Ganze 153 Länder aus aller Welt nehmen an der Osaka-Expo 2025 teil. Schon der allesumzäunende Holzring, der nun größte Holzbau der Welt, imponiert mit seiner Schlichtheit. Und mittendrin erzählen auch Deutschland und Kasachstan die Geschichte und Kultur ihrer Länder.

Osaka, die zweitgrößte Stadt Japans, ist bisher schon Heimat mehrerer internationaler Veranstaltungen gewesen, zuletzt 1990. Unter dem Thema “Die Gesellschaft der Zukunft für unser Leben gestalten” verschreibt sie sich der Nachhaltigkeit und regt zum Nachdenken über die Zukunft in einer sich rasch globalisierenden Welt an.

Das knapp vier Quadratkilometer große Ausstellungsgelände ist umzäunt vom nun größten intakten Holzkonstrukt der Welt. Der hölzerne Ring hat einen Umfang von knapp zwei Kilometern und ist das Resultat traditioneller japanischer Handwerkskunst und moderner Bauweise. Japanisches Zedern- und Zypressenholz bildet einen allumfassenden Rahmen, der zum Staunen einlädt.

Dabei ist die Idee keine neue: Einzelne Holzbalken stellen ineinandergreifende Elemente dar, die in beiden Staatsreligionen Japans, im spezifisch japanischen Shintoismus sowie im weltweit verbreiteten Buddhismus, markant vertreten sind.

Shintoistische Schreine und buddhistische Tempel bestehen hauptsächlich aus Holz, wie der Tōdai-ji in Nara in der Region Kansai, der erstmals im 8. Jahrhundert erbaut wurde und lange Zeit als größtes Holzgebäude der Welt galt. Holz ist in vielen Fällen stabiler als Beton und widerstandsfähig gegenüber Naturkatastrophen wie Erdbeben, die in Japan des Öfteren vorkommen.

Die Harmonie im Vordergrund

„Wa! Deutschland!“ ist das Motto des deutschen Pavillons bei der Weltausstellung in Osaka. „Wa“ – ein Ausruf mit Bedeutung. Damit soll nicht nur die Begeisterung und Neugierde, mit der man in Japan auf das mitteleuropäische Land schaut, ausgedrückt werden. „Wa“ bedeutet auch „Harmonie“ (和 – auch die alte Bezeichnung für Japan) und, wenn „Wa“ mit einem anderen Schriftzeichen geschrieben wird, so bedeutet es „Ring“ oder „Kreis“ (輪). Und dies ist dann gleich eine mehrfache Anspielung, denn Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft stellen die übergeordneten Narrative der Expo dar.

Jeder Schritt, ja, selbst das Stehen in einer Warteschlange scheinen gut durchdacht. Am Eingang lädt ein Beethoven-Maskottchen Besucher aus aller Welt dazu ein, sich das sieben-zylinder-förmige Gebäude des deutschen Pavillons von innen anzuschauen.

Zwar muss man sich bis zum Eintritt etwa dreißig Minuten gedulden, doch bietet eine Bühne vor dem Pavillon den wartenden Gästen mit Quizzen und kleinen musikalischen Auftritten einen Vorgeschmack auf das, was sie hinter der Fassade erwarten wird. Ein QR-Code leitet zu einem interaktiven Chat weiter. Von Einstein und Rotkäppchen bis zum ehemaligen Frankfurter Mittelfeldspieler Makoto Hasebe gibt es so einige Persönlichkeiten, die einem über ausgewählte Aspekte Deutschlands erzählen können.

Am Eingang drücken die deutschen Mitarbeiter jedem Besucher einen „Circular Friend“ in die Hand, mit dem die Halle interaktiv erkundet werden kann. Der niedliche Wegbegleiter erläutert bei Kontakt mit den Exponaten Fachwissen zu nachhaltigem Gebäudebau in Deutschland bis ins Detail – auf Deutsch, Englisch oder Japanisch.

„Wie sollen unsere Städte in der Zukunft aussehen?“ – Von dieser Leitfrage ausgehend führt der Pavillon Beispiele nachhaltigen Städtebaus an. In Häppchengröße werden deutsche Ansätze in Photovoltaik, Gebäudedämmung oder im Schifffahrtssektor vorgestellt. Zwischen Recycling-Häusern in Hannover-Kronsberg oder Schwamm-Städten in Berlin-Adlershof, stets erblickt man bildstarke Meisterwerke mit inspirierender Geschichte.

Das deutsche Bild in Japan

Brot, Bier, weltrenommierte Ingenieurskunst und alte Volksmärchen, wie jene der Gebrüder Grimm, stehen im Land der aufgehenden Sonne stellvertretend für Deutschland. Vor deutschen Bäckereien in japanischen Großstädten bilden sich nie enden-wollende Warteschlangen. Frankfurter Würstchen dürfen mittlerweile auf keinem der vielen Volksfeste fehlen – Deutschland hat einen guten, wenn auch oberflächlichen, Ruf bei den Japanern.

