Aktau, die kasachische Stadt am Kaspischen Meer, wurde am 5. April offiziell zur Kulturhauptstadt der turksprachigen Welt 2025 ernannt. Dies wurde auf dem 40. Treffen der TÜRKSOY–Mitgliedsstaaten in Aserbaidschan beschlossen. Ausserdem erklärte TÜRKSOY das Jahr 2025 zum Gedenkjahr von Nurgisa Tlendijew, einem großen Komponisten, Dirigenten und Volkskünstler Kasachstans.

Die Veranstaltung umfasste eine große Eröffnungszeremonie an der rund 1.400 Künstler aus dem turksprachigen Teil der Welt teilnahmen. Diese fand in installierten Jurten und auf offenen Bühnen auf einem weitläufigen Gelände statt.

An der Eröffnungsfeier nahmen der stellvertretende Akim der Region Mangistau, Tilegen Abischew, der Akim von Aktau, Abylkayyr Baypakow sowie der Generalsekretär von TURKSOY, Sultan Rajew, teil.

Ebenfalls anwesend waren Ehrengäste aus Aserbaidschan, der Kirgisischen Republik, der Türkei, Usbekistan, Turkmenistan und Ungarn. Mehr als 30.000 Zuschauer nahmen aus Kasachstan und dem Ausland teil. Die Bühne, auf der die Aufführungen stattfanden, war mit dem Wort „Türk“ in der Schrift der Kök-Türken oder auch Göktürken aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. geschmückt.

Die Einheit der turksprachigen Welt stärken

In seiner Eröffnungsrede betonte der TURKSOY-Generalsekretär, dass dieses Festival ein wichtiger Treffpunkt sei, der die kulturelle Interaktion zwischen den Turkvölkern fördere. „Ich möchte unseren Tänzern, Kunstliebhabern und all jenen danken, die dazu beigetragen haben, uns heute Abend mit der universellen Sprache der Kunst zusammenzubringen. Ich wünsche mir, dass solche kulturellen Veranstaltungen, die die Einheit der turksprachigen Welt stärken, weiter zunehmen werden“.

Der stellvertretende Akim von Mangistau, Tilegen Abischew, erklärte in seiner Rede, dass das Festival dazu dienen soll, die nationale Tanzkunst auf internationaler Ebene zu fördern und die kulturellen Beziehungen zwischen den Turkvölkern zu stärken.

Die Ministerin für Kultur und Information der Republik Kasachstan, Aida Balajewa, hielt bei der Eröffnungszeremonie eine Begrüßungsrede. Sie verlas ein Glückwunschschreiben des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew.

Laut Präsident Tokajew ist dieses Ereignis, sowohl für Kasachstan, als auch für alle turksprachigen Nationen von großer Bedeutung, berichtete die Pressestelle des Ministeriums.

In seinem Schreiben wies der Präsident darauf hin, dass die Ernennung der Stadt Aktau zur Kulturhauptstadt der turksprachigen Welt nicht nur für Kasachstan, sondern auch für alle brüderlichen Turkstaaten ein wichtiges Ereignis ist.

Im Rahmen des offiziellen Programms traf sich Balajewa mit Vertretern internationaler Kulturorganisationen und -abteilungen der Turkvölker. Die Vertreter äußerten den gemeinsamen Wunsch, kulturelle Beziehungen zu stärken, internationale Partnerschaften aufzubauen und gemeinsam das reiche Erbe der Turkvölker zu fördern.

Die Geschichte von TÜRKSOY

Die Internationale Organistation für die Kultur der Turkvölker, kurz TÜRKSOY genannt, auf Türkisch offiziell Uluslararası Türk Kültürü Teşkilatı, ist eine mit Sitz in Ankara befindliche internationale Organisation für die Wahrung und Förderung der Kultur der Turkvölker. Ziel der Organisation ist es, den kulturellen Austausch zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern.

TÜRKSOY wurde 1992 in Istanbul und Baku, bei einem Treffen der Kulturminister von Kasachstan, Türkei, Kirgistan, Aserbaidschan, Usbekistan und Turkmenistan gegründet. Bei dem Treffen haben die Staaten ein Übereinkommen zur kulturellen Zusammenarbeit unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung eines Vertrages am 12. Juli 1993 wurde TÜRKSOY in Almaty ins Leben gerufen. Seit 1996 kooperieren die UNESCO und TÜRKSOY über wechselseitige Konsultationen. Seit 2009 ist TÜRKSOY eine Tochterorganisation der Organisation der Turkstaaten.

