Wohin der Besucher der Stadt auch schaut, überall wird in Almaty gebaut. Viele Bauprojekte sind bereits verwirklicht, andere sind gerade im Entstehen. Hochhäuser und Spiegelglasfassaden sind das moderne Gesicht der Stadt Almaty. Stadtplaner, Einwohner und deutsche Architekten beurteilen Almatys architektonische Glanzleistung.

/Bild: Inga Mantler. ‚Am Businesscenter Nurly Tau wird noch gebaut. In den drei fertig gestellten Flügeln haben sich bereits 40 Firmen angesiedelt.’/

In Almaty angekommen wundern sich viele Gäste der Stadt über die vielen Wolkenkratzer und Spiegelglasfassaden. Auf der Suche nach dem eigenen Stil haben sich Almatys Architekten und Stadtplaner für die Moderne entschieden. Turmartige Bauten und Hochhäuser werden als Bürogebäude oder Luxushotels genutzt. Der deutsche Architekt Christoph Pietsch bewertet die neue Bauart positiv: „Fährt man die Al-Farabi rauf und runter, sieht man, dass die hier entstandenen Gebäude sehr beeindruckend sind und die Zukunft einer Industrie- und Bankregion widerspiegeln. Das zeigt mir, dass Kasachstan eine Metropole aufbaut, die sich in einer zukunftsweisenden Architektur ausdrückt.“ Besonders der Bereich um die Straße Al-Farabi sei in den letzten Jahren stets umgebaut worden. Das Businesscenter Nurly Tau sehe aus wie ein Gebirge, was als Kontrast zu den nahe gelegenen Bergen gedacht sei, so der Architekt.

Architektonische Akzente

„Almaty hat seinen eigenen Stil“, sagt Aitleu Schanat, Stellvertreter der Architekturverwaltung und Stadtplanung der Stadt Almaty. Die Kasachstaner seien stolz auf ihre Stadt, es dominiere nicht eine grelle Baukunst, der man im modernen Orient oft begegnet, so Schanat. Die in den letzten 15 Jahren gebauten Häuser reichen immer höher in den Himmel. „Die Architektur braucht Akzente“, sagt Schanat.

Lange galt das im Jahre 1977 erbaute Hotel Kasachstan mit seinen 25 Etagen auf dem Prospekt Dostyk als das höchste Gebäude der Stadt. Jetzt ist es der Esentai Park Tower mit seinen 38 Stockwerken. „Die Gebäude haben eine stabile Konstruktion. Die Stadt ist in unterschiedliche Gefahrenzonen aufgeteilt, manche Gebiete gelten als erdbebengefährdet, andere weniger. Die moderne Ingenieurtechnik macht es heutzutage möglich, hohe Gebäude auch in Almaty zu errichten, wo Erdbeben eine reale Gefahr sind,“ sagt Schanat.

Schachtbrettartiger Aufbau

Betrachtet der Besucher Almatys die Stadtkarte, so stellt er fest, dass die Stadt größtenteils schachtbrettartig aufgebaut ist. Klare Linien und Strukturen dominieren. Heute könne das Schema nicht mehr beibehalten werden, erklärt Schanat. Die Stadt wächst.

Ein Ausbauplan bis 2020 sehe weitere Bebauungen vor, so der stellvertretende Stadtplaner von Almaty. Die ehemalige Hauptstadt Kasachstans werde nur im Norden weiter ausgebaut, sonst finde keine Vergrößerung statt, versichert Schanat. Im Norden bietet die Steppe Platz für eine weitere Besiedlung.

Jewgenija Iwanowa, eine 82-jährige Rentnerin, spricht das aus, was viele Einwohner der Stadt befürchten. Die vielen Hochhäuser verhindern die Durchlüftung der Stadt. Aitleu Schanat widerspricht: „Die Bolschaja Almatinka und die Malaja Almatinka durchfließen die Stadt. Sie reinigen und kühlen Almaty ausreichend. Tägliche Brisen kommen von den Bergen und sorgen für frische Luft. Kleine Kanäle mit frischem Bergwasser fördern die Erfrischung der Stadtbewohner ebenfalls.“

Ob sich die moderne Bauweise in Zukunft durchsetzt und auch alte mehrstöckige Sowjetbauten ersetzt werden, bleibt abzuwarten. „Die alten Häuser sollen nicht einfach abgerissen, sondern fachgerecht modernisiert werden,“ sagt der deutsche Architekt Pietsch. „Man muss nicht alles abreißen, man kann es auch bewahren. Das gehört zur Geschichte einer Stadt, zur Epoche und zum Baustil, der mal vorhanden war.“ Einer erfolgreichen Sanierung der sowjetischen Wohnsiedlungen steht bisher nur die Finanzkrise im Weg.

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Umfrage / WIE GEFÄLLT IHNEN DIE ARCHTEKTUR DER STADT ALMATY?

Chairolla Scharipow, 60 Jahre, Wächter
„Die neu gebauten Häuser sehen meiner Meinung nach alle gleich aus. Was mir nicht gefällt ist, dass die hohen Gebäude die Berge verdecken, es kommt keine frische Luft in die Stadt.“

Asat Zhulnusow, 23 Jahre, Fahrer
„Die Architektur ist schön. Ich verbringe die Mittagspause am liebsten draußen, weil mir die Aussicht gefällt.“

Gabdrachim Rachimbai, 50 Jahre, Ingenieur
„Die meisten Gebäude werden nicht zu Ende gebaut. Es gibt viele Schwarzarbeiter auf den Baustellen, viele sind nicht ausgebildet. Ob die Qualität gut ist, bleibt fraglich.“

Jewgenija Iwanowa, 82 Jahre, Rentnerin
„Es wird alles durcheinander gebaut. Es gibt keinen richtigen Plan. Früher waren sehr niedrige Häuser erlaubt, dann hat man fünfstöckige gebaut und jetzt gibt es keine Begrenzung. Die Häuser werden immer höher und höher.“

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Von Inga Mantler

25/09/09

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