In ihrer Schauspielkarriere spielte Susanna Simon in zahlreichen Filmen verschiedener Filmgenres: angefangen von leichten Komödien, die behagliche Gefühle nach dem Schauen hinterlassen, bis hin zu Detektivgeschichten mit einer verzwickten dramatischen Liebesintrige. Gleichzeitig sind ihre Heldinnen immer vielseitig. Sie bewahren sich buchstäblich „die fünfzig Schattierungen“ ihres Temperaments, aber diese sind immer licht, aufrichtig und unvergesslich.

Darin liegt auch die große Kraft der Kunst, ist sich Susanna Simon sicher. Die Schauspielerin glaubt, dass die Kinematographie, so wie die ganze Welt, von der Liebe beherrscht wird: zum Leben, zum Spiel, zu den Menschen, die einen umgeben, und selbstverständlich zu sich selbst. Je mehr Gefühle und Emotionen in einem Film stecken, desto interessanter ist es, ihn anzuschauen – selbst wenn man das Ende bereits im Voraus kennt.

Susanna, Sie sind in Almaty geboren, der Stadt der Apfelgärten, am Fuße des Tienschan-Gebirges im Süden Kasachstans. Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an diese Megastadt denken?

An die allerschönsten Berglandschaften, an herrliche Brunnen, saftige Früchte. Bis ich vier Jahre alt war, bin ich bei meiner Großmutter und meinem Großvater aufgewachsen, die mich sehr geliebt haben – ich war ihre erste Enkelin. Wir lebten in der Puschkin-Straße, nicht weit entfernt von der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Danach haben mich meine Eltern nach Deutschland mitgenommen, aber ich bin weiterhin regelmäßig in den Ferien nach Alma-Ata geflogen. Ich habe wundervolle, warme, gute Erinnerungen an Kasachstan.

Welcher Elternteil stand Ihnen in der Kindheit näher?

Natürlich die Mama. Eigentlich ist es wie bei den meisten Kindern: Die engste Beziehung besteht zur Mutter.

Wie hat sie Ihren Wunsch aufgenommen, Filmschauspielerin zu werden? Sind Sie in einem künstlerischen Umfeld aufgewachsen?

Nein, meine Eltern sind Ingenieure, aber meine Mutter hatte eine Tante – die Volkskünstlerin der Kasachischen SSR Ljubow Maisel, eine wundervolle Frau und ein talentierter Mensch. Sie war lange Zeit Schauspielerin am Russischen Lermontow-Theater in Alma-Ata. Somit hatten meine Mutter und mein Vater auch nichts gegen noch eine Schauspielerin in der Familie.

Ihre Tante hat Ihre Berufswahl beeinflusst?

So würde ich das nicht sagen. Anfangs habe ich an der Fakultät für Kunstgeschichte studiert, aber das Studium hat kein besonderes Interesse bei mir hervorgerufen – es war langweilig. Ich wollte die Kommunikation mit Menschen, ein aktives Sozialleben. Im Ergebnis trat ich 1988 in die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin ein. Nach drei Jahren schloss ich diese ab und erhielt eine Einladung zur Zusammenarbeit direkt von mehreren Theatern.

Große Bekanntheit erlangten Sie durch den Psychothriller „Rache für mein totes Kind“, welcher 1998 veröffentlicht wurde. Sind Ihnen die Dreharbeiten leicht gefallen?

Natürlich nicht. Bei der Verwandlung auf der Bühne kann alles passieren: Die Schauspielarbeit ist insgesamt ein ständiger Stress. Davor rettet die Fähigkeit zur Abstraktion. Es ist wichtig, nicht an der Figur zu hängen, denn sie ist nur ein Abbild, von dem man sich sofort nach Ende der Dreharbeiten verabschieden muss. Alles hängt von der Erfahrung und den professionellen Eigenschaften des Schauspielers ab.

Was ist schwieriger, auf der Leinwand darzustellen: ein negativer oder ein positiver Charakter?

Ehrlich gestanden ist es interessanter, „schlecht“ zu sein. Ein Antiheld ist oftmals feuriger, kreativer und leidenschaftlicher. Je komplexer die Rolle ist, desto anziehender ist er.

Was bedeutet für Sie „schauspielerisches Charisma“?

In Deutschland schätzt man nicht das Charisma, sondern die Professionalität, das hohe Maß an Handwerkskunst, Begabung, gepaart mit Realismus. Individualität braucht man natürlich auch.

Auf der Leinwand müssen Sie oft eine verliebte Frau darstellen. Was bedeutet es für Sie persönlich, zu lieben?

Es bedeutet, eine Person wertzuschätzen, sie zu respektieren, sie wahrzunehmen, wie sie ist.

Viele zeitgenössische Schauspieler träumen davon, in Aufführungen zu spielen, die auf Tschechows Stücken basieren. Sind Sie eine von jenen?

Auf jeden Fall. Ich träumte lange von der Figur der Anna Petrowna aus dem Stück „Iwanow“.

Eine Geschichte von mörderischer Melancholie?

Es geht um einen Menschen und sein Leben mit einer tiefen philosophischen Bedeutung, in dessen Zentrum das Problem der menschlichen Gleichgültigkeit steht.

Von welchen Rollen träumen Sie momentan?

Von Frauen mit starkem Charakter, unabhängig, eigenständig, klug, attraktiv und talentiert. Kurz gesagt, als Schauspielerin zieht mich das Bild der „eisernen Lady“ an, aber ohne Grotesken.

Was war Ihre letzte Rolle?

Es war die Rolle der Daniela Weigel in dem deutsch-österreichischen Fernsehfilm „Ziemlich russische Freunde“. Die erste Ausstrahlung der Komödie ist für den 27. November 2020 geplant. Ein Film mit einem überaus lebhaften Drehbuch. In ihm spielen übrigens auch russische Schauspieler mit.

Wenn Ihr Leben ein Film wäre, wie würde er heißen?

Eine interessante Frage. Höchstwahrscheinlich würde ich ihn „Harmonie“ nennen.

Worin sehen Sie den Sinn des Lebens?

Im Prozess der Selbstverbesserung und Entwicklung, in der Erweiterung unserer eigenen Horizonte, im Streben, jeden Tag etwas Neues zu lernen. Dann ist es einfacher und aufregender, durchs Leben zu gehen.

Die Unterhaltung mit Ihnen war sehr angenehm. Vielen Dank für das Interview.

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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