Es überrascht daher nicht, dass der Pavillon außerordentlich gut besucht wird. Dazu trägt auch das deutsche Restaurant mit der kulinarischen Vielfalt seiner 16 Bundesländer bei, denn dort werden Gerichte wie die Berliner Currywurst, die Bayrische Schweinshaxe, ein Thüringer Apfeldessert oder der Westfälische Pfefferpotthast, ein Fleischragout in Pfeffersauce, serviert. Das Menü im deutschen Restaurant ist so zusammengestellt worden, dass dabei – wie auch in der stark saisonalen und lokal orientierten japanischen Küche – auf einen ökologisch verträglichen Anbau der Zutaten geachtet wird, was Abfälle vermeidet und den Grundtonus der Nachhaltigkeit betont.

Bescheidener Stolz: Der kasachische Pavillon

Kasachstans Pavillon teilt sich ein Gebäude mit Armenien und dem südostasiatischen Kleinstaat Brunei. Bedacht auf seine einzigartige Nomaden- und Vielvölkerkultur, präsentiert es sich auch auf der Weltausstellung als ein weltoffenes Land zwischen der Bewahrung von Tradition und dem Wunsch nach Moderne.

Kasachstan ist in Japan nicht jedem ein Begriff. So punktet der Pavillon mit repräsentativen Mitteln: eine originalgetreu gestaltete Jurte in der Mitte des Saales fängt die Blicke ein. Ein atmosphärisch inszenierter Kurzfilm wirbt mit der langen, faszinierenden Geschichte des größten Landes Zentralasiens. Eine digitale Wandkarte stellt die einzelnen Regionen im Schnelldurchlauf vor. Eine Mitarbeiterin aus Kasachstan erklärt die Inhalte live über Mikrofon – auf fließendem Japanisch – und tritt auf Wunsch auch in direkten Austausch mit interessierten Besuchern.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Klanglandschaften und visuelle Elemente, die die kulturelle und geografische Weite des Landes erlebbar machen. So verbindet der Pavillon eindrucksvoll die kulturelle Identität der Kasachstaner mit dem Selbstverständnis eines Landes im Aufbruch – zwischen Ost und West.

Kizuna – Das Band zwischen Mensch und Natur

Von den 150 an der Expo teilnehmenden Ländern hat nicht jeder einen eigenen Pavillon füllen können. Insbesondere kleinere Staaten, wie Jamaika oder Serbien haben sich in großen Hallen zusammengeschlossen, in denen sie einen eigenen Raum bekommen haben. Das trifft auch auf die Ukraine zu: Unter dem Motto „Not for Sale“ – Nicht zum Verkauf – thematisiert der blau-gelbe Raum die Wehrhaftigkeit einer Nation inmitten turbulenter Zeiten. Die Russische Föderation und Belarus sind hingegen nicht bei der Weltausstellung vertreten.

Bemerkenswert ist die Ideenvielfalt und die Einfügung prinzipieller Konzepte in die Kultur des japanischen Gastgeberlands. So haben zwei der baltischen Staaten, Litauen und Lettland, einen gemeinsamen Pavillon gestaltet, der sich der Verbundenheit zur Natur widmet. Das waldreiche Baltikum ist stolz auf die Reinheit seiner Forste – ein Motiv, das in der regionalen Kultur immer wieder auftaucht. Der Pavillon versprüht Gerüche, die von harzig-würzig bis moosig-süßlich reichen und lädt seine Besucher dazu ein, sich in dem Facettenreichtum der heimischen Natur zu verlieren.

Das japanische Wort kizuna 絆 lässt sich als Verbindung oder Band übersetzen und meint die starke, unüberwindbare Verbundenheit zwischen Mensch und natürlicher Umgebung. Auch wenn zwischen Japan und dem Baltikum etwa 8000 km liegen, auch wenn ihre Sprachen und Kulturen verschiedener nicht sein könnten, so ziehen sich doch die Grundbedürfnisse des Menschen, wie der Wunsch nach Geborgenheit, wie ein roter Faden über den gesamten Globus.

Kontroversen und Zukunft

Nachdem die Olympischen Spiele von 2020 unter den Auswirkungen der COVID-Pandemie gelitten hatten, schaut man in Japen recht nüchtern auf internationale Mega-Events. Die coronabedingte Verschiebung der Olympiade auf das Folgejahr versetzte die japanische Öffentlichkeit in eine Art Trance; es verfestigte sich der Eindruck, dass zu viele Steuergelder für ein Ereignis ausgegeben worden sind, von dem die Bevölkerung Japans im Endeffekt nur wenig bis kaum Nutzen verspürte.

Auch der Bau der Weltausstellung fiel deutlich teurer aus als ursprünglich geplant. Zudem trüben einerseits bisher zu geringe Besucherzahlen, aber auch zu lange Warteschlangen die anfängliche Euphorie. Auch fehlt es an Begeisterung für das Maskottchen „Myaku-Myaku“, dessen mangelnde Annahme wohl seiner ungewöhnlichen Form geschuldet ist.

Das gesamte Ausstellungsgelände wird nach Ende der Veranstaltung abgebaut und die Materialien werden wiederverwertet, wie es von öffentlicher Seite heißt. Auf der künstlich geschaffenen Insel des Expo-Geländes sollen anschließend Einkaufszentren entstehen. Besuchen kann man die Weltausstellung noch bis zum 13. Oktober.

Anton Genza

Teilen mit:

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein