Aidana Karaschewa ist die einzige junge Harfenistin Kasachstans, die schon viele Konzerte auf verschiedenen Bühnen weltweit gegeben hat. Sie ist auch die einzige Kasachin, die das Spiel auf der Harfe am Moskauer Konservatorium studiert. Dass ihre Kunst in Kasachstan nicht sehr entwickelt ist, macht die junge Musikerin sehr traurig.

Aidana Karaschewa wurde in eine Familie von Musikern hineingeboren. Dort dachte man zunächst, dass es besser für ihre Tochter und Enkelin wäre, nicht einen musikalischen Weg einzuschlagen, damit wenigstens ein Familienmitglied es leichter habe. Doch die Gene erwiesen sich als stärker, und als Aidana 14 Jahre alt war, entschied sie sich selbst für die musikalische Ausbildung an der staatlichen Schubanow-Musikschule in Almaty.

Die großen Schwierigkeiten, die ihr im Weg standen, waren vorauszusehen: Aidana kam sofort in eine Klasse mit Gleichaltrigen. Das heißt, dass sie sich das musikalische Grundwissen der ersten Klassen selbständig aneignen musste, um zu den anderen aufzuholen. Seinerzeit erwarb die Musikschule auch das seltene Instrument Harfe. Es war der große Verdienst von Aidanas erster Lehrerin, ihr dieses Instrument für ihre weitere musikalische Ausbildung vorzuschlagen.

Nach der zehnten Klasse in der Musikschule war sich Aidana nicht sicher, ob sie weiter Musik studieren wollte. Es schien ihr, als sei es unmöglich, ein professionelles Niveau zu erreichen, ohne ein Instrument von Kindheit an erlernt zu haben. Die Bewerbungsunterlagen für ein Studium in Mathematik und Wirtschaft hatte sie schon vorbereitet, als sie sich spontan überlegte: „Warum nicht einfach probieren, sich bei einer Musikschule in Moskau zu bewerben?“ Der Entschluss kam zwei Monate vor den Aufnahmeprüfungen – und war von Erfolg gekrönt. Die junge Musikerin erhielt in Moskau sowohl von der Gnessin-Musikakademie als auch von der Musikschule am Konservatorium eine Zusage und entschied sich für letztere. Heute ist sie Studentin des Konservatoriums in der Klasse der Verdienten Künstlerin Russlands Irina Paschinskaja.

Ein Bedürfnis der Seele

„Der Beruf von Harfenspieler bringt kein großes Geld, das ist eher ein Bedürfnis der Seele…“, so glaubt Aidana. Sie ist sehr zufrieden und bedauert nicht, intuitiv diesen Weg gewählt zu haben. Gleichwohl hat sie Angst, dass sie in ihrem Heimatland Kasachstan zu wenig Möglichkeiten hat, sich selbst zu verwirklichen. Nur in den zwei größten Städten Astana und Almaty ist es möglich, Konzerte zu geben. Aidana hat kein eigenes Instrument und ist deshalb von den Konzertsälen abhängig. Sie und ihre Eltern haben schon mehrfach die kasachische Regierung, das Kulturministerium, den Fonds des Ersten Präsidenten, die Partei „Nur Otan“ und andere Behörden um Hilfe gebeten, damit die einzige junge Harfenspielerin Kasachstans, die Gewinnerin mehrerer internationaler Wettbewerbe, sich das teure Instrument leisten kann. Doch leider ohne Erfolg. Vielleicht wird ihr nicht einmal ihr starkes Gefühl von Patriotismus helfen, ihren Traum zu verwirklichen, in ihrem Heimatland zu arbeiten und die Kunst des Harfenspiels in Kasachstan zu fördern. Dies allerdings wäre ein Verlust für das kasachische Kulturleben nicht nur wegen ihrer Konzerte, sondern auch, da sie als künftige erfahrene Lehrerin verloren ginge. Doch Aidana will nicht pessimistisch sein. Sie hofft, dass die Situation sich ändert und der Harfenkunst in Kasachstan mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Sie wartet einfach auf ein Wunder, denn seit die zauberhaften Harfenklänge in ihr Leben eingetreten sind, glaubt sie an Wunder.

Von Nurgul Zhazykbayeva

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