengehen. Historische Erfahrungen dazu gibt es. Die späten 1920er Jahre mahnen, man muss sich jedoch dieser negativen historischen Erfahrungen auch bewusst sein.

Bodo Lochmann

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