Der 29-jährige Sebastian Schiek ist Politikwissenschaftler und hat in Deutschland an der Freien Universität Berlin studiert. Er ist seit drei Wochen in Kasachstan und wird sich hier zu Forschungszwecken im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Universität Hamburg für ein Jahr aufhalten. Rachat Essenalijewa sprach mit dem Deutschen über das Thema Familie.
Rachat Essenalijewa ist 20 Jahre alt und studiert an der Geisteswissenschaftlichen Universität Bischkek in Kirgisistan Germanistik. „Journalistisches Handwerkszeug wird mir in meinem späteren Beruf als Lehrerin sicher nützlich sein.“
Herr Schiek, möchten Sie irgendwann eine Familie gründen?
Ich bin noch nicht verheiratet und habe keine Kinder, aber eine Freundin. Irgendwann möchte ich aber eine Familie haben.
Wir haben in unserem Seminar unter anderem die Meinung gehört, dass für jeden die Gründung einer Familie Pflicht ist, denn es liege in der Natur des Menschen. Stimmen Sie dem zu?
Nein, eher nicht, denn der Begriff „natürliche Pflicht“ gefällt mir nicht. Die Familiengründung ist für mich eher Wunsch als Pflicht.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie mit dem Baby zu Hause bleiben, und Ihre Frau arbeitet?
Ich möchte gerne viel Zeit mit meinen Kindern verbringen. Einer Arbeit nachzugehen ist mir aber auch wichtig.
Wie wollen Sie Ihre Arbeit und die Kindererziehung unter einen Hut bringen, wenn Sie eine Familie haben?
Das ist sicherlich nicht einfach, weil viele Arbeitgeber in diesem Bereich noch nicht flexibel genug auf die Bedürfnisse von jungen Familien reagieren. Wenn es z. B. funktioniert, dass in den ersten Jahren beide 50 Prozent arbeiten und sich dann auch beide um die Kinder kümmern, wäre das nicht schlecht.
Was denken Sie über Männer, die mit einem Baby zu Hause sind und es aufziehen?
Wenn es Ihnen gefällt, ist es super!
Gibt es viele Männer in Deutschland, die statt der Frauen mit den Kindern zu Hause bleiben?
Nein, es ist nicht so weit verbreitet. Der 100 Prozent-Hausmann setzt sich auch in Deutschland nicht durch. Ich selbst verspüre dazu auch keine besondere Lust.
Wie ist Ihrer Meinung nach die Lage in Deutschland mit den Rechten der Frauen und der Gleichberechtigung der Geschlechter?
Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Lage in Deutschland sicherlich nicht schlecht. Aber es gibt auch noch Probleme. Beispielsweise verdienen Frauen für die gleiche Arbeit oft immer noch weniger Geld als Männer. Einige Berufe sind noch sehr stark männerdominiert – Professoren, Botschafter, Chefärzte. Ich denke aber, das wird sich ändern.
24/08/07