Russland und die zentralasiatischen Staaten sind historisch, kulturell, politisch und wirtschaftlich verbunden. Die Kooperation in diesen Bereichen hat sich nach der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Staaten unterschiedlich entwickelt. Während Russland mit Kasachstan stabile politische Beziehungen unterhalten hat, waren die Beziehungen zu Usbekistan und Turkmenistan nicht immer stabil.

Für Kirgisistan und Tadschikistan gilt Russland als wirtschaftlicher Sicherheitsgarant. Dies hat seine Folgen auf die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten. Der russische Präsident Boris Jelzin war in seiner ersten Amtszeit an der Region kaum interessiert. Im Zuge des russischen Transformationsprozesses zielte seine Politik auf die Schaffung der unabhängigen Wirtschaft Russlands, die sich am Aufbau der engen Kooperation mit westlichen Ländern orientierte. Deshalb verfolgte sein Wirtschaftler Jegor Gaidar den wirtschaftspolitischen Kurs, dessen Folge die Zerstörung des gemeinsamen sowjetischen Systems für Handel und Währung war.

Politische Einflussfaktoren

Abbildung 1: der Trend des Außenhandelsvolumens zwischen Russland und Zentralasien 1992-2015 in $ Mrd. | Quelle: Russian Federation Federal Statistics Service, Russia in Figures 2016

Faktisch führte diese Politik zur totalen Senkung der Handelsbilanz von 60 Mrd. Dollar 1991 auf 6,3-6,7 Mrd. 1993 zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten. Die Abbildung 1 zeigt deutlich die Tendenz, wie das Außenhandelsvolumen in diesem Zeitraum abnahm. Bis 2002 sind keine signifikanten Änderungen im Außenhandel zu bemerken.

Hier ist es zu beachten, dass der Handel mit allen zentralasiatischen Staaten einen sehr geringen Anteil im gesamten russischen Außenhandel ausmacht. Es ist die sogenannte „Primakov Doktrin“ jener Zeit zu erwähnen, auf deren Basis Russland neben seiner militärischen Präsenz in Zentralasien dem Transit des kasachischen Erdöls und turkmenischen Erdgas durch das Territorium Russlands einen wesentlichen Akzent zu geben begann.

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Trotz dieser Wirtschaftsstrategie sank das Handelsvolumen weiterhin und betrug 1999 nur 3,7 Mrd Dollar. Diese Tendenz dauerte an, bis Putin an die Macht kam. Die Neueinstellung Russlands durch Putin in der internationalen Arena ermöglichte den Beginn einer engen wirtschaftlichen Kooperation mit den ZA-Staaten. Russland unterzeichnete strategische Abkommen mit diesen Ländern und ab 2003 konnte man die Ergebnisse sehen. Das Handelsvolumen erhöhte sich signifikant und dauerte bis zur Finanzkrise im Jahr 2009 an. Mit einem kleinen Rückgang während der Krise verbesserte sich die Situation ab 2011 und erreichte einen Höhepunkt 2013 mit fast 25 Mrd. Dollar. Danach sank das Handelsvolumen erneut aufgrund der Senkung der Erdölpreise auf dem Weltmarkt und die Sanktionen gegen Russland durch die Ukraine-Krise sowie den Syrien-Krieg.

Schwankungen des Handelsvolumens mit Russland

Prozentanteil des gesamten Exports und Imports zwischen Russland und den einzelnen zentralasiatischen Staaten 2014 in $ Mrd. und Mio. | Quelle: The Observatory of Economic Complexity 2016.
Prozentanteil des gesamten Exports und Imports zwischen Russland und den einzelnen zentralasiatischen Staaten 2014 in $ Mrd. und Mio. | Quelle: The Observatory of Economic Complexity 2016.

Wenn man sich das Handelsvolumen für den gesamten russischen Export und Import in Prozenten ansieht, wird das gesamte Bild der wirtschaftlichen Zusammenarbeit deutlich (Abbildung 1). An der Grafik ist erkennbar, dass der russische Export nach ZA zwischen 2,5-4,5% seines gesamten Exports ausmacht, wobei der Anteil des Imports zwischen 2-3% liegt. Aber in den Jahren 1997-2000 lag der Import bei mehr als 8%, während der Import unter 4% lag. Die Gründe dieser Tendenz sind die Zurückzahlung von Staatsschulden von den ZA-Staaten an Russland und die Reduzierung ihrer Importe aus Russland.

