Seit 20 Jahren haben die Staaten eine enge Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen. Die Einweihung des neuen Projektes „Solardach Kasachstan“ ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung von „Energien der Zukunft“.

„Die deutsche Regierung hat Kasachstan eine Solaranlage geschenkt“, verkündete Wladimir Kim, Direktor des „Innovation Park“ an der nach Lew Gumiljow benannten Eurasischen Nationalen Universität in Astana, während einer Konferenz Ende September. Im Rahmen eines Programms der Deutschen Energie-Agentur (dena) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie wurde auf dem Dach der Universität eine Solaranlage mit einer Nennleistung von rund 10 kW installiert. Realisiert wurde das Projekt vom Berliner Unternehmen Pretherm Solutions in Zusammenarbeit mit dem Bleibatterieproduzenten BAE Batterien und dem Projektentwickler DPU Investment. Als charakteristisch für die installierte Solaranlage strichen die Hersteller die zyklische Anwendung heraus: Mit ihr wird Sonnenenergie im Laufe des Tages von den Solarmodulen gesammelt und in Batterien gespeichert. In der Nacht oder in Notfällen wird dann die akkumulierte Energie verbraucht.

Die Solarmodule im Sonnenlicht.

Nach Angaben von Wladimir Kim handelt es sich um eine der ersten Solaranlagen in Kasachstan mit so hoher Leistung. Der Anteil alternativer Energieträger liegt in Kasachstan unter einem Prozent, und die Kapazität einzelner Anlagen übersteigt selten 2 kW. In Deutschland dagegen decken erneuerbare Energien etwa 17 Prozent des Strombedarfs. Umfragen zufolge beschäftigen sich 98 Prozent der deutschen Bürger mit dem Thema Solarenergie, während dieses Thema für Kasachstaner noch völlig neu ist. Nach Ansicht des Photovoltaik-Experten Klaus Thiessen muss die kasachische Regierung schon jetzt allmählich die Nutzung alternativer Energien einführen, „solange Kasachstan genug Öl und Gas hat“. Thiessen zufolge wird dieser Rohstoff in 50 Jahren erschöpft sein, die Entwicklung der Atomenergie aber ist mit der Gefahr einer Katastrophe verbunden.

Perspektive der Solarenergie

Kasachstan hat dank seiner Witterungsbedingungen ein gutes Potential für die Entwicklung der Solarenergie. „Wer soll denn die Sonnenergie nutzen, wenn nicht Kasachstan? Außerdem passen die Gebäude in Astana sehr gut zur Installierung von Solaranlagen von der technischen wie auch von der ästhetischen Seite“, äußerte Thiessen. Einer der Nachteile der Solartechnik ist die Verschandelung des Gebäudes. Die Installierung solcher Anlagen beschädigt die Außenansicht von klassischen Gebäuden. Die modernen Bauten von Astana sind in diesem Fall die beste Variante für die Installierung: Die glänzenden Solarmodule sind auf den Glasgebäuden kaum bemerkbar. Die Solarmodule können nicht nur auf dem Dach installiert werden, sondern auch an den Wänden. Zu den Hauptvorteilen der Solaranlagen gehören die ökologische Energieerzeugung ohne CO2-Emissionen und Lärm, niedrige Strompreise und eine 25-jährige wartungsfreie Benutzungsdauer. Die Module und Batterien brauchen einmal pro Jahr eine technische Kontrolle.

Im kasachischen Parlament wird seit dem Jahr 2010 das Gesetz „Über den fixierten Tarif für Wind-, Solar- und Biomassenenergie“ erarbeitet. Bei dem für Kasachstan neuen Thema gibt es etliche Schwierigkeiten zu bewältigen, eine Verabschiedung des Gesetzes ist aber noch für dieses Jahr geplant. Dem Gesetz zufolge wird jede Art alternativer Energie einen bestimmten Preis haben. Es wurden schon drei Gesetze erlassen, die die Entwicklung erneuerbarer Energien in Kasachstan fördern. Für Ende dieses Jahres ist die Einweihung eines Werks zur Herstellung von Solarplatten geplant, das zum staatlichen Atomkonzern „Kazatomprom“ gehört.

„Die Solarplatten, die auf dem Dach unserer Universität eingerichtet sind, haben eine höhere Kapazität und kosten weniger im Vergleich mit den Platten, die von einheimischen Produzenten hergestellt werden“, sagte Kim. Seiner Meinung nach ist die Konkurrenz mit den deutschen Unternehmern in diesem Fall ein guter Anreiz für die weitere Entwicklung.

Wind oder Sonne?

Warum sich Solaranlagen in Kasachstan bislang noch nicht durchgesetzt haben, erklärte Wladimir Kim so: „Der Gesamtpreis für eine Anlage liegt bei 5000 Euro, die Windanlagen sind im Vergleich zweimal billiger. Aber es ist falsch, dass der Staat im Programm der erneuerbaren Energien in Kasachstan bis zum Jahr 2020 einen starken Akzent auf die Windenergie setzt. Die Sonnenergie hat ein größeres Potential und eine höhere Leistung“. In Deutschland schwanken die Preise für Solaranlagen zwischen 1500 und 1700 Euro. Nach der Prognose der Konferenzteilnehmer werden die Preise in der nächsten Zukunft weiter sinken.

Die Konferenz in Astana endete mit der Besichtigung der neu eingerichteten Solaranlage und der Einweihungszeremonie, zu der wichtige Gäste eingeladen wurden. Das rote Band durchschnitten gemeinsam der deutsche Botschafter Guido Herz, der Vizeminister für Bildung und Wissenschaft Murat Oruchanow und der Präsident der Eurasischen Nationalen Universität Jerlan Sydykow. Für Mitte Oktober ist die feierliche Einweihung einer weiteren Solaranlage am Weltraumbahnhof Baikonur geplant.

Von Xenia Sutula

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