Fast die ganze Welt stöhnt über die hohen Ölpreise. Von deutlichem Rückgang des Wirtschaftswachstums ist die Rede, da ja die Verbraucher mehr für Energie bezahlen müssen und folglich weniger Geld für z. B. Industriewaren ausgeben können. Viele Hausbesitzer werden in diesem Winter in den Ölimportländern die Heizung sicher weniger großzügig aufdrehen.
Fast die ganze Welt stöhnt über die hohen Ölpreise. Von deutlichem Rückgang des Wirtschaftswachstums ist die Rede, da ja die Verbraucher mehr für Energie bezahlen müssen und folglich weniger Geld für z. B. Industriewaren ausgeben können. Viele Hausbesitzer werden in diesem Winter in den Ölimportländern die Heizung sicher weniger großzügig aufdrehen.
Solche und andere Wirkungen werden eintreten, wenn das Ölpreisniveau weiterhin so hoch bleibt. Nun wird viel, darunter auch hierzulande, nach dem Staat gerufen: Er möge doch dafür sorgen, dass die Benzin- und andere Ener-giepreise niedrig bleiben. Bei sonst gleichbleibenden Bedingungen ist das natürlich falsch. Die Markpreise drücken nun mal die relative Knappheit von Waren auf den Märkten aus und halten uns z. B. zum benzinsparenden Autofahren an. Doch in der aktuellen Situation ist das Ganze etwas anders. Die heutigen hohen Benzinpreise sind nicht durch die Knappheit des Öls bestimmt, sondern durch unzureichende Raffineriekapazitäten vor allem in den USA. Dieser Fakt ist nicht erst seit „Katrina“ und „Rita“ bekannt. Momentan ist ein Gutteil des hohen Preisniveaus spekulativ bedingt. Man geht von 20 bis 25 Dollar pro Barrel Spekulationsprämie aus, was bei einem Preis von 70 Dollar nicht gerade wenig ist. Aber auch bei Spekulation ist der Staat, zumindest der Nationalstaat, weitgehend machtlos. Spekulation ist ja auch gar nicht verboten, zumal sie auch sehr schwer definierbar ist.
Den hohen Ölpreisen sind strategisch gesehen mehr positive als negative Seiten abzugewinnen. Je höher die Kosten für das schwarze Gold, umso intensiver wird an der Reduzierung seines Verbrauchs und längerfristig gar an seiner Ablösung gearbeitet. Die schnelle Ausweitung der Nutzung regenerierbarer Energieträger vor allem in Deutschland, aber auch in einer Reihe anderer europäischer Staaten, wurde neben ökologischen Überlegungen wesentlich von den historischen Erfahrungen der beiden großen Energiekrisen der 1970er und 1980er Jahre vorangetrieben.
Vor allem gegen die Windenergienutzung gibt es von vielen Seiten Kritik und Widerstände.
Klar, es muss immer ein optimales Maß zwischen Altem und Neuem geben. Doch jetzt dürften sich viele Kritiker der neuen Energiequellen praktisch (also nicht nur historisch-abstrakt) mit der Tatsache der Rekordölpreise konfrontiert sehen, was zumindest die Chance für ein Nachdenken auch über Energieversorgungssicherheit einschließlich Unabhängigkeit von Energieimporten in sich birgt. Auf jeden Fall sind die bisherigen Kritiker schon wesentlich sanfter geworden.
27/10/05