Wo das Wort Hutzelhaus herkommt, hat mich mein Vermieter gefragt, da ich den Begriff in meinem letzten Beitrag verwendet habe. Tja, weiß auch nicht. Wollen wir doch mal schauen.

Ich greife natürlich als erstes auf Google zu. Da öffnen sich einige Beiträge, die mit aller Selbstverständlichkeit das Wort Hutzelhaus verwenden. Meist Kindergeschichten, in denen Karli, Rosi oder Berti die Protagonisten sind. Dann einige Einträge auf eBay. Nicht weiter interessant, da sich eBay ganz sicher nicht mit der Etymologie von Hutzelhaus befasst. So kommen wir nicht weiter.
Also, einfach nur „Hutzel“ eingeben. Da kommt was zu Backwaren, Präzisionsdrehteilen, Hydrokulturen, dem Schauspieler Andreas Hutzel und ah! Wikipedia, jetzt erfahren wir sicherlich ganz viel zur griechischen Mythologie, der Erd-, Früh- und Vorgeschichte, den architektonischen Besonderheiten und … Aber ach! nur ein winzig kleiner Eintrag, der wahrscheinlich kleinste Eintrag bei Wikipedia überhaupt: Hutzel steht für Dörrobst, insbesondere Birnen. Punkt. Basta. Und nun?
Nicht aufgeben. Eine echte Detektivin kennt keine Grenzen. Na also, ein Eintrag in der Ökonomischen Enzyklopädie von
D. Johann Georg Krünitz aus den Jahren 1773 bis 1858 in 242 (!) Bänden. Wow! Das klingt vielversprechend. Jedoch! „Hutzel = die in den gemeinen Sprecharten, insbesondere in Niedersachsen, in der Schale getrocknete oder gebackene Birnen und Äpfel, besonders von schlechterer Art; in Baiern Kletzen, an anderen Orten Knödel, in Österreich Äpfel oder Birnspaltel.“ Aha!
Wenn der Krünitz so kurze Wahrheiten so aufbauscht, wundert mich nicht, dass er auf 242 Bände kommt. Um die Wertschätzung, die man ja immer allem entgegenbringen soll, nicht zu vernachlässigen, bleibt zu sagen: ein ordentlich gestalteter Lexikoneintrag – gewiss, aber in Kurzform wird’s dann doch wieder banal. Dörrobst halt, gell?
Manchmal wird es eben nicht spannender, wenn man Leuten oder Dingen auf die Schliche kommt. Man denkt, dahinter muss doch was stecken, es muss doch in die Tiefe gehen, aus der sich lauter schöne oder zumindest aufschlussreiche Sachen ziehen lassen wie in den Wandschränken und Kisten auf Opas Dachboden. Aber auch das war damals schon eine Enttäuschung. So oft und so lange wir in dem Zeugs wühlten, es blieb immer wieder dasselbe Zeugs, verstaubte alte Vorhänge. Keine Schätze!
Oder wie mit Songtexten. Nimmt man sich mal die Zeit und hört Wort für Wort genau hin, um die symbolträchtigen Zweideutigkeiten aus den Zwischenzeilen zu fischen… Nee, meist nur banales Ich-liebe-dich-usw. Wie gut also, dass ich nicht wirklich Linguistik studiert habe, habe ich mir die Sprachentwicklung doch immer so spannend vorgestellt.
Aber meine kurzen Ausflüge in die Etymologie zeigen: meist nicht wirklich mitreißend. Und so muss ich mir die spannende Geschichte von den Entstehung des Wortes Hutzel wohl selbst ausdenken. Es war einmal ein weises Weib namens Hutzel. Niemand erkannte ihre Weisheit und so blieb sie einsam und geächtet und wohnte ganz allein in ihrem Hutzelhaus, wo sie den ganzen Tag vor sich hinhutzelte, bis sie ihren einsamen Hutzeltod starb und ihre Weisheit mit ins Hutzelgrab nahm.
Heutzutage denkt man, dass es sich bei Hutzeln um Dörrobst, insbesondere Birnen, handelt. Wie es zu diesem Irrglauben kam, werden wir nie erfahren. Die Moral von der Geschicht: Tja! So kann man sich täuschen.

16/04/10

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