„4“ ist die magische Ziffer, die am Ende der EXPO stand. Vier Millionen Besucher haben in den vergangen drei Monaten die Weltausstellung in Astana besucht. Mit der Abschlusszeremonie ging eine der größten Veranstaltungen des unabhängigen Kasachstans zu Ende. Tausende Gäste tanzten, sangen und feierten bei teils strömendem Regen am Sonntagabend, bestaunten Lasershows und ein bombastisches Abschlussfeuerwerk.

Nach drei Monaten hat die EXPO 2017 am Sonntag ihre Türen geschlossen. Für Organisatoren wie Aussteller war sie ein großer Erfolg. Mit fast vier Millionen Besuchern konnte die Weltausstellung fast doppelt so viele anziehen wie zu Beginn erwartet worden war. Kasachstan, das zu den ölexportierenden Staaten gehört, hatte die EXPO in Astana unter das Motto „Future Energy“ (Energie der Zukunft) gestellt. Eine 80 Meter hohe Glaskugel, genannt Sphäre, war das optische Wahrzeichen der EXPO und soll symbolisch für den letzten Öltropfen stehen.

In der Sphäre wurden auf acht Stockwerken verschiedene Arten der regenerativen Energieerzeugung und -nutzung vorgestellt. Dazu gehören Solar– und Windenergie, Wasserkraft, Biomasse, aber auch die Nutzung von kinetischer Energie und Energie aus dem Weltraum. Ganz oben in der Sphäre wurde Astana als Stadt der Zukunft präsentiert, die nicht nur mit grüner Energie funktioniert, sondern auch intelligente Verkehrskonzepte nutzt. Im Erdgeschoss befand sich der Länderpavillon von Kasachstan selbst.

Obwohl man in Zukunft verstärkt auf erneuerbare Energien setzen will und das Land mit seinen endlosen Steppen gute Voraussetzungen für die Erzeugung von Solar– und Windenergie hat, sind die Nutzung von Kohle und Nuklearenergie weiterhin wichtige Bestandteile für die Energieversorgung Kasachstans.

Positive Effekte für Kasachstan

Präsident Nursultan Nasarbajew betonte in seiner Abschlussrede die positiven Effekte, die die EXPO für Kasachstan habe. Mehr als 1400 kleine und mittlere Unternehmen haben Aufträge über die Lieferung von Waren und Dienstleistungen in Höhe von 640 Milliarden Tenge erhalten. Neue Unternehmen wurden gegründet und mehr Steuern eingenommen. Insbesondere der Tourismussektor konnte profitieren. Obwohl die meisten Besucher aus Kasachstan selbst kamen, reisten rund eine halbe Million Besucher aus dem Ausland an.

Der kasachiche Pavillon Nur Alem. | Foto: Othmara Glas

Etwa 140 wissenschaftliche Erfindungen im Bereich der erneuerbaren Energien wurden auf der EXPO vorgestellt. Im Pavillon für die Best Practices wurden 24 Projekte gezeigt, die besonders zum Thema Grüne Energie beitragen. Dazu gehören besondere Akkus, mit denen man große Mengen Energie speichern kann, Platten, die beim Drauftreten Energie erzeugen und das Projekt einer deutschen Firma, mit dem Wärme aus Eis erzeugt werden kann.

Deutscher Pavillon kam an

Frank Bumann, Pressesprecher des Deutschen Pavillons, findet es bemerkenswert, dass ein ölreiches Land wie Kasachstan sich dem Thema Energie der Zukunft angenommen hat. „Das zeugt von langfristigem Denken“, sagte er. Schließlich gehe das Thema uns alle an und Deutschland kann aufgrund der Energiewende einiges dazu beitragen. Es gebe bereits einige Kooperationsprojekte im Bereich Erneuerbare Energien, wie den kasachischen Windpark Jerementau 1, der mit deutscher Hilfe gebaut wurde.

Bumann zeigte sich mit dem Verlauf der EXPO mehr als zufrieden. Das Konzept aus Information und Unterhaltung kam an, vor allem aber die licht– und energiereiche „Energy-Show“ begeisterte die Anwesenden zum Schluss.

Mit über 600.000 Menschen kamen in den deutschen Pavillon mehr Besucher als erwartet. Am Ende hieß es im deutschen Pavillon „Deine Energie verändert die Welt“. Dafür gewann der deutsche Pavillon die goldene Auszeichnung für die beste Themenumsetzung auf der EXPO. Auch die Zusammenarbeit mit der kasachischen Seite sei nach einigen Startschwierigkeiten gut gelaufen, sagte Bumann. Aber für Kasachstan selbst sei eine erfolgreiche Weltausstellung wichtig gewesen, um sich dem Ausland zu präsentieren.

