Im jährlichen Bericht „ease of doing business” der Weltbank wird untersucht, welche Schwierigkeiten Unternehmer weltweit in ihrer Geschäftstätigkeit erwarten. Der aktuelle Bericht vom November 2016 bezeugt für Kasachstan eine sehr positive Entwicklung. Es gibt jedoch auch Schattenseiten, wie sich in anderen Analysen zeigt.

Um die Situation in den 190 untersuchten Volkswirtschaften vergleichbar zu machen, haben die Autoren des Index eine Auswahl von zehn Indikatoren getroffen. In jeder einzelnen dieser Kategorien konnte Kasachstan seine Werte vom Vorjahr halten, in sieben sogar verbessern, womit das Land vom Platz 51 auf 35 aufgestiegen ist.

So stieg Kasachstan, beispielsweise bei der Möglichkeit, Baugenehmigungen zu erhalten, mittlerweile auf Platz 22 der Welt. Und sogar auf Platz 9, wenn es um rechtliche Durchsetzen von Verträgen geht. Mit Reformen in den Jahren 2016/17, die die Rechte von Kleinanlegern in Unternehmen stärken ist das Land hier sogar mittlerweile auf Platz 3 im internationalen Vergleich.

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Doch diese durchweg positive Einschätzung der Lage teilen längst nicht alle Beobachter der Situation. Die Standortanalysten der Germany Trade and Invest (GTAI) betonen, dass der Rückgang der Investitionen in Kasachstan nicht nur mit den gesunkenen Rohstoffpreisen der letzten Jahre, sondern auch immer noch mit Problemen bei der Rechtssicherheit, Bürokratie und Korruption zusammenhängt.

So hat sich Kasachstan seit 2007 zwar von Platz 150 des Korruption-Index von „Transparency International” mittlerweile auf Platz 122 verbessert, aber im internationalen Vergleich befindet sich das Land damit immer noch im unteren Drittel.

Dieser Einschätzung folgt auch der Global Competitiveness Index 2016/17 (Wettbewerbsindex) des World Economic Forum, der die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften vergleicht. Hier fiel Kasachstan im letzten Jahr um elf Plätze auf Rang 53.

Als Hauptproblem werden die hohe Inflation und die zu hohen Steuern gesehen; auf Platz drei der Probleme findet sich aber auch wieder die Korruption. Positiv hervorgehoben wird in dieser Analyse die hohe Stabilität in Politik und Regierung sowie das gute Gesundheitssystem.

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Dass das Problem der Korruption die wirtschaftliche Entwicklung des Landes hemmt und abschreckend auf Investoren wirkt, hat auch die Regierung erkannt. Mit dem Gesetz „Über die Bekämpfung der Korruption“, das zu Beginn des Jahres in Kraft trat, wird eine Regelung von 1998 abgelöst. Es nimmt die Unternehmen in die Pflicht, eine „Antikorruptionskultur” zu etablieren und sieht vor, dass Verträge, die mit Korruption in Verbindung stehen, leichter annulliert werden können. Auch stellt es Informanten, die über Bestechung informieren, Straffreiheit in Aussicht.

Inwieweit diese Bemühungen Früchte tragen und mehr Vertrauen in die kasachische Wirtschaft schaffen, wird sich in den Analysen des Wirtschaftsklimas, aber auch den harten Zahlen von Investitionen der kommenden Jahre zeigen.

Till Eichenauer

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