Es ist ein alljährliches Highlight der deutsch-kasachischen Kulturbeziehungen: die Stipendienvergabe des DAAD. Studierende und Lehrende aus Almaty sowie hochrangige Gäste aus Deutschland wohnten der Zeremonie am Freitag bei. Begleitet von deutscher und russischer Popmusik nahmen die glücklichen Akademiker ihre Stipendienurkunden entgegen.

Es wird still im Saal, als das Streichquartett der Abai-Universität „He is a pirate“ von Hans Zimmer zu spielen beginnt. Gespannt sitzen 71 junge Menschen im Grand Hotel Tien-Shan in Almaty. Für sie heißt es bald: „Auf nach Deutschland!“ In einem hochkompetitiven Wettbewerb haben sie sich gegen ihre Mitstreiter durchgesetzt und eines der begehrten Stipendien ergattert, die an diesem Abend vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) vergeben werden.

Es ist eine der Bedeutung der Stipendienverleihung angemessene Feier in diesem Jahr, durch die Zhanna Belispayeva, Mitarbeiterin im Informationszentrum (IC) des DAAD Almaty, und Thorsten Kaesler, DAAD-Lektor an der Al-Farabi-Universität, führen. Mit den Stipendien wird engagierten Akademikern ein Sprachkurs, ein Masterstudium oder ein Forschungsaufenthalt in Deutschland ermöglicht.

Multikulturelles Deutschland

Inabat
Inabat

Eine von ihnen ist Inabat Serikzhanova. Sie studiert im Bachelorstudiengang „Internationale Beziehungen“ an der Al-Farabi-Universität. Nun strebt sie ein Masterstudium mit dem Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung in Marburg an. „Ich habe bereits ein Erasmus-Semester in Marburg verbracht. Damals hatte ich aber vor allem Kurse auf Englisch“, erzählt sie. Das Masterstudium wird jedoch hauptsächlich auf Deutsch stattfinden. Deutsch ist für Serikzhanova nach Russisch und Englisch die dritte Fremdsprache, die sie lernt. „Ende Juli werde ich nach Deutschland fliegen und noch einen Deutschkurs besuchen, bevor das Studium richtig losgeht.“ Doch bevor es für sie in Richtung Europa geht, stehen erst noch Abschlussprüfungen und die Fertigstellung ihrer Bachelorarbeit an: Deutsche Außenpolitik in der EU.

Unter den geladenen Gästen sind an diesem Abend auch die Kulturattachée des Generalkonsulats, Veronika Gontscharov, und der Präsident der Deutsch-Kasachischen Universität, Markus Kaiser. Gontscharov weist auf die niedrigen Studienkosten in Deutschland hin, betont aber vor allem, dass Deutschland eine pluralistische Gesellschaft sei. „Deutschland ist ein multikulturelles Land, das sich über neue Kontakte aus anderen Ländern freut.“ Kaiser geht in seiner auf Englisch gehaltenen Rede auf die Brückenfunktion der Stipendiaten ein. Als „knowledge workers“ produzieren sie neues Wissen, das beiden Ländern zu Gute komme, sagt er.

Eine bessere Welt

Der IC-Leiter des DAAD in Kasachstan, Bartholomäus Minkowski, warnt die Stipendiaten vor dem Gefühl, ein Ausländer zu sein. „Ihr werdet dieses Gefühl haben. Doch das ist in Deutschland mehr Normalität als Ausnahme“, beruhigt er sie. Ganz dem Motto des DAAD „Wandel durch Austausch“ folgend, sprach er von dem Potenzial und dem reichen geistigen Eigentum, das die Kasachstaner nach Europa bringen.

Stipendienverleihung DAAD
Nassipkul Dyussembekova forscht zum Thema regenerative Energieerzeugung und E-Mobilität. | Foto: Othmara Glas

Am Ende der offiziellen Stipendienübergabe schnappt sich Nassipkul Dyussembekova noch das Mikrophon und dankt dem DAAD für seine Arbeit. Die Lehrstuhlleiterin für Energietechnik an der Satbayev-Universität wird drei Monate lang an der Technischen Universität Braunschweig zu den Themen Einspeisung erneuerbarer Energien in das Energienetz Kasachstans und E-Mobilität forschen.

Dyussembekova ist ein alter Hase, was DAAD-Stipendien angeht: 2006 finanzierte sie so ihr Doktorstudium in Braunschweig. Seit ihrer Promotion 2010 bewirbt sie sich alle drei Jahre für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland. „Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Deutschland und bin immer noch mit meinem Doktorvater in Kontakt, was mir sehr viel bedeutet“, sagt sie und fügt hinzu: „Der DAAD macht die Welt besser.“

Ein spannender Sommer

Aliya Sagandykova wird im August für einen Sprachkurs einen Monat lang nach Frankfurt am Main ziehen. Die Studentin des Internationalen Rechts an der Al-Farabi-Universität freut sich schon sehr: „Ich war nur einmal kurz in der Stadt, aber sie hat mir damals sehr gut gefallen.“ Und auch die Kasachstandeutsche Kristina Librikht fiebert schon aufgeregt dem Sommer entgegen. Als Mitglied des Jugendclubs der deutschen Minderheit „Vorwärts“ war sie schon mehrmals in Deutschland, aber noch nie für längere Zeit. Nun wird sie in Aachen einen Sprachkurs absolvieren.

Am Ende kann man den Stipendiaten eigentlich nur viel Erfolg wünschen und mitgeben, sich an Minkowskis Rat zu halten: „Tauchen Sie ein in das akademische Leben Deutschlands. In das studentische Leben. Abwechslungsreich, verrückt, bisweilen zügellos, vor allem aber bereichernd und prägend.“

Othmara Glas

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