Weihnachten finde ich super. Diesmal gibt es noch mehr Anlass zum Feiern als sonst.

Ich bin zu einem Freund eingeladen, mit dem ich schon manch schöne Festtage verbracht habe. Die Figuren seien schon aufgestellt, der Champagner kalt gestellt, schrieb er zuletzt. Prima, was will man mehr?

Und soeben schickt er mir als Vorgeschmack das Foto eines Gerichts, das er schon mal probehalber gekocht hat: Wildschweinbraten. Das wird ja immer besser! Mit „Figuren aufgestellt“ meint er allerdings nicht Jesus, Maria, Ochs, und Esel, sondern Dame, König, Pferd und Läufer. Außerdem hätte er schon den Aperitif, Digestif und sechs Sorten Whiskey parat gestellt. Fehle nur noch der Wein. Halleluja, hoch die Tassen! Das ideale Programm besteht für uns aus Kochen, Trinken, Schach spielen, Puzzeln, Filme gucken, Spazieren, eine Messe besuchen und wieder von vorn – Alle Jahre wieder. Gut auch, dass Arne gern mit Räuchermännchen, Adventskranz und passender Musik für festliches Ambiente sorgt, so brauchen wir nur noch Schnee und schon ist das Fest geritzt – Oh, du Fröhliche!

Was dieses Jahr für mich neu ist, sind betriebliche Weihnachtsfeiern. Da ich bis Anfang dieses Jahres zu 100 Prozent selbständig war und keine Angestellten hatte, wäre eine Weihnachtsfeier in trauter Einsamkeit etwas trostlos ausgefallen. Nun habe ich verschiedene Verträge laufen und bin bei allen Arbeit– bzw. Auftraggebern zur Weihnachtsfeier eingeladen. Besonders in der einen Institution wird sehr gern gefeiert, und so bin ich ganz auf eine feuchtfröhliche Sause eingestellt. Mein erstes Weihnachtsgeschenk habe ich mir bereits gegönnt. Von meinem ersten Weihnachtsgeld in meinem Leben habe ich mir einen Füllfederhalter, einen echten Kolbenfüller mit Tintenfässchen, genehmigt. Damit schreiben sich die Weihnachtskarten wie von selbst.

Zudem habe ich in meinem Institut jetzt eine Mitarbeiterin, wenn auch auf Honorarbasis, da drängt sich eine Weihnachtsfeier geradezu auf. Man muss etwas tun für seine Beschäftigten. Und da wir einen chicen Auftrag an Land ziehen konnten, haben wir allen Grund anzustoßen. Und eine weitere Weihnachtsfeier steht mit einer Freundin an, mit der ich in diesem Jahr eine Strategiegruppe gebildet habe. Wir haben uns an drei Etappen abgearbeitet. Nach Phase I = „Lebensplanänderungs“-AG kam Phase II = „Lebensplanänderungsumsetzungs“-AG, dicht gefolgt von der jetzigen Phase = „Lebensplanänderungsumsetzungsauswertungs“-AG. Da es uns beiden bestens gelungen ist, unser Leben in eine neue Richtung zu lenken, die uns mehr als zufrieden stellt, wollen wir die Sektkorken knallen lassen – Kling Glöckchen, klingelingeling.
Wenn ich mir das Programm mit den vielen Weihnachtsfeiern so anschaue, freut sich auch die Leber. Wenn ich all die Feiern überstanden habe, muss ich wohl erst mal eine Entschlackungskur einlegen, um mich für Karneval zu regenerieren. Ach ja, a propos, das ist ja auch schon bald – Kölle Alaaf, kumm loss uns fiere (= Komm, lass uns feiern). Eigentlich müsste ich mich schon um mein Kostüm kümmern. Wobei, nicht, dass hier etwas durcheinander gerät, ich aus Versehen im Hexenkostüm Luftschlangen statt Lametta in den Baum hänge und mich im Liedgut vergreife. Eins nach dem andern. Zunächst bügle ich mein Festtagskleid und die Engelsflügel und studiere Kochrezepte, während ich ein kesses „Jingle Bells“ pfeife. Weihnachten – ich komme!

Julia Siebert

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