In Almaty sollen bald die Studiengänge Transportlogistik, Umweltmanagement und Wirtschaftsinformatik nach deutschen Lehrplänen unterrichtet werden. Lehrende aus Deutschland und Kasachstan bauen die seit 1999 bestehende Deutsch-Kasachische Universität (DKU) nach deutschem Vorbild aus. Bereits im September nächsten Jahres wird mit Umweltmanagement ein für das Land vollkommen neuer Studiengang gestartet. Deutschland unterstützt das Projekt mit einem Millionenbetrag.

Studenten aus ganz Zentralasien sollen an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) nach deutschen Lehrplänen zukunftsträchtige Fächer studieren. Bisher hat die DKU betriebswirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Fächer im Angebot. Nur 20 Prozent der Studienanfänger können Deutsch, und so wird in den beiden ersten Studienjahren größtenteils auf Russisch gelehrt. Ab dem dritten Studienjahr bekommen die DKU-Studenten auch Fachunterricht auf Deutsch.

Sieben deutsche Hochschulen haben sich zusammengeschlossen, um die Neuausrichtung der DKU aktiv mitzugestalten. Davon sind drei aus Sachsen: das Internationale Hochschulinstitut Zittau, die Hochschule Zittau/Görlitz und die Hochschule Mittweida. „Wir wollen die akademische Qualität der Universität steigern und das Fächerangebot erheblich erweitern“, sagt Benedikt Brisch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Außerdem soll die technische Ausstattung des Gebäudes verbessert werden.

Die Universität war als kleine private Initiative zweier Deutscher und einer Kasachin gegründet worden. Mietprobleme und dadurch bedingter Geldmangel prägten die Anfangszeit des Unternehmens DKU. „Die ersten Jahre hier waren eine Durststrecke, jetzt sieht es freundlicher aus“, freut sich der ehemalige Rektor Bodo Lochmann. Inzwischen wird an der Universität richtig durchgestartet: Bis 2010 sollen mehrere Millionen Euro in den Ausbau der Universität fließen, ein „Export innovativer Studiengänge“ ist geplant.

Während eines Staatsbesuches von Präsident Nursultan Nasarbajew im Januar dieses Jahres in Berlin hatten Deutschland und Kasachstan den Willen zur aktiven Förderung und Weiterentwicklung der DKU bekundet. Die deutsche Seite unterstützt die DKU bereits seit einer Evaluierung im Juli 2006. Bis zum Jahresende soll eine zwischenstaatliche Vereinbarung über die DKU unterzeichnet werden. Obwohl noch Details verhandelt werden, steht die Unterzeichnung der Vereinbarung nicht mehr in Frage. Danach hat die deutsche Seite die juristisch notwendige Grundlage für Investitionen in Millionenhöhe.

Ab dem Studienjahr 2008/2009 können sich Studenten aus ganz Zentralasien für die neuen Studiengänge bewerben. Doch bis dahin muss in Sachen Marketing noch einiges getan werden: „Mit den Bewerberzahlen sind wir noch nicht zufrieden“, sagt Lochmann. Viele Bewerber stoße es ab, dass sie neben dem Pflichtfach Englisch auch noch Deutsch lernen und in der zweiten Fremdsprache Leistungen erbringen müssten. Auch sei die technische Ausstattung noch nicht zufriedenstellend.

Das soll sich jetzt ändern: „Mit dem Geld aus Deutschland soll auch die erforderliche Technik finanziert werden“, erklärt Johann W. Gerlach, seit Ende September neuer Rektor der Universität, die nächsten Schritte. E-Learning, das computergestützte Lernen übers Internet, Vorlesungen von deutschen Gastdozenten und praxisnaher Unterricht werden den zukünftigen Studenten unter anderem angeboten.

DKU ist Teil der europäischen Zentralasienstrategie

Als „Leuchtturmprojekt“ will Joachim von Marschall vom Auswärtigen Amt die DKU verstanden wissen. „Studenten aus den Ländern Zentralasiens sollen moderne, in der ganzen Region nachgefragte Lehrinhalte vermittelt bekommen“, erklärt der Diplomat. „Hierdurch leisten wir einen unmittelbaren Beitrag zur dringend notwendigen Ausbildung von Fachkräften und demonstrieren gemeinsam das Funktionieren einer echten interkulturellen Lehreinrichtung“, erklärt von Marschall. Die Bemühungen seien Teil der Zentralasienstrategie und Ausdruck des Wunsches der Europäischen Union, im Bildungsbereich enger mit den zentralasiatischen Staaten zusammenzuarbeiten.

Der DAAD, Hauptförderer der Neuentwicklungen an der DKU, will die Hochschule zu einer noch attraktiveren und konkurrenzfähigeren Universität machen: „Die DKU soll für deutsche Qualität in der Hochschulausbildung, eine Verzahnung von Theorie und Praxis in der Ausbildung und eine enge Zusammenarbeit mit der deutschen und kasachischen Wirtschaft stehen“, so Benedikt Brisch vom DAAD.

Kasachstan sei im Gegenzug an modernem Bildungs-Know-how interessiert. Bald könnten die zukünftigen Absolventen der DKU einen Doppelabschluss, ein kasachisches und ein deutsches Diplom, erhalten.

„Lehre ist das A und O“

Bei der praktischen Umsetzung dieser Ziele hatte der bisherige Rektor jedoch mit der Bürokratie in Kasachstan Probleme. „Die Lehrpläne sind übergenau, es gibt kleinliche Kontrollen der Fächer und Fächerinhalte.“ Man könne hier nicht auf praktische Prozesse reagieren. „Unsere drei neuen Fächer stehen nicht auf der Liste der möglichen Studiengänge in Kasachstan, wir müssen uns unsere Rechte erst erkämpfen“, berichtet Lochmann. Ende Oktober tagt das deutsche Hochschulkonsortium im brandenburgischen Wildau, um über die weitere Unterstützung der DKU zu beraten. „Für den Erfolg der DKU ist es entscheidend, wie sich die deutschen Hochschulen in der Lehre engagieren. Studiengänge entwerfen und 14 Tage hier sein, genügt nicht. Lehre ist in den nächsten Jahren das A und O. Dazu zähle ich ausdrücklich auch die wissenschaftliche Weiterbildung der einheimischen Dozenten“, so der neue Rektor Gerlach. Er hofft zukünftig auch, auf Absolventen und Doktoranden des Bolaschak-Programms als Dozenten zurückgreifen zu können. Mit Hilfe des Bolaschak-Stipendienprogrammes studieren und promovieren schon seit vielen Jahren Studenten aus Kasachstan an deutschen Hochschulen. Bald schon könnten kasachische Studenten auch im eigenen Land nach deutschen Bildungsstandards lernen. Die Vorrausetzungen dafür sind gut: „Die Mitarbeiter der DKU – von den Dekanen bis zum Fahrer – sind hoch motiviert und echte Idealisten“, so der neue Rektor.

Von Cornelia Riedel und Ulf Seegers

28/09/07

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