Sommerzeit ist Urlaubszeit und die Zeit für Reisen. Und fernab der gewohnten Routinen spielt sich an so mancher Supermarktkasse oder in dem ein oder anderen Souvenirgeschäft die folgende Szene ab: „Mama, Mama, kann ich diese Taucherbrille haben?“ Oder: „Papa, Papa, kann ich diesen Sonnenhut haben?“ Welches Elternteil möchte und kann hier Nein sagen, obwohl Mama oder Papa den Wunsch nicht erfüllen können oder wollen?

Obwohl heute Geld eine wichtige Ressource ist, spricht man über alles Mögliche, nicht aber über Geld. Dabei ist ein Leben ohne Geld praktisch kaum möglich – wir nutzen es als Mittel, um Waren und Dienstleistungen zu erwerben und um Einkünfte aus Arbeit und Kapital zu erzielen. Warum sprechen wir also nur selten darüber? Und wie können wir in Partnerschaften über Geld sprechen und Kinder zu einem vernünftigen Umgang mit Geld erziehen?

Eltern als Vorbild

Bevor wir uns genauer anschauen, wie finanzielle Realitäten Kindern vermittelt werden können, schauen wir uns zunächst die Eltern als Vorbilder an. Auch in finanziellen Fragen sollten Eltern ein Vorbild sein. Wichtig ist dabei, einen offenen und rationalen Umgang mit Geld vorzuleben, der über die Diskussion von fehlendem Geld oder falschen Ausgaben hinausgeht.

Beim Umgang mit Geld gibt es zwei verschiedene Typen zu unterscheiden, die man in ihrer extremen Ausprägung Geizhals und Verschwender nennen kann. Die allermeisten Menschen liegen in ihrem Verhalten irgendwo dazwischen. Sind beide Partner ähnlich veranlagt, kann ein gemeinsames Konto eine gute Option sein – so haben beide eine Übersicht über die Familienfinanzen. Aufgrund ähnlicher Vorstellungen gibt es wenig Potential für Konflikte, wo das Geld geblieben ist.

Bei unterschiedlichen Geld-Typen bietet es sich an, ein 1+2 Konten-Modell zu nutzen. Über das gemeinsame Konto werden alle gemeinsamen Ausgaben bestritten: für Miete und Lebensmittel, für Kinder und Urlaub usw. Da beide Partner darauf Zugriff haben, muss man sich hier über jede Ausgabenposition einigen und Rechenschaft ablegen, wenn vom gemeinsamen Konto eine Zahlung geleistet wurde.

Wie die Partner dieses Konto füllen – z. B. hälftig oder prozentual je nach Einkommen, unter Berücksichtigung von übernommenen Aufgaben im Haushalt und der Kindererziehung – muss ausgehandelt werden. Bei diesem Aushandlungsprozess geht es nicht darum, den Partner zu übervorteilen, sondern eine für beide faire Vereinbarung zu treffen. Sollten sich die Rahmenbedingungen ändern, wird neu verhandelt. Über die beiden weiteren, persönlichen Konten verfügt jeder Partner individuell. Hier wird gegenüber dem Partner keine Rechenschaft abgelegt, wofür das Geld ausgegeben oder investiert wurde. Es besteht völlige Freiheit.

Ausgaben zu Wertdiskussionen machen

Laut einer Umfrage des Büros für Nationale Statistik Kasachstans sind nur 34,8 Prozent der Kasachstaner im März 2024 mit ihrer finanziellen Situation zufrieden, die Mehrheit muss also aufs Geld schauen. Im statistischen Mittel bleiben rund 11.600 KZT im Monat übrig, die nicht für regelmäßige Ausgaben verplant sind. Häufig ist das Geld in der Familie knapp, so dass überlegt werden muss, wofür es ausgegeben wird.

Ist, als Beispiel, das neue Bett wichtiger als der Familienurlaub oder muss zwischen Tanzschule und dem Fremdsprachenkurs abgewägt werden? Hier empfiehlt es sich, Kinder altersangemessen über die Gründe für die ein oder andere Entscheidung aufzuklären: In einem Fall kann der gemeinsame Urlaub wichtiger sein, wenn der Familienzusammenhalt eines neuen Impulses bedarf oder die Kinder aus Altersgründen im nächsten Jahr nicht mehr mit ihren Eltern in den Urlaub fahren wollen. Gleiches gilt für Entscheidungen zwischen Investition in Bildung und Konsum – ein Sprachkurs kann Eltern wichtiger sein als eine neue Spielkonsole.

Eine Einbindung kann so weit gehen, Kinder mitentscheiden zu lassen, und hilft damit zum einen, mit falschen Erwartungen, was man sich alles leisten kann und will, besser umzugehen, und zum anderen führt es eine rationale Ebene in die Diskussion ein, mit der sich alle eher identifizieren können als ein begründungsloses „Nein“.

