Für die Filmkritiker gibt es neben dem Gewinner des X. Eurasia International Filmfestival ein weiteres herausragendes Werk. Der Film „Adventure“ zeigt, dass sich das kasachische Kino auf dem internationalen Parkett nicht zu verstecken braucht.

Für die Filmkritikerin Birgit Beumers ist der Film „Adventure“ von Nariman Turebayev der eindeutige Gewinner des Filmfestivals „Eurasia“. Die gebürtige Aachenerin ist Professorin für Filmstudien an der Universität Aberystwith in Großbritannien und ist Expertin für zentralasiatisches und russisches Kino. Sie durfte den Film des kasachischen Regisseurs Turebayev als Jurymitglied für die internationale Vereinigung von Filmkritikerin und Filmjournalisten FRIPRESCI sehen. Nicht nur sie, auch ihre Kritiker-Kollegen waren überzeugt davon, dass es der beste Film des internationalen Filmfestivals war, das vergangene Woche in Almaty stattfand.

Kasachisches Kino hat guten Ruf

„Was uns alle sehr beeindruckt hat, waren die Szenen. Turebayev zeigt uns etwas, das sieht aus wie aus einem Bilderbuch für Filmgeschichte“, schwärmt Beumers über das Werk des kasachischen Filmemachers, der mit seinem Kurzfilm „Antiromantika“  2001 international bekannt wurde. Sein neuster Film „Adventure“ ist eine Liebesgeschichte und in Zusammenarbeit mit dem französischen Produzenten Guilliaume de Seille entstanden, der bereits unter den Filmkritikern als erfolgreicher Förderer des jungen kasachischen Kinos bekannt ist. Dessen Produktionsfirma „Arizona Films“ war auch bei der Entstehung des Films „Harmony Lessons“ beteiligt, der im vergangenen Jahr auf internationalen Festivals zahlreiche Preise gewann – unter anderem einen Silbernen Bären.

In der Tat braucht sich der kasachische Film auf dem internationalen Parkett nicht zu verstecken. „Adventure“ (Turebayev) und „Harmony Lessons“ (Baigazin) sind nicht die einzigen Produktionen erfolgreicher kasachischer Regisseure. Neben Baigazin und Turebayev nennt Beumers in einem Atemzug die Namen Adylchan Erzhanov und Serik Abishev. Letztere Filmemacher wurden im vergangenen Jahr auf dem Filmfestival „Eurasia“ entdeckt.

Leider wenig Sitzplätze

Dennoch durften dieses Jahr solche Perlen des kasachischen Kinos nur am Rande gezeigt werden. Der Schwerpunkt des Festivals lag beim internationalen Wettbewerb. Eine Woche lang konnten nicht nur die Filmkritiker, sondern auch Kinoliebhaber die Wettbewerbsfilme aus 30 Ländern gratis ansehen. Ein Teil der Vorführungen fand im vergleichsweise kleinen Bekmambetov-Kino statt. Das Interesse war allerdings so groß, dass die Zuschauer dort teilweise auf dem Boden vor der ersten Reihe sitzen mussten.

Das Filmfestival Eurasia International fand zum ersten Mal vor 16 Jahren statt. Damals durfte die Filmexpertin Birgit Beumers schon dabei sein, was ihr sehr viel bedeutet. „Ein Highlight war für mich immer, die Filme aus dem zentralasiatischen Panorama – aus Turkmenistan, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan – zu sehen. So habe ich die Möglichkeit gehabt, die neuesten Entwicklungen des zentralasiatischen Kinos zu beobachten. Dieses Jahr gab es das nicht, und das finde ich sehr schade“, bedauert die Filmkritikerin.

Perle des kasachischen Kinos

Sie hätte gerne den Film von Nariman Turebayev im Hauptprogramm gesehen. Aus Kasachstan ist im internationalen Wettbewerb hier der Film „Voice of the Steppe“ von Ermek Shinarbayev, mit Gerad Depardieu in der Hauptrolle angetreten.

„Der Film „Adventure“ gehört für mich ganz klar in den Wettbewerb hinein. Das ist ein herausragender Film. Turebayev gelingt diese leichte Distanz zwischen Schauspieler und Dialogtext, das schafft etwas Absurdes und ist ein riesiger Schritt in der Filmsprache“, findet Beumers. Sie bezweifelt, dass er nur im Seitenprogramm gezeigt wurde, weil Nariman Turebayev auch Mitglied des Auswahlkomitees für das diesjährige Filmfest war. Die Filmkritiker-Jury hat den Film „Adventure“- eine Liebesgeschichte frei nach Dostojewskis „Weiße Nächte“ – mit zwei Preisen ausgezeichnet.

Von Dominik Vorhölter

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