DAZ sprach mit Heiko Schmidt von der Delegation der Württembergischen Sportjugend („wsj“) über die Unterschiede vom Breiten- und Leistungssport in Deutschland sowie über die Vorteile des Sports gerade für Kinder und Jugendliche.

Herr Schmidt, wie kam die Zusammenarbeit der Württembergischen Sportjugend mit der Assoziation der Deutschen „Wiedergeburt“ zustande?

Heiko Schmidt: Es gab eine Anfrage von Seiten der „Wiedergeburt“ in Almaty an die Württembergische Sportjugend und speziell mit Herrn Richard Landfried, der in der Vorstandschaft der „wsj“ ist und diese Kontakte knüpfte.

Herr Landfried ist bereits seit 20 Jahren öfter in Kasachstan zu Besuch gekommen und von Beruf Lehrer. Im Rahmen seiner Tätigkeit organisierte er mit seiner Schule und der Schule Nummer 18 in Almaty Schüleraustausche. Letztendlich hat es sich so entwickelt, einen Jugendaustausch vielleicht auch mit dem Sport zu vereinbaren.

Ich selbst bin Vorsitzender eines Schachklubs (Schachclub Stetten/Filder) und arbeite außerdem im Vorstand eines Leichtathletikvereins (LG Filder) mit.

Sport gilt als Kommunikationsbrücke und trägt zwischen Deutschland und Kasachstan auch zum interkulturellen Dialog bei. Welche positiven Aspekte hat die Zusammenarbeit mit Kasachstan für Sie?

Für die Kinder und Jugendlichen, aber auch für Erwachsene, hat Sport einen sehr großen Vorteil. Ganz einfach, weil Sport verbindet. Alle Barrieren, die sonst im Alltag oder mit Sprachkenntnissen existieren, können einfacher überwunden werden. Über den Sport kommt man auf eine ganz andere Weise mit den Menschen in Kontakt. Das bringt für Menschen jeden Alters einen Gewinn: um seinen Blick nach außen zu öffnen, dass man aus seinem meist festgefahrenen Denken herauskommt. Dann gelingt es auch, sich mit Land und Leuten, wo man sich gerade befindet, mit Alltagssituationen oder den Gegebenheiten vor Ort besser auseinanderzusetzen. Damit wird der gemeinsame Sport auch zu einer interkulturellen Brücke!

Sie sind das erste Mal hier in Almaty, konnten Sie schon in der Arbeit der Sportvereine Unterschiede oder Gemeinsamkeiten feststellen, seit Sie hier sind?

Wir haben noch nicht so viele Sportvereine gesehen und befinden uns erst am Anfang unserer Reise. In den nächsten Tagen werden wir noch zu Gast bei einigen Sportvereinen sein und somit eine genauere Vorstellung erhalten.

Wie ich das bis jetzt beurteilen kann, gibt es auf jeden Fall zwischen unseren Sportvereinen und denen in Almaty Gemeinsamkeiten: Das betrifft vor allem die Struktur und den Aufbau des Trainings. Es werden überall zur Sicherstellung der Qualität lizensierte Übungsleiter eingesetzt. Das ist ja auch in Deutschland ein großes Anliegen, dass alle Übungsleiter eine Lizenz aufweisen können.

Welche Rolle spielt ehrenamtliche Arbeit in der Württembergischen Sportjugend?

Ehrenamtliche Tätigkeit spielt eine immens große Rolle, denn ohne das Ehrenamt wäre der ganze Sportbetrieb in Deutschland nicht machbar. Es gibt nur sehr wenig Profi-Sportvereine, die über ein festes Budget verfügen und Kräfte bezahlen können.

Wie die Situation hier in Kasachstan aussieht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bewerten.

Wer in Deutschland eine Sportkarriere anstrebt, muss einen vorgegebenen Weg einschlagen: Könnten Sie den Weg vom Freizeit- zum Hochleistungssport kurz erläutern?

Das System in Deutschland funktioniert üblicherweise so, dass Sportinteressierte über die Schule auf einen Sportverein aufmerksam werden. Meist gibt es eine Kooperation zwischen einer Schule und einem Verein, in dem man dann seine Fähigkeiten auf dem Level des Breitensports vertiefen kann. Ein Sportverein ist ja primär meist auf Breitensport ausgerichtet.

Das bedeutet, die Freizeitsportler erhalten zunächst eine breite Ausbildung, und der Leistungsgedanke steht dabei noch nicht

explizit im Vordergrund. Einige Trainer erkennen das Potenzial ihrer Schützlinge und motivieren Talentierte zum intensiveren Training. Wenn derjenige dann Gefallen daran findet, seinen Sport als Leistungssport zu betreiben, stehen bald Meisterschaften an. Wenn der Nachwuchssportler auf den Meisterschaften sehr erfolgreich ist, wird das Training entsprechend angepasst und mehr trainiert.

Erfüllt man von den Kreismeisterschaften, Regional- und Landesmeisterschaften bis hin zu den Süddeutschen oder Deutschen Meisterschaften alle Leistungskriterien, kommen auch die Landeskader der jeweiligen Bundesländer in Betracht. Zunächst sollten jedoch alle geforderten Leistungen erbracht werden, die überhaupt erst eine Teilnahme an diesen Meisterschaften ermöglichen.

In allen Bundesländern trainieren einzelne Athleten in sogenannten Landeskadern, d.h. dass die Besten aus jedem Bundesland punktuell zusammengezogen werden und in Abstimmung zwischen ihren Landeskadertrainer und dem Heimtrainer intensiver trainieren. Im nächsten Schritt wechseln die Jugendlichen dann vom Landeskader in den Bundeskader, was wiederum auch vom Alter abhängt. Immer vorausgesetzt, dass die Leistung stimmt. Der A-Kader ist die höchste Stufe, und diese Sportler sind dann bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften mit dabei.

Wann ist der Punkt erreicht, an dem man von Leistungssport sprechen kann?

Vom Leistungssport kann man dann sprechen, wenn man seinen Sport intensiv betreibt und 5-6 Mal pro Woche trainiert sowie bereits an Landesmeisterschaften teilnimmt. Sämtliche Aktivitäten vor dieser Stufe würde ich als Freizeit- und Breitensport bezeichnen. Der Hochleistungssport unterscheidet sich vom Leistungssport dadurch, dass die Sportler in den A- oder B-Bundeskader aufgenommen wurden.

Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit in der Württembergischen Sportjugend für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass sowohl Kinder und Jugendliche erkennen, dass Sport neben dem schulischen Alltag und später im Beruf eine sehr wichtige Funktion hat. Neben den unumstrittenen gesundheitlichen Vorteilen haben Jugendliche die Möglichkeit, durch Sport einen guten Ausgleich zu finden. Durch sportliche Aktivitäten haben nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene die Chance, sich aktiv in das Vereinsleben einzubringen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Malina Weindl.

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