Wissenschaftler aus Bamberg haben herausgefunden, dass die Schwangerschaft einer Frau auch Auswirkungen auf Kolleginnen hat. Davon erhoffen sie sich neue Impulse für die Debatte um die niedrige Geburtenrate in Deutschland.

Werdende Eltern kennen das Gefühl: plötzlich begegnen einem scheinbar an jeder Straßenecke schwangere Frauen und Kleinkinder. Mit dem Beginn eines neuen Lebensabschnittes ändert sich auch die Wahrnehmung. Dass jedoch die Schwangerschaft einer Frau im wahrsten Sinne des Wortes ansteckend auf ihre Umgebung wirken kann, haben nun Forscher in Deutschland nachgewiesen.

Ansteckende Überzeugungen

In ihrer Studie unter dem Titel „Sind Geburten ansteckend?“ untersuchten drei Wissenschaftler vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg die Auswirkungen der Schwangerschaft einer Frau auf ihre Kolleginnen am Arbeitsplatz. „Erhöht sich die Neigung, erstmalig schwanger zu werden, nachdem eine Kollegin ein Kind zur Welt gebracht hat?“ lautete die Fragestellung der Untersuchung, für die die Untersucher auf Daten des Arbeitsamtes für 42.394 Frauen in 7.560 Betrieben zurückgreifen konnten.

Und tatsächlich: die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass in dem Jahr nach der Geburt Kolleginnen eine beinahe doppelt so hohe Neigung zu einer Schwangerschaft aufweisen wie sonst. Für diesen Umstand bieten die Wissenschaftler zwei Erklärungsmodelle. Zum einen könne ein „überzeugungsvermittelter Ansteckungseffekt“ vorliegen.

Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn eine Arbeitnehmerin ihren eigenen Kinderwunsch zurückstellt, da sie der Überzeugung ist, ein Kind zu bekommen sei in ihrer Situation „nicht möglich“. Diese Überzeugung kann durch Schwangerschaft oder Geburt bei einer Kollegin beeinflusst werden.

Kann die Politik eine Kettenreaktion anstoßen?

Daneben gehen die Autoren der Studie aber auch davon aus, dass bereits der Anblick einer schwangeren Kollegin oder mehr noch der direkte Kontakt mit einem Baby das Bedürfnis einer Frau nach einem eigenen Kind intensivieren könne. Gleichwohl kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die „überzeugungsvermittelte Ansteckung“ in ihrer Wirkung am Arbeitsplatz höher einzuschätzen sei. Besonders gut funktioniert die Ansteckung übrigens offenbar bei Frauen ähnlichen Alters.

Die Bamberger Wissenschaftler erhoffen sich von ihrer Arbeit auch Anstöße für die Diskussion über die niedrige Geburtenrate in Deutschland. So könnten sozialpolitische Maßnahmen ihrer Ansicht nach bewusst auf eine „Kettenreaktion“ unter Kolleginnen am Arbeitsplatz abzielen.

Von Robert Kalimullin

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