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Außerdem gab es ein großes Defizit an Hartwährung in dieser Zeit, weswegen Tauschhandel betrieben wurde, was als Folge den gemeinsamen Exportprozentsatz zentralasiatischer Staaten erhöhte.

Betrachtet man die Handelsvolumengröße mit einzelnen zentralasiatischen Staaten, kann man feststellen, dass Kasachstan (an 11. Stelle) und Usbekistan (an 30. Stelle) eine signifikante Rolle spielen, während Turkmenistan (an 50. Stelle), Kirgisistan und Tadschikistan (an 60. Stelle) einen sehr geringen Prozentsatz im Außenhandel Russlands aufweisen. Im Gegensatz dazu spielt Russland im Außenhandel aller zentralasiatischen Staaten eine sehr wichtige Rolle, wie die Tabelle zeigt.

Laut Tabelle betrug das gesamte Handelsvolumen 2014 30,177 Mrd. Dollar. Etwa 80% (20,48 Mrd.) des Handels beträgt Kasachstans Anteil, danach kommt Usbekistan mit 10% (3,96 Mrd.) und andere ZA-Länder mit geringerem Anteil. Im Jahr 2015 betrug das gesamte Handelsvolumen 20,445 Mrd. Dollar, 32% weniger als im vorigen Jahr.

Ressourcen

Abbildung 2: Exportstruktur Russlands nach Zentralasien im Jahr 2015. | Quelle: TRADE MAP, 2016.

Russland exportiert und importiert am meisten Mineralressourcen nach und aus Zentralasien. Im gesamten Handelsvolumen haben Mineralien wie Erdöl– und Erdgas einen Anteil von 40% des Handelsvolumens für das Jahr 2015 (Abbildungen 2 und 3). Russland exportierte am meisten Mineralprodukte (18%) nach Zentralasien, danach folgen Eisenmetall und Stahl und mechanische Geräte (je 8%) in der Exportstruktur Russlands. Elektrische Maschinen und Holzware machten je 7% des russischen Exports nach Zentralasien aus.

Beim Import aus Zentralasien stehen ebenfalls Mineralprodukte mit 22% an der ersten Stelle, danach folgen anorganische chemische Erzeugnisse mit 18%. Beim Import von Erzen (15%) und Baumwolle (9%) spielen die zentralasiatischen Staaten für Russland eine signifikante Rolle (Abbildung 3). Zentralasien spielt für den Import von manchen Produkten eine spezifische Rolle, da 90% Weizen, 70% Gerste, 13% Obst und Gemüse des russischen Imports aus ZA geliefert wird.

Internationale Konkurrenz

Abbildung 3: Importstruktur Russlands aus Zentralasien im Jahr 2015. | Quelle: TRADE MAP, 2016.

Das Handelsvolumen und dessen Anteil für einzelne Staaten zeigen, welche Rolle die Partnerschaft mit ZA-Staaten für Russland spielt. Die Exportstruktur ist nicht genug diversifiziert, weil Mineralressourcen und Rohstoffe die Mehrheit der Industriegüter bzw. Exportstruktur ausmachen.

Russland konnte in diesem Zeitraum gute wirtschaftliche Beziehungen zu Kasachstan aufbauen und Tadschikistan und Kirgisistan an die russische Wirtschaft anbinden. Aber mit Usbekistan und Turkmenistan war stets eine instabile Tendenz zu beobachten, was vor allem an diesen ZA-Ländern selbst liegt. Im Allgemeinen verliert Russland die Region wirtschaftlich, weil andere regionale Akteure wie China, Iran, die Türkei und die EU stark mit Russland in einzelnen ZA-Staaten konkurrieren und in der Handelsgröße Russland schon überholt haben. Es ist mit einer weiterhin sinkenden wirtschaftlichen Rolle Russlands in ZA in den kommenden Jahren zu rechnen, obwohl sich Russland bemüht, die Region institutionell an sich zu binden und dadurch seine Konkurrenten einzuschränken. Russlands militärische und politische Rolle in Zentralasien darf man dabei aufgrund der geografischen Nähe, historischen Legitimität und der Position zur Region nicht unterschätzen.

Oybek Khamdamov

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