Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Sowjetrepubliken der Region setzt Kasachstan auf Integration und Kooperation. Auf der Suche nach dem optimalen Diversifizierungsprogramm für seine rohstoffbasierte Wirtschaft spielt das Wirtschaftsforum in Astana als Diskussionsplattform und Impulsgeber eine immer größere Rolle.

Vom 22. bis 24. Mai 2012 fand in der kasachischen Hauptstadt das V. Astana Economic Forum (AEF) statt, das traditionell vor dem russischen Wirtschaftsforum im Juni in St. Petersburg durchgeführt wird.

An der Veranstaltung, die unter dem Motto „Globale Ökonomische Transformation: Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven“ stand, nahmen etwa 8 000 Besucher aus 90 Ländern teil. Thematisch gliederte sich das Forum, das sich als Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft versteht, in die Schwerpunkte: „Finanzen und Weltwirtschaft“, „Industrielle und innovative Entwicklungen“ sowie „Stabile Entwicklungen und soziale Herausforderungen“ auf. Aspekte und Perspektiven makroökonomischer Regulierungsinstrumente, Infrastruktur und Logistik, Industrialisierungsmöglichkeiten für Entwicklungs- und Schwellenländer, die Modernisierung des öffentlichen Dienstleistungssektors, die Förderung des kleinen und mittleren Unternehmertums in Kasachstan sowie die internationale Finanzarchitektur wurden ausführlich erörtert.

Der Veranstaltung parallel geschaltet waren Foren und Seminare wie „Astana Invest 2012“, „II Eurasian Business Congress“, „Jugendforum“ sowie Rundtischgespräche zu Energie- und Ökologiefragen. Internationale Medien wie Euronews, CNN, The Economist, The International Herald Tribune, Financial Times, Russia 24 und andere berichteten über den Verlauf.

An der Eröffnungsveranstaltung nahmen neben Präsident Nasarbajew u.a. der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan sowie der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler teil. Kasachstan präsentierte sich als ein guter Gastgeber, als modernes und dynamisches Land, das geschickt seine wirtschaftlichen und politischen Chancen zu nutzen weiß. Durch die Teilnahme von mehreren Nobelpreisträgern und Ex-Politikern wie Roman Prodi und Wim Kok sowie von zahlreichen Finanz- und Wirtschaftsexperten wie Jacob Frenkel, Ulf Wokurka und Grigori Marschenko wurde das Forum international aufgewertet. Das AEF gewinnt von Jahr zu Jahr an Bedeutung.

In Zeiten der gegenseitigen Abhängigkeit in der globalen Finanz- und Wirtschaftkrise, Verwerfungen auf den internationalen Aktienmärkten, hoher Arbeitslosigkeit, einer nach wie vor schwelenden EU-Krise, einer unausgeglichenen chinesisch-amerikanischen Handelsbilanz sowie zunehmender ökologischer Belastungen scheint es immer wichtiger zu werden, auf Foren wie dem AEF Fragen zu stellen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Ergebnisse des Wirtschaftsforums werden traditionell in einem Offenen Brief als Empfehlungen an die G-8 und G-20, die UNO, den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank sowie die an die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gerichtet.

Auch die deutsch-kasachischen Beziehungen gestalten sich dynamisch. 2011 belief sich die Handelsbilanz zwischen Deutschland und Kasachstan, mittlerweile der drittwichtigste Öllieferant der Bundesrepublik, auf 6,2 Milliarden Euro. Neben der Delegation der deutschen Wirtschaft in Almaty, dem Deutschen Wirtschaftklub (DWK), der Deutsch-Kasachischen Regierungsarbeitsgruppe Wirtschaft und Handel (RAG), dem Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrat für strategische Zusammenarbeit, dem deutsch-kasachischen Managerfortbildungsprogramm trägt auch der alljährlich in Almaty veranstaltete Tag der deutschen Wirtschaft zu einer Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen bei.

Stefan Grobe von der Nachrichtenagentur Euronews lobt die gute Zusammenarbeit mit Kasachstan. Zum vierten Mal in zwei Jahren besucht der in Washington stationierte deutsche
Journalist Kasachstan und beschreibt das Land als tolerant, positiv sowie wirtschaftlich und politisch im Aufbruch. Die durch den gestiegenen Ölpreis erwirtschafteten Devisen werden seiner Meinung nach klug investiert.

Auch Nurbek Aschilow, der stellvertretende Vorsitzende des Eurasischen Wirtschaftsklubs der Wissenschaftler und Organisator des AEF, ist zufrieden. Mit jedem Jahr ist das AEF gewachsen, das gegenwärtige Forum 2012 stellt mit seinen rund 5 000 Veranstaltungen qualitativ und quantitativ ein neues Niveau dar. Er sieht in der Bundesrepublik Deutschland einen wichtigen, einen strategischen Partner für Kasachstan und Zentralasien in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Der diesjährige Berlin-Besuch Präsident Nasarbajews und die zahlreichen Initiativen zur Förderung der bilateralen Beziehungen sind von Bedeutung. Deutsche Delegationen sind in Kasachstan stets willkommen.

Von Konstantin Dallibor

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