In dieser Ausgabe der DAZ möchten wir eine außergewöhnliche Geschichte erzählen, die aus dem Leben gegriffen ist und gerade deshalb so beeindruckend ist. Jeder von uns kennt Menschen, die mit uns arbeiten und leben und in aller Stille gute Werke vollbringen. Dem ein oder anderen sind diese Menschen zum Vorbild geworden. Aus diesem Grunde möchten wir einige Geschichten in den nächsten Ausgaben veröffentlichen. Diese Helden in den Geschichten sind nämlich für ihre Mitmenschen die „Besten“!

/Malerin Kassiet Omarowa ist auch Gründerin des Fonds ARZHAN./

Vor einer Woche hatte er seinen letzten Arbeitstag, tags drauf packte er, und plötzlich war er weg. Hans Joachim Zinnkann, von seinen Freunden liebevoll Hans Jo genannt, verließ Almaty nach drei Jahren Arbeit bei der GTZ/GIZ, und ohne ihn ist die Stadt irgendwie ärmer.
Etwas reicher geworden allerdings ist der Fonds ARZHAN (www.arzhan.kz), dem Hans Jo das Ergebnis seiner Hausratsversteigerung schenkte. Kassiet Omarowa hatte diesen Fonds im Mai 2010 gegründet, um eine institutionelle Basis für ihre Projekte zu haben, die vor allem die Probleme von Behinderten in Almaty sichtbar machen und lösen helfen sollen. Kassiet und zahlreiche ehrenamtliche Helfer (Volontäre) haben in den letzten anderthalb Jahren Stadtrundfahrten und eine Kinowoche für Menschen mit Behinderungen organisiert und damit nicht nur zahlreichen Menschen mit Handicaps die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, sondern auch ihre Mitbürger darauf aufmerksam gemacht, dass Almaty alles andere als eine behindertenfreundliche Stadt ist.

Die Seele von Arzhan, Kassiet, ist eine zarte junge Frau, der man auf den ersten Blick nicht ansieht, wie viel Energie sie hat. Sie macht im KIMEP ihren Master in Verwaltungswissenschaften, und sie ist Malerin. Ihre Bilder machen fröhlich, sie haben eine heitere Farbigkeit und zeigen lichtdurchflutete Landschaften, aus dem Rahmen quellende Blumensträuße, galoppierende Pferde und Menschen voller Lebensfreude. Kassiet ist seit ihrem zehnten Lebensjahr blind.

Die Leute von Arzhan würden gern ihren Aktionsradius erweitern. Ihre Projekte „Tourismus für alle“ und „Kino unter Gleichen“ sollen auch in anderen Städten Kasachstans durchgeführt werden. Arzhan ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern eine ständig wachsende Selbsthilfegruppe, die sich Aufgaben gestellt hat, welche in anderen Ländern Bestandteil der Sozialpolitik des Staates sind. Hier arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen so zusammen, wie sich das gehört – auf Augenhöhe.

Um ihre Zielgruppe besser zu erreichen, benötigen die Macher von Arzhan einen Drucker für Braille-Schrift, der erstens teuer und zweitens in Kasachstan nicht erhältlich ist. Die Spende von Hans Jo ist der Grundstock für die Anschaffung dieses Druckers. Wer behilflich sein möchte, den Rest zusammenzutragen, kann sich an Kassiet wenden: omarova.kas@gmail.com.

Hans-Joachim Zinnkann arbeitete drei Jahre für die GIZ Kasachstan (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). Als Assistent des Büroleiters war er für das projektübergreifende Management, die Akquise von Neuvorhaben sowie GIZ-Querschnittsaufgaben, einschließlich Kommunikation und PR zuständig.

Von Dagmar Schreiber

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