Geboren als Bauer an der Wolga, gestorben als Kapuziner in einem westfälischen Kloster: Ernst Benz´ Biografie „Ein Leben der Liebe“ erzählt das Leben des Russlanddeutschen Alois Lang
Der Leser dieses 107 Seiten umfassendes Buches wird nicht nur zum Begleiter des ungewöhnlichen Lebensweges eines Mönches namens Bruder Urban Lang. Er bekommt darüber hinaus einen kurzen aber innigen Einblick in das Schicksal der Russlanddeutschen. Der Zeitraum umfasst die Herrschaft der russischen Zarin Katharina II, die die Deutschen in ihr Land holte, die Diktatur der Bolschewiki mit ihrer antikirchlichen Ideologie, die Wirren des Zweiten Weltkrieges und die Jahre der Vertreibung auf dem Territorium der Sowjetunion.
Dem Autor, Ernst Benz, ist es gelungen anhand von autobiographischen Notizen und aufgrund eines vielfältigen Briefwechsels mit Familienangehörigen, Verwandten und zeitgenössischen Bekannten den leidgeprüften Lebenspfad des im Jahre 1918 an der Wolga geborenen Alois Lang in chronologischer Reihenfolge und in einem für jedermann verständlichen Stil nachzuzeichnen.
Sicherlich soll das Buch als Beleg für eine spätere Selig- bzw. Heiligsprechung dieses Kapuzinermönches in der Katholischen Kirche dienen. Dennoch ist es weit weg von einer übertriebenen Glorifizierung dieser Person. Im Gegenteil. Es werden im vorliegenden Buch lediglich die menschlichen Qualitäten des schlichten, lebensfrohen und immer hilfsbereiten Menschen Alois Lang beschrieben.
Alois, der junge Bauernbursche, wächst als Bruder von vier Geschwistern in einer sehr religiösen katholischen Familie auf. Das Gebet morgens und abends, vor und nach den Mahlzeiten, wobei die Großmutter vorbetete, ist ständige Regel. Seine Kindheit ist gezeichnet von Hungersnot, der Typhuserkrankung der Mutter und der schweren Krankheit des Vaters, durch frühes Ableben zweier Schwester, durch Kollektivierung und somit die staatlichen Enteignung des Familienbesitzes. Wegen Armut kann Alois über die vierjährige Grundschulzeit hinaus nicht mehr weiter zur Schule gehen. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1930 muss er als Halbwaise zusammen mit seiner Mutter und der Schwester Emilie sowie dem Bruder Johannes den Heimatort verlassen. Auf Arbeits- und Nahrungssuche, verschlägt es sie ins weit entfernte Tiflis, die Hauptstadt Georgiens.
Dort bekommt er als regelmäßiger Messdiener Latein- und Rechenunterricht, durch die Hilfe des georgischen katholischen Ortspfarrers lernt er Schreiben und Lesen. Eine Ausbildung zum Pfarrer kann er jedoch nicht beginnen. Alois muss die Familie ernähren, denn weder der taubstumme Bruder noch die kranke Schwester sind dazu in der Lage. So arbeitet Alois in Tiflis als Maurer, verbringt jedoch auch viele Stunden in der Kirche.
Im Februar 1940 wird Alois zum Militärdienst eingezogen. Die letzten zwei Briefe gehen nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion an die Mutter. Nach einem schweren Gefecht kommt Alois in deutsche Kriegsgefangenschaft. Da man dort einen Dolmetscher benötigt, wird Alois ausgewählt. Darüber hinaus macht er den Küchendienst im Offiziersstab.
Als „Volksdeutscher“ wird er sodann in die Wehrmacht aufgenommen.
Und nach vier Jahren Einsatz an der Ostfront gerät er in russische Gefangenschaft. Wie durch ein Wunder bleibt seine Identität als Wolgadeutscher, als sowjetischer Staatsbürger und ehemaliger Soldat der Roten Armee unentdeckt. Schließlich wird er in Freiheit nach Freiburg entlassen.
Nachdem Alois im Sommer 1949 bei der Familie eines gefallenen Kameraden in Freiburg aufgenommen wurde, beginnt er dort in einem Baugeschäft als Mauer zu arbeiten. Doch sein innerlicher Wunsch, in ein Kloster einzutreten, ist nach wie vor stark. Nach zweijähriger Postulats- und Noviziatszeit wird Alois Lang am im Februar 1952 als Bruder Urban im Kloster der Rheinisch-Westfälischen Ordensprovinz der Kapuziner in Stühlingen eingekleidet. Später versieht er zwei Dienste im Kloster. Er wird Koch und parallel dazu noch Pförtner, wirkt als Seelsorger, der sich trotz fehlender theologischer Ausbildung den Sorgen der Gläubigen widmet.
Krankheiten lassen aber auch ihn nicht verschont. Nach schweren gesundheitlichen Problemen verstirbt Alois Lang am 20. Februar 1965 in Begleitung seiner Ordensbrüder im Ortskrankenhaus in Stühlingen. Die Nachricht vom Tode wird seiner Mutter kurz darauf übermittelt. Sie wurde im Oktober 1941 von Tiflis nach Kasachstan deportiert. Seit dem Einzug in den Militärdienst hat sie ihren Sohn nie mehr gesehen.
Ernst Benz: Ein Leben der Liebe: Bruder Urban Lang – der heiligmäßige Kapuziner.
Das Buch ist zu einem Preis von 5,00 Euro plus Versandkosten zu bestellen beim Sekretariat der Seelsorge für katholische Deutsche aus Russland
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