Der ständige Vertreter des Botschafters in Almaty, Joachim Frhr. von Marschall, über die Ergebnisse der Delegationsreise nach Aktau sowie über Änderungen in der Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Botschaft und den „Wiedergeburten“ in Visafragen
DAZ: Herr von Marschall, die Reise der Delegation nach Aktau hatte zum Ziel, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen deutschen Firmen und Unternehmern der Region zu stärken. Sind Sie mit den Ergebnissen der Reise zufrieden?
Joachim von Marschall: Ich glaube, dass wir das Ziel erreicht haben, einen ersten Eindruck von Aktau zu bekommen und Präsenz in der Region zu zeigen. Zugleich haben wir unser Interesse an der Entwicklung von Aktau und dem großen Potenzial wirtschaftlicher Zusammenarbeit in dieser Region demonstriert.
DAZ: Was macht die Region so interessant für die deutsche Wirtschaft?
Von Marschall: Der kaspische Raum ist ja stark von der Erdölindustrie gesprägt. Deutsche Firmen sind in diesem Bereich nicht so präsent. Aber es gibt eine ganze Menge Zulieferindustrie – Industrie am Rande der Erdölförderung. Und die ist für die deutsche Wirtschaft sehr interessant. Der stellvertretende Akim des Gebiets Aktau hat uns ausführlich über diese Industriezweige im Gebiet Aktau unterrichtet.
DAZ: In denen zukünftig auch Firmen aus Deutschland vertreten sein sollen …
Von Marschall: Ja, einige deutsche Firmen sind vor Ort bereits tätig. Das kann noch deutlich zunehmen. Dabei gibt es natürlich landesweit das Problem nicht immer vorhandener Rechtssicherheit für Investoren. Aber das ändert nichts daran, dass Aktau ein sehr interessantes Betätigungsfeld ist, das genutzt werden sollte.
DAZ: Die Delegation hat in Aktau auch die russlanddeutsche Begegnungsstätte besucht, um sich mit deutschstämmigen Unternehmern zu treffen.
Von Marschall: Sowohl deutschstämmige als auch deutsche Unternehmer befinden sich derzeit noch auf der Suche nach Möglichkeiten, die Zusammenarbeit sinnvoll und systematisch zu gestalten. Dafür wurde die Deutsch-Kasachische Assoziation der Unternehmer gegründet, aber natürlich wollen auch wir, die deutsche Botschaft in Almaty, und die Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, Hilfestellung geben. Das Potenzial einer möglichen Zusammenarbeit ist sicherlich vorhanden auch aufgrund schon vorhandener Beziehungen zwischen den deutschstämmigen und deutschen Unternehmern. Das gilt es zu nutzen.
DAZ: Bezüglich der Zusammenarbeit der Organisation der Kasachstandeutschen und der deutschen Seite hat es in Visafragen offenbar dennoch Probleme gegeben. Seit dem 10. Juni arbeitet die deutsche Botschaft offiziell nicht mehr mit den „Wiedergeburten“ bei der Erstellung von Visa zusammen …
Von Marschall: Diese Neuregelung sieht in der Tat vor, dass Visaanträge sowohl der Aussiedler als auch der Besuchsreisenden aus dem Kreis der Deutschstämmigen nur noch persönlich bei der Deutschen Botschaft in Almaty und nicht mehr bei den Wiedergeburten in den Regionen abgegeben werden können. Der Hintergrund ist nicht zuletzt die sehr angespannte Visasituation in einigen Botschaften in den GUS-Staaten. Wir müssen deshalb nun besonders strenge Maßstäbe anlegen, und wir sind zu der Auffassung gelangt, dass die Gewähr für eine ordnungsgemäße Abwicklung am Besten durch Berufskonsuln gegeben ist. Wir können das nicht mehr wie bisher an Personen delegieren, die nicht im gleichen Maße wie Berufskonsuln geschult sind und nicht immer wissen, worauf es im Einzelfall ankommt. Uns ist bewusst, dass dadurch Erschwernisse entstehen. Aufgrund des erforderlichen persönlichen Erscheinens müssen die Antragsteller jetzt zum Teil relativ lange Wege in Kauf nehmen. Das ist sicher unter dem Aspekt des Services nicht optimal. Doch es muss vor dem Hintergrund der strengeren Anforderungen gesehen werden, denen wir jetzt unterliegen. Eine Erleichterung wird eintreten, sobald der Visabereich der Botschaft in Astana seine Arbeit aufnimmt, voraussichtlich im nächsten Frühjahr.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!