Kaum in Deutschland angekommen, müssen Austauschstudenten erst einmal mit dem berüchtigten „Bürokratiedschungel“ kämpfen. Hilfe dabei bieten Tutoren wie Nadin Rehn. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und Aufgaben.

Nadin, warum hast du entschieden, ausländischen Studenten als Tutorin zu betreuen?

Ich denke, dass viele Austauschstudenten froh sind, Hilfe zu bekommen. Es ist bestimmt nicht einfach, in ein fremdes Land zu kommen. Neben den Sprachproblemen ist es meist die deutsche Bürokratie (Behörden etc.), die in den ersten Tagen zu schaffen macht. Damit die Studenten einen guten Start haben, wollte ich dabei helfen. Außerdem lernt man auf diesem Weg schnell neue Leute und Kulturen kennen.

Wie viele Studenten hast du betreut?

Pro Semester erhält man immer einen Austauschstudenten für die Betreuung, um genug Zeit für ihn zu haben. Da jedoch ab und an Tutoren ausfallen oder keine Zeit haben, helfe ich da gerne aus. Wenn man alle mit einrechnet, hatte ich bis letztes Semester bereits zehn Austauschstudenten.

Nach welchem Kriterium wählst du die Studenten?

Die Studentenberaterin im International Office wählt die Studenten für einen Tutor aus. Meist wird danach geschaut, in welcher Fachrichtung der Austauschstudent ist, und sie sucht dann einen Tutor, der das Gleiche studiert.

Was braucht man, um Tutor zu werden?

Eigeninitiative. Am Ende jedes Semesters gibt es einen Aufruf, in dem neue Tutoren gesucht werden. Meldet man sich darauf, stehen die Chancen sehr gut, im nächsten Semester ein Tutor zu sein.

Gibt es bestimmte Aufgaben für die Tutoren?

Tutoren sollen besonders am Anfang helfen. Zu den “Pflichten“ gehört es, das Wohnheimzimmer vor der Anreise anzuschauen, sowie den Schlüssel zu holen, damit man die Studenten vom Bahnhof gleich ins Zimmer bringen kann. Natürlich steht man bei den ganzen Behördengängen (Wohnheimverwaltung, Bank, Rathaus etc.) mit Rat und Tat zur Seite. Dazu kommt, dass man noch den Campus zeigt, Mensa und Bibliothek erklärt, sowie bei der Studienberaterin alles klärt. Ist man schon öfter Tutor gewesen, versucht man einige Sachen schon vorher zu klären und den Austauschstudenten ein kleines Start-Kit (z.B. Geschirr) bereit zu stellen. Je öfter man Tutor ist, desto mehr Routine hat man in den Aufgaben und kann den Studenten besser helfen. Während des Semesters regelt man, dass die Studenten auch in die Vorlesung können, die sie besuchen müssen. Wenn es Probleme mit der Einschreibung, den Professoren oder dem Vorlesungsstoff geben sollte, ist man meist auch der erste Ansprechpartner.

An welche komischen Situationen während der Betreuung der ausländischen Studenten kannst du dich erinnern?

Die meisten komischen Situationen entstehen durch das Sprachverständnis. In der ersten Woche der Vorlesungszeit redet man häufig aneinander vorbei, was oft zu kuriosen Gesprächen führt.

Was lernst du von ausländischen Studenten?

Man lernt sehr viel von ihrem Land und der Kultur. Meist auch einen Teil der Sprache, wobei das bei mir oft nicht klappt (lächelt).

Was empfiehlst du ausländischen Studenten bei ihrem Aufenthalt in Deutschland?

Dass sie nicht immer nur ans Studium denken sollen. Man sollte die Zeit nutzen, viel reisen, feiern und Leute kennen lernen. In Deutschland gibt es viele schöne Städte, die man besuchen sollte. Außerdem liegen interessante europäische Städte wie zum Beispiel Prag nicht weit weg.

Interview: Ekaterina Salazgorskaja

Nadin Rehn (27) studiert Betriebswirtschaft im fünften Semester an der Hochschule Mittweida. Den ersten Austauschstudenten betreute Nadin in ihrem zweiten Semester. Seither half sie Studenten aus der Ukraine, Bulgarien und Kasachstan, sich bei ihrem Aufenthalt in Deutschland zurechtzufinden.

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