Vom 18. zum 20. März fand in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek unter dem Titel „Ümüt“ (Hoffnung) das dritte Forum für junges Kino statt. Symbol des Forums ist eine sich öffnende Rosenknospe – wie sie sollen sich die jungen Regisseure mit der Zeit offenbaren.

„Ümüt“ ist eines von mehreren Kinoforen, die in den letzten Jahren gegründet wurden. Es unterscheidet sich jedoch von den anderen. Es hat ein menschliches Gesicht, das vieles, manchmal gar alles verzeiht. Es kann gar nicht zu rechtfertigende Tat erklären und in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Das kirgisische Kino könnte professioneller sein, aber in Sachen Energie, Ideenreichtum und Lebendigkeit scheint es allen eine Nase voraus. Es gibt dort weder komplette Neulinge noch Provinzlertum, nur Energie und eine unglaubliche künstlerische Aktivität. Dazu kommt, dass einige Filme im Wettbewerb ganz ohne öffentliche Mittel gedreht wurden, wie zum Beispiel der Dokumentarfilm „Metallisches Brot“ von Tschingis Narynow.

Während des Forums befassten sich vier Jurys mit der Bewertung der Werke: die Jury für Kurzfilme, für Dokumentarfilme, die Jugend– und die Studentenjury. Die Schriftstellerin Diana Swetlitschnaja erzählt Novastan von ihrer Teilnahme an dem Forum.

Diana, wie war es, Mitglied der Jury für Dokumentarfilme zu sein?

Die Initiatorin des Kinoforums „Ümüt“, Gulbara Tolomuschowa – ein Mensch, der das Kino lebt –, hat mich eingeladen, der Jury beizutreten. Es war für mich die erste Erfahrung dieser Art und natürlich interessant, lehrreich und auch schwierig. Vor allem habe ich erlebt, wie unsere jungen Regisseure sich zwischen all den Clips, Spielfilmen und kommerziellen Projekten trotzdem für etwas Großes entscheiden, dass sie experimentieren, sich suchen. Zweitens sah ich das Leben mit den Augen zwanzigjähriger Menschen, denn das war genau das Durchschnittsalter der Nominierten. Und ich habe viele Emotionen erfahren, von Enttäuschung hin zu Bewunderung.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Arbeiten bewertet?

All die üblichen Kriterien wie das Bild, die Aktualität des Themas, die Darstellung und die technischen Fertigkeiten wurden natürlich berücksichtigt. Doch bei Dokumentarfilmen wie auch in der Kunst sagt das wenig aus. Ein idealer Film ist einer, der nicht analysiert werden kann. Einer, der den Atem raubt, auf den der ganze Organismus reagiert. Er erfasst einen vom ersten Bild an und lässt einen auch nach dem Abspann nicht los. Ich kann nicht sagen, dass ein solcher Film präsentiert wurde. Aber einige Autoren haben sich daran versucht.

Umut Kino Kirgisistan

Was haben Sie gefühlt, nachdem Sie die Filme gesehen hatten?

An Emotionen hat es nicht gefehlt. Manchmal war ich dem Regisseur böse wegen seiner Berechenbarkeit, wegen der Verwechslung von Genres, seiner Schlampigkeit oder seiner Fahrlässigkeit. Ich konnte mich auch von einigen Details oder Funden überraschen lassen. Einmal hätte ich beinahe den Saal verlassen: Ich konnte mir nicht anschauen, wir Jäger Wölfe jagten. Ich habe mich auch geärgert, als einige Bilder nichts als „Müll“ enthielten. Es sollte etwas anderes als nur Soziales in dem Film enthalten sein. Niemand hat sich an andere Themen gewagt. Armut, sozialer Rückstand und die Zerstörung von Schicksalen sind die Hauptthemen der Arbeiten.

Hat das kirgisische Kino eine Zukunft?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die jungen Leute, die an dem Forum teilgenommen haben, ihre künstlerische Suche nicht unterbrechen werden. Sie haben Feuer in den Augen, interessieren sich für das Leben. Das ist das Wichtigste für einen Dokumentarfilmer. Heute feiert das kirgisische Kino seine zweite Geburt.

Die goldene Zeit des „kirgisischen Wunders“ liegt in der sowjetischen Vergangenheit. Heute müssen die Regisseure bei Null anfangen. Die jungen Regisseure machen ihre ersten Schritte. Noch sind sie unsicher, wackelig. Ich möchte ihnen von Herzen Glück wünschen. Ich sage damit nichts Neues: Sie wissen selbst, dass nur die stärksten es schaffen werden.

Es kann sein, dass sich durch unsere Kinoforen nichts ändert, aber ich habe das Gefühl, dass bei dieser Menschlichkeit, dieser normalen und gesunden Beziehung zum Geschehen eine solche Änderung nötig ist. Dass das Forum für Jugendkino nicht nur existiert, um sich selbst zu rechtfertigen, sondern für etwas Größeres. Es ist da, damit diese Verrückten, die in der Welt der Filme arbeiten, sich nicht wie Fremde in einem Vakuum fühlen. Damit sich hier die zerstreuten Kräfte des Kinos treffen: Regisseure, Produzenten und Verleiher. Das Forum erfüllt so seine Funktion, und simuliert sie nicht nur.

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem-Nachrichtenportal www.noastan.org. Wir veröff entlichen ihn mit freundlicher GenehmigungderRedaktion.

Von Dschamila Danybajewa

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