Seit einem Jahr heißt Kasachstans Hauptstadt nicht mehr Astana, sondern Nur-Sultan – benannt nach dem Ersten Präsidenten der Republik. Auch andere Länder haben sich in der Vergangenheit dazu entschieden, ihre Hauptstädte nach bedeutenden Persönlichkeiten zu benennen. Wir stellen fünf von ihnen vor.

Nur-Sultan statt Astana – im Rahmen seiner Antrittsrede machte der neue kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew vor einem Jahr einen überraschenden Vorschlag zur Umbenennung der Hauptstadt. Am 23. März 2019 unterzeichnete er den entsprechenden Beschluss.

Der neue Name der Hauptstadt besteht aus den zwei kasachischen Wörtern für „Licht“ und „Macht“ beziehungsweise „Herrscher“. Die Umbenennung soll den zurückgetretenen Präsidenten Nursultan Nasarbajew als Person ehren und auf Wunsch von Tokajew auch dessen fast 30-jährige Amtszeit als Präsident der Republik würdigen. Dabei hat sich die Bezeichnung der Stadt mitten in der kasachischen Steppe schon öfter geändert. Akmolinsk, Zelinograd, Akmola, Astana, und nun Nur-Sultan: Die Namensgeschichte ist sehr reich.

Und ein Blick in die Welt zeigt: Es kommt gar nicht so selten vor, dass der Name einer Hauptstadt auf einen Präsidenten, einen Stammesvater oder auf die Geschichte aus einer jahrhundertealten Chronik zurückgeht.

USA – Washington D.C.

Das wohl prominenteste Beispiel dafür sind die Vereinigten Staaten. Deren Hauptstadt war von 1788 bis 1790 New York, wo George Washington ein Jahr später auch als erster Präsident vereidigt wurde. Washington D.C. wurde offiziell vor 230 Jahren gegründet und im Auftrag des ersten amerikanischen Präsidenten erbaut. Teile von Maryland und Virginia wurden zum neuen Bundesdistrikt Washington D.C. erklärt. Ziel der Gründung war es, eine neue und moderne Hauptstadt zu demonstrieren. Offiziell gilt Washington D.C. seit 1800 als Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Im Fall der USA ist hervorzuheben, dass Washington D.C. nicht nur nach dem ersten Präsidenten benannt wurde. Mit dem Zusatz D.C. (District of Columbia) gibt es noch einen direkten Bezug zum Seefahrer Kolumbus.

Ukraine – Kyjiw, Kyïv, Kiew

Drei verschiedene Versionen für einen Stadtnamen? Ja, richtig – der Duden hat die Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt erweitert. „Kiew“ ist die altbekannte russische Transkription, und durch eine Kampagne seitens der ukrainischen Regierung kam es zu einer Änderung. Inzwischen lassen sich drei Schreibweisen des Eigennamens finden.
Die altrussische Nestorchronik gilt als Hauptquelle der Kiewer Rus des Mittelalters. Dort wird die Stadtgründung auf das Jahr 482 datiert, nach der Überlieferung bauten der ostslawische Stammesfürst Kyj und seine jüngeren Geschwister hier eine Burg. Die Siedlung, die sich im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte zu einer Stadt entwickelte, wurde nach dem Ältesten benannt. Vor rund hundert Jahren entdeckten Archäologen Überreste einer Burg.

Kyjiw ist mit seiner nun mehr als 1.500 Jahre alten Geschichte die älteste der hier ausgewählten Hauptstädte. Im Gegensatz zu den anderen ist sie nicht unbenannt worden, sondern hat von Anbeginn den Namen ihres Gründers getragen.

Bolivien – Sucre

Das heutige Sucre wurde vor über 480 Jahren von Spaniern unter dem Namen „Ciudad de la Plata de la Nueva Toledo“ gegründet. Übersetzt heißt das in etwa „Silberne Stadt von Neu-Toledo“.

1839 wurde die Stadt dann in „Sucre“ umbenannt. Namensvater Antonio José de Sucre war ein venezolanischer Revolutionär und Staatsmann. Er diente als Stabschef von Simón Bolívar und gilt als Befreier Ecuadors, Perus und Boliviens von den Spaniern. Von 1826 bis 1828 war er der Präsident Boliviens, bis er nach einer peruanischen Invasion zurücktrat und zwei Jahre später ermordet wurde. Heute gilt Sucre zwar als formelle und konstitutionelle Hauptstadt – der Regierungssitz ist aber in La Paz und die bevölkerungsreichste Stadt ist Santa Cruz.

Botsuana – Gaborone

Die Geschichte der Republik Botsuana, die für 2020 den fünfthöchsten menschlichen Entwicklungsindex (HDI) in Afrika aufweist, ist den meisten unbekannt. Ihre heutige Hauptstadt wurde 1890 vom lokalen Häuptling Gaborone Matlapin unter dem Namen Gaborones gegründet.

1965 wurde Gaborone zur Hauptstadt ernannt und ein Jahr später Botsuana zur Republik deklariert. Anschließend wurde die Hauptstadt rasch aufgebaut, 1969 der jetzige Name Gaborone offiziell anerkannt. Dass der Name der Stadt beibehalten wurde, um die Geschichte und das Oberhaupt zu ehren, erinnert ein wenig an die Situation in Kasachstan.

Slowakei – Bratislava

Bratislava, eine Grenz- und Brückenstadt, ist bereits seit mehreren Jahrhunderten für ihre Burg „Hrad“ bekannt. Bis 1919 war die Stadt unter dem Namen Pressburg bekannt. Nachdem die erste Tschechoslowakische Republik gebildet worden war, war der alte Name verpönt und ein Ministererlass verordnete die Umbenennung. Eine offizielle Übersetzung der Bezeichnung von Bratislava gibt es eigentlich nicht.

Ein Historiker des 15. Jahrhunderts behauptete aber einst, dass ein Fürst namens Vratislav die Stadt gegründet habe. Einen Beweis dafür gibt es ebenso wenig wie einen dagegen.

Rita Rjabow

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