Öl weiterhin wichtig

In die virtuelle Realität konnte man sich dank VR-Brillen im ungarischen Pavillon versetzen lassen. Außerdem fanden sich zentralasiatische Traditionen wie ein Wunschbaum wieder. Schließlich haben viele Ungarn Wurzeln in Zentralasien. Rund 300.000 Menschen besuchten den Pavillon. Der Kommissar des ungarischen Pavillons war im Großen und Ganzen mit der EXPO zufrieden, auch wenn hin und wieder einige Fehler gemacht wurden. Am Ende erhielt Ungarn die silberne Auszeichnung für Pavillons zwischen 400m² und 700m² für die Themenumsetzung in Form eines Lebensbaums.

Obwohl die meisten Länder auf Nachhaltigkeit setzen, sehen nicht alle ihre Zukunft in regenerativen Energien. Russland hält weiterhin an Öl und Gas fest. Im russischen Pavillon wurde die neue atombetriebene Flotte an Eisbrechern präsentiert, mit denen die Arktis auf der Suche nach Öl weiter erforscht werden soll.

Auch für Turkmenistan ist Öl weiterhin fester Bestandteil der Energieerzeugung. Das Land stellte aber ebenso neue Windkraftwerke vor. Daneben konnte man im turkmenischen Pavillon allerhand Kuriositäten über das Land erfahren, welches zu den abgeschottesten der Welt gehört. Die Hauptstadt Ashgabat kann einige Weltrekorde vorweisen, wie den größten Stern oder die höchste Dichte an weißen Marmorgebäuden. Der 2016 neueröffnete Flughafen ist das größte Gebäude der Welt, das in Form eines Vogels gestaltet ist. Im usbekischen Pavillon setzte man auf technische Innovationen wie E-Autos.

Vielfältiges Kulturprogramm

Viele Länder nutzten die EXPO, um ihre Kultur vorzustellen. Jedes der 115 Teil-
nehmerländer feierte seinen eigenen Nationaltag und veranstaltete immer wieder Konzerte, Theateraufführungen oder Shows während der drei Monate. Im deutschen und im usbekischen Pavillon gab es zum Beispiel Restaurants mit der jeweiligen Küche. Georgien präsentierte seinen Wein. Im ägyptischen Pavillon konnte man den Eindruck gewinnen, dass es sogar eher um Reisen und Kultur als um Energie ging. „Natürlich geht es auch darum, ein positives Deutschlandbild zu vermitteln und im Idealfall Leute dazu animieren, nach Deutschland zu reisen“, erklärte Bumann. Es gehe nicht nur um Innovation, sondern ebenfalls um Gastfreundschaft, um am Ende zu sagen: „Deutschland ist schön, schaut es euch an!“ Dabei kam er nicht umhin, auch die Gastfreundschaft der Kasachen zu loben.

Zukunftspläne

Die Infrastruktur des Messegeländes, dessen Errichtung über eine Milliarde Euro gekostet hat, soll nach dem Ende der Ausstellung weiterhin genutzt werden. Geplant sei unter anderem ein internationales Finanzzentrum, dass mehr Investitionen nach Kasachstan locken soll, sagte Nasarbajew. Außerdem wolle man ein internationales Zentrum für die Entwicklung grüner Technologien und Investitionen sowie einen internationalen Technologiepark für IT-Startups schaffen.

Zeitgleich zum Ende der EXPO fand in Astana der erste Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) zum Thema Wissenschaft und Technologie statt. Man müsse mehr in diese Bereiche investieren, um den Zusammenhalt zwischen den muslimischen Staaten zu stärken und besser mit den westlichen Staaten kooperieren zu können, so Nasarbajew. Diese Ziele wurden unter anderem in der Astana-Deklaration festgeschrieben, in der sich die 57 OIC-Mitgliedsstaaten verpflichten, die Nachhaltigkeitsziele der UN bis 2025 zu erfüllen.

Für Kasachstan war es die erste EXPO dieser Art und die erste Weltausstellung überhaupt, die in einem postsowjetischen Land stattfand. Insgesamt haben 115 Länder und 22 internationale Organisationen an der EXPO teilgenommen. 33.000 Künstler und 4.500 Freiwillige haben zum Erfolg der EXPO beigetragen und es wurden 88 Heiratsanträge gemacht. Die nächste EXPO wird 2020 in Dubai stattfinden.

Othmara Glas

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