Das „Trio Interkontinental“ machte anlässlich seiner Zentralasientournee in Almaty halt. Drei Künstler aus Kirgisien, Tadschikistan und der Schweiz spielten Lieder aus nicht weniger als acht Ländern und boten den Zuhörern im Saal des französischen Kulturzentrums ein Stück Multikulti.

Das „Trio Interkontinental“ machte anlässlich seiner Zentralasientournee in Almaty halt. Drei Künstler aus Kirgisien, Tadschikistan und der Schweiz spielten Lieder aus nicht weniger als acht Ländern und boten den Zuhörern im Saal des französischen Kulturzentrums ein Stück Multikulti.

Ein buntdurchmischtes Publikum horcht den Begrüßung- und Dankesreden des Schweizer Generalkonsuls. Ob Diplomat, Kameramann oder Jazzbegeisterter mit verfilztem Haar und Strickpullover – alle sind an diesem Abend in das französische Kulturzentrum in Almaty gekommen. Dann tritt das „Trio Interkontinental“ im Gänsemarsch in den provisorisch gestuhlten Halbkreis und schreitet zu seinen Instrumenten. Dass der Hochgewachsene im weißen Hemd zur silbrig funkelnden Klarinette gehört, war absehbar. Aber seine beiden schillernd gekleideten Bandkollegen, die sich an tadschikischer Trommel und kirgisischer Laute zu schaffen machen, passen nicht so ganz auf den Spannteppichboden in der modern eingerichteten „Alliance Française“. Doch trotz französischer Enzyklopädien und Napoleontrilogien fühlen sich auch die beiden asiatischen Künstler im französischen Sprach- und Kulturzentrum wohl. Bald erfüllt eine angenehme Mischung aus Folklore und Jazz den leicht stickigen Raum für die nächsten 90 Minuten.

Initiator und Gruppenältester

Bühne frei für das „Trio Interkontinental“. So nennt sich nämlich die Gruppe, die vor rund fünf Jahren zu einer ungewöhnlichen Karriere ansetzte. Initiator ist Martin Schumacher aus der Schweiz. Der Zürcher liebte als kleiner Junge die traditionelle Schweizer „Ländlermusik“, und so zog es ihn im Alter von zehn Jahren in den Klarinettenunterricht. Schumacher ist mittlerweile 43. Seine Affinität für die klassische Volksmusik hat er längst zu Gunsten des Jazz aufgegeben und arbeitet heute als freier Musiker. Er spielt in verschiedenen Formationen in der Schweiz. Einer davon verdankt er auch die Kontakte nach Zentralasien: „Mit meiner damaligen Band „Arkadasch“ hat es mich vor fünf Jahren zum ersten Mal nach Bischkek verschlagen. Dort habe ich Jusup aus Kirgisien getroffen. Wir improvisierten zusammen, und es klappte auf Anhieb“, erzählt Schumacher. Der 37jährige Jusup Aisajew spielt sämtliche traditionellen kirgisischen Instrumente. Als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, fiedelt er an diesem Abend auf seiner Laute einen schweizer „Ländler“ und kirgisische Waisen mit derselben Passion. Seit April 2001 touren die beiden gemeinsam. Aus dem „Duo“ wird schliesslich ein „Trio“: Der tadschikische Perkussionist Abduwali Ikramow, mit 35 Jahren der Jüngste der Band, bringt ein weiteres nationales Element in Martin Schumachers interkulturelles Projekt ein. Auf die Frage, wie er sich denn mit seinen Bandkollegen verständige, meint der Schweizer: „Es ist ein Kauderwelsch. Ich habe mal türkisch gelernt, das ist nahe am Kirgisischen. Zudem versuchen wir uns auf englisch und russisch.“ Als Bandleader sieht sich Schumacher höchstens, weil er Initiator des Interkontinental-Projekts ist. Zudem sei er Gruppenältester, und das habe in der zentralasiatischen Tradition noch mehr Bedeutung. „Aber eigentlich sind wir einfach drei gute Freunde, die jede Menge Spaß haben“, beschreibt Schumacher die Atmosphäre in der Band. Seit Ende August sind die drei in Zentralasien unterwegs, Kirgisien und Tadschikistan stehen auch auf dem Programm.

In der Jurte geprobt

Für Abduwali, den neuen Perkussionisten, hat Schumacher ein paar Wochen vor Beginn der Konzertreise einige Lieder auf CD gebrannt und diese nach Tadschikistan geschickt. Zusammen proben können die Drei nämlich nur während der Tour. Zum Start der dreiwöchigen Zentralasientournee trafen sie sich dann am kirgisischen Issyk-Kulsee, um sich dort auf die folgenden Auftritte vorzubereiten. „Wir haben da alle zusammen in einer Jurte gewohnt und geprobt. Bereits am ersten Abend wurden wir gebeten, spontan ein kleines Konzert zu geben, und obwohl wir noch gar nicht geübt hatten, lief es schon wie geschmiert.“
Auch wenn die kirgisische Musik oft nur aus Soli bestehe und sich der Rhythmus von der europäischen Musik stark unterscheide, ließen sich die Melodien gut mischen mit den Schweizer Liedern, erklärt Martin Schmacher. So folgt auf kirgisische, tadschikische und tunesische Melodien prompt ein traditionelles Schweizer Lied. Und Schumacher kündigt das nächste Stück in nicht ganz akzentfreiem Französisch an: „Riemstalder Chilbi, c´est une valse“. Ein Walzer also.

Unkomplizierte Musik

Nach etlichen Zugaben und Standing Ovations – ein Großteil des Publikums hatte sowieso keine Sitzgelegenheit – war das Konzert zu Ende. Während nun Martin Schumacher der gefragte Mann war bei den Medien, gab der tadschikische Perkussionist eine Zugabe der besonderen Art. Weil einige Zuschauer sich an den Trommeln zu schaffen machten, band Abduwali diese kurzum in eine kleine Improvisation ein, und schon wippte der ganze Saal wieder zu den Rhythmen. Ganz im Sinne von Schumacher eben, der in der Schweiz eine „Werkstatt für unkomplizierte Musik“ führt. Er will seine zentralasiatischen Freunde so bald wie möglich in die Schweiz einladen – Interessenten für eine Tournee seien vorhanden. Gleichzeitig möchte er aber auch gerne wieder in Kasachstan spielen. Und vielleicht kommt das „Trio Interkontinental“ bereits zum Jazzfestival im nächsten Jahr wieder nach Almaty.

16/09/05

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