Praktische Kindererziehung

Unser Wirtschaftssystem baut darauf auf, dass es Geld – mit wenigen Ausnahmen wie z. B. Geldgeschenke und staatliche Transferleistungen – nur für eine Gegenleistung gibt. Vereinfacht gesagt tauschen wir entweder unsere Zeit und Energie gegen Geld, setzen unser Humankapital ein, oder stellen anderen Geld für ihre Unternehmungen zur Verfügung – auch Finanzkapital genannt – und bekommen dafür einen Zins.

Idealerweise transferieren wir dabei Humankapital mit der Zeit in Finanzkapital. Bereits Kindern lässt sich der Einsatz von Humankapital erklären. Zu ihren klassischen Aufgaben – nämlich in die Schule zu gehen und Hausaufgaben zu machen, ihr Zimmer aufzuräumen und im Haushalt zu helfen – können sie auch weitere Tätigkeiten übernehmen und dafür eine extra Belohnung in Form eines Geldbetrages bekommen.

Diese weiteren Tätigkeiten können unterschiedliche sein – es sollten meiner Überzeugung nach solche sein, die dem Kind gar nicht oder nur bedingt zu Gute kommen, von denen also in erster Linie Dritte profitieren. Als klassisches Beispiel kommt hier das Rasenmähen beim Nachbarn oder das Waschen des Familienautos in Frage. Belohnungen könnte es auch für außerordentliche Erfolge geben, wie z. B. Preise bei Sportwettkämpfen.

Hier findet somit eine Verknüpfung von Leistung und Gegenleistung statt. Dabei sollte mit steigendem Alter eine Verschiebung von anfänglicher Belohnung – die als solche nicht in einem üblichen Verhältnis zum erbrachten Aufwand steht – zur marktüblichen Entlohnung für die eingesetzte Zeit und Energie stattfinden, um nicht falsche Erwartungen für den Start ins Berufsleben zu wecken.

Taschengeld

Nichts spricht gegen regelmäßig gezahltes Taschengeld. Die Höhe sollte altersangemessen sein und bestimmt sich danach, was davon alles bezahlt werden soll. Bei Teenagern z. B. kann die Summe Kleidung und Schuhe, Geschenke für Freundinnen und Freunde einschließen und wäre dann etwas höher. Je nach Selbständigkeit des Kindes kann eine Hilfestellung bei der Frage, welches Kleidungsstück tatsächlich notwendig ist, erforderlich sein. Um soziale Ungleichheiten zur Peergroup zu vermeiden, kann dieses Thema bei Elternabenden in der Schule angesprochen werden, um einen Überblick zu bekommen, wie es in anderen Familien gelöst wird, und um vor allem Diskussionen über die Taschengeldhöhe zu vermeiden.

Bei mehreren Kindern kann es nun passieren, dass ein Kind sein Geld gerne und sofort ausgibt und das andere nicht weiß, wofür es sein Taschengeld einsetzen soll. In einem solchen Fall bietet es sich an, über teurere und größere Ziele zu sprechen (neues Mobiltelefon, Aktivitäten im nächsten Urlaub) und die Fähigkeit, Belohnung in die Zukunft zu verschieben, zu stärken. Je nach Interesse des Kindes können Eltern auch Bank spielen und Zinsen auszahlen, die das angesparte Taschengeld mehren. Hier bitte, als Eltern, nur nicht den Zinseszinseffekt außer Acht lassen! Auch dies wäre eine Verwendung des Taschengeldes, die sich somit nicht aufs Ausgeben allein beschränkt, sondern den Mechanismus des Finanzkapitals erlebbar macht.

Eigene Bankkarte

Älteren Kindern bieten Banken häufig kostenlose Bankkarten an. Wenn ein sicherer Umgang mit Bargeld bereits eingeübt ist, ist dies ein guter nächster Schritt, das eigene Geld zu verwalten, und deutlich besser, als Kindern den Zugriff zum elterlichen Bankkonto zu gewähren. Allerdings sollten Eltern darauf achten, dass eine Überziehung des Kontos nicht möglich ist, und dies bei der Kontoeröffnung gegenüber der Bank ausdrücklich erklären. Denn mit Volljährigkeit, die in Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan in der Regel mit 18 Jahren eintritt, wird der Vertrag mit der Bank möglicherweise zu Konditionen für Volljährige fortgesetzt und kann einen teuren Überziehungskredit vorsehen.
Wie bei allen Dingen muss Sicherheit im Umgang mit Geld erlernt werden. Eltern sollten daher innerhalb der Partnerschaft offen über Geld sprechen und nicht erst dann, wenn es knapp wird, sondern auch altersangemessen ihre Kinder in das Gespräch einbeziehen. Im Zentrum stehen dabei finanzielle Ziele und allgemeine Werte, für die man Geld einsetzen will. Dies ist umso wichtiger, wenn verschiedene Geld-Typen sich auf unterschiedliche Ziele einigen müssen.

Tobias Stüdemann

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