Herr Rosenberg, Sie waren nun ziemlich genau drei Jahre lang der Generalkonsul der Bundesrepublik in Almaty. Wie blicken Sie auf diese Zeit?

Mein Frau und ich haben uns hier in Almaty sehr wohl gefühlt. Insofern blicken wir gerne zurück. Almaty ist für mich nach wie vor die wichtigste Stadt in ganz Zentralasien. Ein Schlüsselort, die größte und wichtigste Stadt in Kasachstan – auch wenn sich die Hauptstadt Nur-Sultan nach und nach zu einem zweiten Zentrum entwickelt. Aber trotzdem ist Almaty das „International Business Center“ Kasachstans und auch viele deutsche Firmen haben hier ihren Sitz. Wir fördern hier Kultureinrichtun­gen wie das Goethe-Institut, den DAAD und die Deutsch-Kasachische Universität, auf die wir stolz sein können; all dies zeigt, wie wichtig es ist, dass Deutschland hier in Almaty ein Generalkonsulat unterhält.

Was waren einige Höhepunkte bzw. Meilensteine während Ihrer Zeit?

Einer war die Universiade Anfang 2017 hier in Almaty, während der das GK im Rahmen seiner Mög­lich­keiten die deutschen Sportler unterstützt hat. Das war eine tolle Veranstaltung, die hier auf die Beine gestellt wurde und die die Stadt noch bekannter in der Welt gemacht hat. Ein weiterer Meilen­stein war die EXPO 2017 im damaligen Astana und der damit verbundene Besuch unseres Bundes­präsidenten Steinmeier.

Als Generalkonsul in Almaty bin ich für Süd- und Westkasachstan zuständig. Acht der 14 Oblaste in Kasachstan fallen in meinen Amtsbezirk. Ich war mehrfach in Schymkent und Qysylorda. Ich war in Atyrau und in Uralsk. All das zu besuchen, mit den Menschen vor Ort und den Verantwortlichen zu sprechen, Deutschland dort zu repräsentieren, war eine sehr schöne Aufgabe. Besonders eindrucks­voll waren ein Besuch am Aralsee, wo man mit eigenen Augen die Wasser- und Umweltprobleme Zentralasiens sehen kann, und eine Einladung des damaligen Akims von Qysyslorda nach Baikonur, wo wir einen Raketenstart beobachten konnten.

Sie haben vorhin die deutschen Unternehmen in Almaty angesprochen. Haben Sie den Eindruck, dass durch die Öffnung Usbekistans einige Firmen nun ins Nachbarland abwandern?

Nein, das glaube ich nicht. Kasachstan ist in Zentralasien der größte Handelspartner für die Euro­päische Union, und innerhalb der EU entfallen je nach Statistik zwei Drittel bis drei Viertel der Handelsbeziehungen auf Deutschland. Natürlich führen die Öffnung und Entwicklung in Usbekistan dazu, dass mehr deutsche Unternehmen nach Usbekistan schauen. Ende Mai war der Bundes­präsi­dent dort, begleitet u.a. von Wirtschaftsvertretern.

Wir sind als deutsche Vertreter sehr bemüht, dass es zu einer größeren regionalen Zusammenarbeit zwischen den zentralasiatischen Staaten kommt. Davon können alle profitieren. Wir hoffen sehr, dass sich Usbekistan schnell positiv entwickelt. Insgesamt halte ich aber die wirtschaftlichen Chancen in Kasachstan für größer. Die enormen Ressourcen führen dazu, dass es genügend Spielräume gibt, um die angekündigten Reformen finanziell unterfüttern zu können, damit eine Diversifizierung der kasa­chi­schen Wirtschaft erfolgt und die Wirtschaft weiter wächst und es so zu mehr Prosperität im Lande führt.

Inwiefern fördert Deutschland die regionale Zusammenarbeit?

Lassen Sie mich ein ganz konkretes Beispiel nennen: die Zusammenarbeit im Bereich Wasser. Wasser ist eine Ressource, die für die Entwicklung ganz Zentralasiens elementar ist. Die großen Flüsse Syrdarja und Amudarja sind die Lebensadern der Region. Sie fließen durch alle fünf zentralasiatischen Länder oder versorgen sie in der ein oder anderen Form.

Wir haben seit mehr als zehn Jahren den sogenannten „Berliner Prozess“, der alle Probleme im Wasserbereich aufgreifen will und in dessen Rahmen wir mit allen Ländern in der Region zusammen­arbeiten. Den entsprechenden Wasserlehrstuhl an der DKU fördern wir mit Mitteln des Auswärtigen Amtes. Das ist ein Beispiel, wo Umwelt- und Ressourcenschutz sowie Politik Hand in Hand gehen, um alle Länder zusammenzuführen. Deutschland spielt da in verschiedensten Bereich als Mediator und helfende Hand im Hintergrund eine wichtige Rolle. Wir wissen aus unserer Erfahrung in Europa, dass man zusammenarbeiten muss, um Win-win-Situationen zu schaffen. Das versuchen wir hier weiterz­u­geben.

Jörn Rosenberg mit seiner Ehefrau.
Jörn Rosenberg mit seiner Ehefrau. | Foto: Anton Turovinin / GK Almaty

Wohin geht es für Sie als Nächstes?

Ich bleibe im Weltmaßstab gesehen in der Nachbarschaft: Ich werde in die Mongolei nach Ulan Bator gehen und dort die Leitung der Deutschen Botschaft übernehmen.

In die kälteste Hauptstadt der Welt…

Ja (lacht). Vor meiner Zeit in Almaty war ich bereits in Ottawa, das als die drittkälteste Hauptstadt der Welt gilt. Da haben wir schon geübt, und auch im Winter 2017/18 hatten wir einige sehr kalte Wochen mit viel Schnee hier in Almaty. Also ich fühle mich gut vorbereitet.

Werden Sie nach Ihrer Zeit als Botschafter zurück nach Deutschland gehen?

Im diplomatischen Dienst ist es so, dass wir in regelmäßigen Abständen wieder nach Deutschland versetzt werden. Nun würde ich nach derzeitiger Rechtslage in einigen Jahren in den Ruhestand gehen. Da aber auch meine Frau Diplomatin ist und danach weiter arbeiten wird, müssen wir mal schauen, was der Außenminister mit uns vorhat und wo wir dann landen werden.

Welchen Tipp geben Sie ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin in Almaty mit auf den Weg?

Gehen Sie auf die Leute in Kasachstan zu! Wir haben uns immer wieder gefreut, wie freundlich wir überall aufgenommen wurden. Wir haben versucht, die Gastfreundschaft im Lande zurückzugeben. Wenn ich eine Empfehlung aussprechen kann: Umarmen Sie dieses Land! Es nimmt auch Sie in den Arm.

Das Gespräch führte Othmara Glas.                 

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