TÜRKSOY hat sechs Mitgliedsländer und acht Regionen mit Beobachterstatus. Die Mitgliedsländer sind Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan, die Türkei, Turkmenistan und Usbekistan. Bei den Regionen handelt es sich um Gagausien, der türkischsprachige Teil der Republik Zypern, Regionen in der Russischen Föderation wie Altai, Baschkortostan, Chakassien, Sacha und die Teilrepubliken der Russischen Föderation Tuwa und Tatarstan.

Die Ethnostadt „Darkhan Dala“

Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Eröffnung der Ethnostadt „Darkhan Dala“, ein einzigartiger kultureller Raum, der zur Bewahrung und Förderung der kasachischen Traditionen, des sakralen Erbes der Region Mangistau und der Geschichte der Turkvölker geschaffen wurde.

Im Rahmen der Feierlichkeiten präsentierten Gäste aus verschiedenen Turkvölkern ihr einzigartiges Kunsthandwerk. Darunter Stickereien mit verschiedenen Folkoremotiven, Textilien, weltberühmte Teppiche aus Turkmenistan, Suzani aus Usbekistan (großformatige, mit Seiden- oder Wollstickereien verzierte Baumwollstoffe) oder ziselierte Produkte aus Aserbaidschan. Sämtliche Exponate zeugten vom gemeinsamen künstlerischen Erbe, das die Turkvölker verbindet.

Kasachstans erstes multinationales Gesangs- und Tanzensemble „Birlik“ trat bei der Eröffnung des Festivals auf. Das Ensemble wurde mit seiner Darbietung der „Kara Jorga“, die zum Symbol des kasachischen Volkstanzes geworden ist, sehr geschätzt. Das Publikum zeigte sein Interesse und seine Wertschätzung für die nationale Kultur, indem es den Tanz lebhaft begleitete, geradezu mittanzte.

Auf dem Territorium der Ethno-Stadt gab es sieben Ethno-Auls, von denen ein jedes die Kultur und Traditionen einer bestimmten Region repräsentierte. Bei einem Aul handelt es sich um ein Zeltlager oder um eine typische Dorfsiedlung eines Turkvolkes. Ethnische Dörfer entstanden unter Beteiligung von fünf Bezirken und zwei Städten der Region Mangistau: Aktau und Schangaösen. Diese Ethnodörfer haben die reiche kulturelle Vielfalt der Region, ihre Geschichte und ihre Bräuche widerspiegelt.

Die Ethnostadt „Suyn Aygyr“, vertreten durch die Region Mangistau, wurde den Traditionen der Nomaden gewidmet, die in alten Zeiten ein fester Bestandteil des Lebens in Mangistau waren. Der Bezirk Karakiyanskiy wiederum präsentiert sich die Ethnostadt „Sherkala“, die die Besucher mit der Geschichte und Kultur dieses legendären Ortes vertraut macht, der für seine antiken Monumente bekannt ist.

Den kulturellen Austausch bereichern

Andere Ethno-Dörfer waren den Themen der Traditionen, Liebe und Beziehungen sowie dem Bild der Frau in der kasachischen Kultur gewidmet.

Die Ethnoauls der Städte Aktau und Zhanaozen – „Sheberler“ und „Dastur“ – waren Zentren des Kunsthandwerks und der traditionellen kasachischen Kultur. Dort war es möglich, die Arbeiten von Kunsthandwerkern zu sehen und sich mit der Kunst und der angewandten Kunst der TÜRKSOY-Mitgliedsländer vertraut zu machen.

Besonders interessant war das Sheberler-Ethno-Aul. In diesem Ethno-Aul fand eine Ausstellung von Künstlern und Handwerkern aus den Mitgliedsländern von TÜRKSOY Staaten statt. Insgesamt waren diese Tage eine einzigartige Gelegenheit für Einheimische und Touristen, die Arbeit von Künstlern und Handwerkern kennenzulernen, die die jahrhundertealten Traditionen ihrer Völker bewahren und weiterentwickeln, sowie den kulturellen Austausch zwischen den Ländern zu bereichern.

Den Gästen wurde eine Vielfalt an nationaler Kunst geboten, darunter traditionelle Tänze, Musik und Gesangsdarbietungen. Dies gab dem Publikum die einzigartige Möglichkeit, in die Atmosphäre der Kultur der Turkvölker einzutauchen und jene Traditionen zu sehen und zu hören, die die Jahrhunderte überdauert haben und bis heute aktuell sind.

Christian Grosse

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