Während in einigen östlichen Ländern im Radio oder Fernsehen einfach nur Texte vorgelesen werden, gibt es in Kasachstan zumindest ein Grundverständnis darüber, wie eine Moderation aussehen sollte. Andreas Lange, freier Journalist und Moderator der WDR-Wissenschaftssendung Leonardo, hat als Trainer der Deutschen Welle-Akademie Erfahrung mit Weiterbildungen für Journalisten in verschiedenen Ländern gesammelt. Ende September vermittelte er im Rahmen eines Moderationstrainings jungen Journalisten aus Zentralasien, wie man abseits der beliebten Wunsch- und Grußsendungen Inhalte im Radio und TV transportieren kann.

/Bild: Christine Karmann. ‚Andreas Lange, Trainer der Deutschen Welle-Akademie: „Herzrasen, Schweißausbrüche und Stress“.’/

Zu Beginn des Moderationsseminars in dem nationalen TV-und Radiosender „Kasachstan“ in Almaty bekam jeder der 21 Journalisten aus Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan einen Spiralblock mit angestecktem Kugelschreiber geschenkt. Handwerkszeug eines jeden Journalisten. Wie man jedoch vor Publikum ohne vorgefertigte Texte moderiert, möchte Andreas Lange, Trainer der Deutschen Welle-Akademie, seinen zentralasiatischen Kollegen vermitteln. „Sie sollen eine Moderation schreiben, sprechen und dann noch einmal ohne Text ans Mikrofon. Das bedeutet Herzrasen, Schweißausbrüche und Stress. Aber es wird auch ganz anders klingen,“ beschreibt der Kölner Journalist eine seiner Lieblingsübungen.

Dreimal ist es ihm in seiner Karriere selbst passiert, dass er vergessen hatte, seinen Moderationstext auszudrucken und improvisieren musste. „Meine Kollegen meinten danach, es hat sehr lebendig geklungen.“ Auch die kirgisische Moderatorin Kasil Karachotonowa kennt die Tücken ihres Berufs. Zwei Jahre hat sie Journalismus an der Universität studiert und sich dann beim Fernsehsender „Insanat“ von der Nachrichtenredaktion zur Moderatorin einer Politiksendung hochgearbeitet. Dreimal pro Woche von 22 bis 23 Uhr versucht sie Staatsmänner von einer anderen Seite zu zeigen. Aber manchmal nutzt auch die beste Vorbereitung nichts.

Auf Augenhöhe mit dem Hörer

„Ein Politiker gab in meiner Sendung immer nur sehr kurze Antworten. Ich hatte schon alle vorbereiteten und spontan eingefallenen Fragen gestellt. Auch kein Zuschauer hat mehr angerufen“, sagt Kasil Karachotonowa. 56 Minuten waren schon vergangen, vier lange Minuten mussten noch gefüllt werden. „Da habe ich dann die Werbung angesagt und bin ausführlich auf die Abschlussmusik eingegangen“. Kasil Karachotonowa ist eine der Teilnehmerinnen des Moderationsseminars bei Andreas Lange, zu dem die 15 Partnersender der Deutschen Welle in Zentralasien ihre Mitarbeiter entsenden durften.

ie Nachfrage nach Weiterbildungen in journalistischen Fachtechniken in Zentralasien ist sehr groß. „Einige Sender haben die Reisekosten für ihre Journalisten selbst übernommen“, sagt Bettina Ruigies, Projektmanagerin des Seminars. Für Andreas Lange gibt es keine gute oder schlechte Moderation. Nur eine der Situation und dem Hörer angemessene. „Die wichtigste Eigenschaft eines Moderators besteht darin, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen“, so der Experte. „Und Freundlichkeit, Freundlichkeit, und noch mal Freundlichkeit.“

Von Christine Karmann

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