Die Internationalen Filmfestspiele in Berlin, auch Berlinale genannt, sind eines der renommiertesten jährlichen Filmfestivals der Welt und feiern vom 13. bis 23. Februar 2025 ihr 75-jähriges Bestehen.
Die Berlinale gehört zu den „Big Five“ der Filmfestivals und zwar zusammen mit Venedig, Cannes, Toronto und Sundance. Filme wie „Spirited Away“ von Hayao Miyazaki oder „The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson wurden hier erstmals gezeigt und haben die moderne Filmkultur nachhaltig geprägt.
In diesem Jahr präsentiert die Berlinale 2025 eine beeindruckende Auswahl an Filmen, darunter auch bemerkenswerte Werke aus Zentralasien. Sabina Bakaeva und Adilkhan Yerzhanov haben die Ehre, ihre Filme einem weltweiten Publikum vorzustellen. Diese Teilnahme ist für sie eine weitere Chance, ihr künstlerisches Können zu präsentieren und internationale Anerkennung zu erlangen. Die Präsenz ihrer Filme unterstreicht die wachsende Bedeutung der zentralasiatischen Kultur auf der internationalen Bühne. Für kasachische und usbekische Filmschaffende ist dies eine besondere Gelegenheit, ihre Kultur zu feiern und neue Verbindungen zu knüpfen.
Unterschiedliche Aspekte des Filmschaffens
Die Berlinale ist in verschiedene Sektionen unterteilt, die unterschiedliche Aspekte des Filmschaffens beleuchten:
Die Sektion „Competition“ ist das Herzstück des Festivals. Der Wettbewerb bildet das Zentrum der Berlinale und gilt als ihre Visitenkarte. Mit rund 20 Filmen bietet er einen umfassenden Einblick in die Gegenwart und Zukunft des Kinos. Hier treten die besten Werke gegeneinander an, um die begehrten Auszeichnungen zu gewinnen – es ist ein Wettstreit, der regelmäßig lebhafte Diskussionen entfacht. Die Competition feiert die Vielfalt des Kinos und möchte sowohl das Publikum als auch Fachleute überraschen, unterhalten und mit neuen Ideen inspirieren.
Die Sektion „Berlinale Special“ bietet Raum für das Außergewöhnliche. Sie widmet sich besonderen Premieren und Ehrungen und präsentiert sowohl aktuelle Werke renommierter Regisseurinnen und Regisseure als auch Meilensteine der Filmgeschichte.
Das „Forum“ ist jene Sektion der Berlinale, die sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit auseinandersetzt. Hier werden Filme präsentiert, die gesellschaftliche Normen hinterfragen, Tabus brechen und alternative Perspektiven aufzeigen. Genau in dieser Sektion werden in diesem Jahr zwei bemerkenswerte Werke aus Zentralasien gezeigt: „Cadet“ des kasachischen Regisseurs Adilkhan Yerzhanov und „Nagota“ der usbekischen Regisseurin Sabina Bakaeva. Beide Filme werfen einen neuen Blick auf soziale Strukturen in Kasachstan und Usbekistan und zeichnen sich durch ihre tiefgehenden Fragestellungen aus.
„Cadet“ – Eine Reflexion über Disziplin und Macht
Adilkhan Yerzhanov, einer der bekanntesten kasachischen Filmemacher, dessen Werke bereits auf Festivals wie Cannes und Venedig gezeigt wurden, präsentiert mit „Cadet“ eine eindrucksvolle Geschichte. Der Film begleitet eine Mutter und ihren Sohn, die sich in einer renommierten Militärschule zurechtfinden müssen. Während die Mutter dort als Lehrerin arbeitet, hat ihr Sohn Schwierigkeiten, sich an die strengen Sitten der Lehranstalt anzupassen. Doch bald geschehen beunruhigende Ereignisse, die Fragen zu Disziplin, Macht und gesellschaftlichen Erwartungen aufwerfen. Adilkhan Yerzhanovs Filme sind bekannt für ihre surreale, oft satirische Bildsprache, die eine beklemmende Atmosphäre erzeugt. „Cadet“ verspricht eine spannende Mischung aus Sozialdrama und Thriller, was für kasachische Filme eher ungewöhnlich ist.
„Nagota“ – Ein intimer Blick auf die weibliche Realität in Usbekistan
Die usbekische Regisseurin Sabina Bakaeva präsentiert mit „Nagota“ einen dokumentarischen Film, der sich mit dem Leben von Frauen in Usbekistan auseinandersetzt. Der Film ist als Dialog zwischen Mutter und Tochter gestaltet und behandelt die Frage nach Identität, gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Lebenswegen – Themen, die in den letzten Jahren besonders für Frauen weltweit von Bedeutung geworden sind. Sabina Bakaeva verwebt dokumentarische Aufnahmen mit persönlichen Reflexionen und schafft so ein tiefgehendes Porträt weiblicher Lebensrealitäten in ihrer Heimat.
„Nagota“ ist ein Debütfilm, entstanden in Zusammenarbeit mit der Tashkent Film School und der französischen Filmschule Ateliers Varan. Die Aufnahme des Films in die Sektion Forum der Berlinale unterstreicht seine gesellschaftliche Relevanz und das künstlerische Potenzial der Regisseurin.
Beide Filme aus Zentralasien zeigen, wie Filmsprache genutzt werden kann, um gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, neue Diskussionen anzustoßen und alternative Narrative zu wichtigen Themen zu entwickeln. Die Filme „Cadet“ und „Nagota“ dienen nicht nur als filmische Highlights des Festivals, sondern auch als kulturell bedeutsame Beiträge zu diversen internationalen Diskursen. Sabina Bakaeva und Adilkhan Yerzhanov setzen ihre Talente ein und zeigen der Welt, dass die zentralasiatische Region – wie jede andere auch – in der Lage ist, über ihre Werte nachzudenken, sich selbst zu reflektieren und etwas ganz Neues und zuvor Unbekanntes zu schaffen.
Die Filme der usbekischen und kasachischen Regisseure werden den Werken weltweit bekannter und beliebter Meister gegenübergestellt, da dieses Jahr auf dem Festival auch Premieren von „Das Licht“ von Tom Tykwer und „Mickey 17“ von Bong Joon-ho gezeigt werden. Die Berlinale bleibt ein wichtiger Treffpunkt für Filmfans und Künstler aus aller Welt – ein Ort, an dem Kreativität und Innovation gefeiert werden. Mit ihrer Vielfalt an Filmen und Veranstaltungen bietet sie ein unvergessliches Erlebnis für alle Besucher.