Das Lektorenprogramm der Robert-Bosch-Stiftung fördert im Rahmen eines Stipendiums deutschsprachige Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die an Hochschulen in Osteuropa und China unterrichten und Projekte durchführen. DAZ sprach mit Stefanie Dufaux, die zurzeit als Robert- Bosch-Lektorin an der Deutsch-Kasachischen-Universität (DKU) in Almaty arbeitet.

Sie sind Robert-Bosch-Lektorin an der DKU in Almaty. Können Sie das Lektorenprogramm und Ihre Arbeit kurz beschreiben?

Wir sind insgesamt 45 Bosch-Lektoren, die in den meisten Ländern der ehemaligen Sowjetunion sowie in China tätig sind. In Zentralasien sind wir fünf, allein in Kasachstan zwei Lektoren. Außer mir hier in Almaty arbeitet noch eine Lektorin in Ust-Kamenogorsk. Die Dauer des Lektorenprogramms hängt vom Lektor und der Hochschule ab. Wir sind entweder für ein Jahr oder zwei Jahre an unserem Standort. Zum einen besteht unsere Arbeit aus Unterrichten – entweder Deutsch als Fremdsprache oder Fächer mit deutschem Bezug, zum anderen aus der Organisation verschiedener Projekte. Ich bin an der Fakultät für Politik- und Sozialwissenschaften der DKU eingesetzt und unterrichte Studenten im dritten Studienjahr in ihrem ersten Fachkurs in deutscher Sprache. Die Lehre macht allerdings nur fünfzig Prozent unserer Arbeit aus. Die andere Hälfte besteht aus Projektarbeit. Diese kann ganz unterschiedlich von den Lektoren gestaltet werden, hat aber immer einen Bezug zu Deutschland – wir sind immer sozusagen „Kulturmittler vor Ort“. Wir Bosch-Lektoren in Zentralasien beispielsweise organisieren im Sommer eine Sommeruniversität in Kirgisistan zum Thema „Raumwerkstatt Zentralasien“. Ein anderes Projekt zurzeit ist zum einen die Erarbeitung eines Konzepts zur besseren Vorbereitung von Austauschstudenten, die im Rahmen unseres Doppelabschlussprogramms nach Deutschland gehen. Ein weiteres Projekt, das ich mit den Studenten durchführe, ist ein Stadtführungsprojekt. Studenten erarbeiten Stadtführungen in deutscher und in englischer Sprache, die sie dann auf Trinkgeldbasis anbieten. Das sind meine drei fortwährenden Projekte. Zwischendurch gibt es auch immer mal wieder „Akademische Dialoge“, die ich an der Universität organisiere.

Was macht das Programm der Robert-Bosch-Lektoren so interessant für die DKU?

Bosch-Lektoren haben einen sehr unterschiedlichen Bildungshintergrund. Jeder Bosch-Lektor bringt also durch seinen eigenen Hintergrund auch seine eigene Erfahrung und seine neuen Impulse mit. Boschlektoren sind außerdem in der Regel relativ jung und haben maximal vor zwei Jahren mit dem eigenen Studium abgeschlossen. Sie können sich daher gut in die Situation der Studenten hineinversetzen und sich mit ihnen identifizieren. Das ermöglicht den Studenten vor Ort oft einen anderen Zugang zu Deutschland und zu aktuellen Themen, die für sie interessant sind. Außerdem ist es wichtig, dass Bosch-Lektoren nur zu fünfzig Prozent unterrichten und ansonsten Projekte durchführen. Das heißt also erstmalige Aktivitäten an den Unis anstoßen und neue Impulse geben, die dann hoffentlich auch langfristig neue Initiativen schaffen.

Inwiefern profitieren die Lektoren von der Stiftung?

Die Bosch-Lektoren sind selbst nicht Angehörige der Stiftung, sondern Stipendiaten. Die Lektoren an sich sind sehr gut vernetzt. Von diesem Netzwerk profitiere ich sehr. Wir haben zweimal pro Jahr eine Akademie, in deren Rahmen wir uns treffen und bei denen sozusagen ein begleitendes Studium zu Themen der Hochschulentwicklung in den Zielländern angeboten wird. Bevor es losgeht, gibt es zudem für die angehenden Lektoren ein Vorbereitungsseminar in Polen. Im Rahmen des Bosch-Programms gibt es außerdem auch Tandemlektoren. Das sind 15 Lektoren aus den Ländern selbst, die an den Standorten sind und einem ähnlichem Programm wie wir folgen. Sie haben also auch ein Stipendium, können Projektgelder beantragen und nehmen an den Akademien teil. Außerdem ist der Rückhalt der Stiftung bei unseren Initiativen und Projekten sehr hilfreich.

Sie sind jetzt seit September hier in Kasachstan. Können Sie eine kleine Zwischenbilanz über die vergangenen Monate ziehen?

Die geplante Dauer meines Aufenthaltes von zwei Jahren zeigt schon, dass es mir hier sehr gut gefällt. Meinen Lehrauftrag zu verlängern, war meine eigene Entscheidung sowie die der DKU. Bisher war es für mich eine sehr bereichernde Zeit. Ich habe den Eindruck, dass ich unglaublich viel durch Erfahrung gelernt und unglaublich viel ausprobiert habe. Durch meine Tätigkeit konnte ich bereits einen Einblick in die kasachische Kultur und in das Land bekommen, was ich unbedingt noch ausbauen möchte. Es gibt noch sehr viel zu entdecken. Ich glaube aber, dass ich durch meine Arbeit mit den Studenten und den Kollegen sozusagen mittendrin bin – ideale Bedingungen also für weitere spannende Monate.

Mit Stefanie Dufaux sprach Melanie Frank.

Teilen mit: