Die Künstlerin Alena zog aus Sibirien nach Nordrhein-Westfalen. Sofia Stroh hat mit ihr darüber gesprochen, auf welche Schwierigkeiten sie stieß und wie sich der Umzug auf ihre Kunst auswirkte.

Der Umzug nach Deutschland spielt eine große Rolle im Leben der meisten Spätaussiedler. Im Zuge dieses Schrittes  teilt sich ihre Lebensgeschichte in die Abschnitte „Davor“ und „Danach“. In Deutschland stößt man auf einen interessanten internationalen Freundeskreis, wo es viele dieser Geschichten zu hören gibt. Eine davon kann die Künstlerin Alena erzählen. Alena zog 2010 als Spätaussiedlerin aus Sibirien nach Nordrhein-Westfalen. Neue Heimat: Die Stadt Wuppertal. Alena und ihre Familienmitglieder sind Nachkommen von Wolgadeutschen. Sie wurde in einem kleinen sibirischen Dorf geboren und lebte später in der Stadt Lesosibirsk.

Von Kindheit an ist die Künstlerin fasziniert und inspiriert von der sibirischen Natur. Triebfeder ihres Schaffens sind die Schönheit und Geheimnishaftigkeit der Wälder, die sich in ihrer Arbeit widerspiegeln. Alena hat Hunderte von Kunstwerken in verschiedenen Stilen gemalt und trägt in sich die unermüdliche Energie, neue Dinge zu erschaffen und zu lernen.
Bevor Alena nach Deutschland zog, arbeitete sie an einer Kunstschule. Sie war immer von den Erfolgen und der Energie ihrer Schüler inspiriert. Im Zeitalter der Computertechnologie und unter den gegebenen Herausforderungen passt sie ihren Arbeitsstil an, nimmt Videokurse auf und entwickelt weiter ihr kreatives Potenzial. Die Künstlerin befasst sich insbesondere mit Illustrationen für Märchen. Ihre wichtigste Errungenschaft: das Miniaturgenre.

Miniatur „Schmetterlingsplanet“

Mit dem Umzug nach Deutschland veränderte sich auch Alenas Leben. Eine neue Sprache, neue Menschen, eine völlig andere Landschaft, die sich in ihrer Arbeit widerspiegelte. Neben dem üblichen Unterricht für Kinder und Erwachsene kam sie hier auf die Idee, Märchen nicht nur zu illustrieren, sondern auch zweisprachig zu schreiben: auf Deutsch und auf Russisch. Alena schreibt Märchen sowohl für Kinder, die Russisch lernen, als auch für Erwachsene, die Deutsch lernen. In ihrem künstlerischen Universum herrschen Freundlichkeit und Liebe. Für Gleichgültigkeit bleibt kein Platz.

Neue Stilrichtungen

Alena sagt, dass es schwierig ist, etwas Neues in der bildenden Kunst zu entdecken, wenn es schon viele verschiedene Richtungen gibt. Aber sie kann sich als Schöpferin von mindestens zwei ihrer eigenen methodisch entwickelten Stile betrachten. Keiner davon existierte in dieser Form und in einer solchen Darstellung eines Bildwerks zuvor. Den ersten Stil beschreibt sie als „Dekorativ-kalligraphische Miniatur“ – hervorgegangen aus dem Stil der Chochloma-Malerei. Das beste Anwendungsgebiet ist dabei die Illustration von Büchern. Die Miniatur von Alena ist  in der Regel schwarz und weiß, obwohl es Ausnahmen gibt. Sie enthält zudem eine Handlung, und aufgrund der dichten Füllung des Ornaments wird sogar Farbe wahrgenommen.

Die zweite Richtung in der Kunst entstand erst vor kurzem: als Aquarell und Öl-Monotypie. Alena war von dem Ergebnis beeindruckt, als sie das Aquarell mit Öl kombinierte. Das Foto zeigt leider nicht, wie viel tiefer und weicher die Farben tatsächlich sind.

Anschluss trotz unterschiedlicher Sprache und Kultur

Alena hat regelmäßig Ideen für neue interessante, teils auch persönliche Projekte. Eines davon ist ein Bild ihrer Verwandten im Alter von achtzehn Jahren. Die Künstlerin nannte diese Technik „schnelle Aquarellporträts“. Besondere Aufmerksamkeit widmet sie Wuppertal, das für seine Schwebebahn bekannt ist.

Trotz der Lebensveränderungen, des Unterschieds in Kultur und Sprache, ist es ihr gelungen, Anschluss zu finden. Sie knüpfte Kontakt zu deutschen Künstlern, organisierte selbst Ausstellungen, veröffentlichte Bücher, gab Unterricht für Erwachsene und Kinder und inspirierte ihre Liebsten.

Eine besondere Anerkennung erhielt Alena während einer Ausstellung. Ein Gast, Rolf Grünhoff, sagte dort während der Präsentation, dass Alena mit ihren Märchen und Videokursen viel für die Kinder der Stadt tue. Alenas Unterricht nenne man hier die „kleine Malakademie für Kinder“. Rolf Grünhoff weiß dabei, wovon er spricht: Er ist Gründer der Druckerei in Wuppertal.

Sofia Stroh

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