Предлагаем вниманию читателей стихотворение «Pyramiden» недавно ушедшего из жизни поэта, писателя и переводчика Виктора Гейнца, опубликованное в газете «Freundschaft» №250 от 30 декабря 1989 г.

Beim Wort „Ägypten“
sehe ich immer die Grabbauten
der alten Welt
und höre das Knacken
der Knochen
und das Schmatzen
zerquetschten Fleisches
unter den Steinplatten.
Die Herrscher der alten Welt
schwangen sich
auf den Götterstuhl hinauf
und verewigten ihre Namen
auf den Gebeinen ihrer Sklaven.
Beim Wort „Zentralismus“
sehe ich immer
den „Vater der Völker“
an der Spitze einer Pyramide
und höre das Heulen
und Zähneklappern
der in die Unterwelt
verdammten Völker.
Der mißtrauische Pfeifenraucher
entthronte Gott
und pflanzte sich
in dessen Sessel.
Zu seinem Fußschemel
standen auf verschiedenen
Stufen der steilen Treppe,
die ins Totenreich führte,
dienstbeflissene Aktenkrämer,
die stets bereit waren,
nach oben unten zu zittern
und nach unten zu bellen.
Und die übrigen Menschen
waren Zinnsoldaten
In den Händen
des Generalissimus.
Sie mußten stammstehen
und durften keinen
eigenen Willen haben.
Für das „Gleichdenken“
sorgten die Opritschniki
des NKWD.
Doch die Wahrheit
läßt sich nicht
in ein  ideologisches
Prokrustesbett zwängen.
Und das Fließband
Der Stalinschen Schergen
lief Tag und Nacht
und beförderte die „Volksfeinde“
in die unterste Hölle.
Wer aber dieser Strafe
entgehen wollte,
mußte durch das Fegefeuer
der Demut und Heuchelei.
Und wer sich nicht fügen konnte,
der ging in Flammen auf
oder erfror irgendwo
jenseits des Polarkreises…
Und nun wundern wir uns:
Woher kommen die vielen Reptilien?
Sie wurden gezüchtet
von Stalin und seinesgleichen.
Auch heute noch
kriecht man den Vorgesetzten
in den Hintern,
um sich bei ihnen
lieb Kind zu machen:
Das Beispiel der Väter zündet…
Und nun wundern wir uns:
Woher kommt
die geschäftliche Impotenz?
Man hat ja den Geist gelähmt
durch psychologische Injektionen…
Und nun wundern wir uns:
Woher kommen Lug und Trug?
Allzu oft mußten wir uns
drehen und wenden
im Schraubstock des harten Muß,
um überleben zu können.
Die Gewohnheit ist
zur zweiten Natur geworden.
Und nun wundern wir uns:
Wo bleibt die Beschleunigung?
Die Trägheit nistet
in unseren Gliedern,
und es ist wohl kein Leichtes,
das Rheuma des Stillstands
zu heilen.

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