Vier deutsche Spielfilme präsentiert das Goethe-Institut Almaty in einer neuen Staffel der Reihe „KINOgerMANIJA“. Vier Filme über das Reisen und das Unterwegssein. Frankfurt an der Oder, New York, Wuppertal, Nairobi, Düsseldorf, Berlin – das sind die Schauplätze von „Lichter“, „Alice in den Städten“, „Ein Freund von mir“ und „Nirgendwo in Afrika“.
Im deutschen Kino fallen die Unterscheidungen nicht mehr so leicht. Wenn früher ein „Autorenfilm“ das Gegenteil eines „Publikumsfilms“ war, so erscheint dieser vermeintliche Gegensatz heute künstlich. In den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren hat eine ganze Serie wirklich guter Filme – „Publikumsfilme“ – die Deutschen wieder in die Kinos geholt. Es gibt also etwas zu entdecken: Filme über große Gefühle zum Beispiel. Vor allem aber Filme, die eine wichtige Wahrheit unterstreichen: Nicht auf das Was kommt es an, sondern allein auf das Wie, auf das Erzählen, die Einstellungen, auf die Schnitte, den Soundtrack und manches mehr. In der Reihe „KINOgerMANIJA“, begonnen im November letzten Jahres, zeigt das Goethe-Institut Almaty im Februar wieder vier neuere deutsche Spielfilme.
„LICHTER” (2003) Frühe Morgenstunde, ein Lastwagen rumpelt über Feldwege. Die Eingangsszene von Lichter spielt an der polnischen Westgrenze, von hier ist es nicht mehr weit nach Deutschland. Das Leuchten am Horizont, die fernen Lichter – das ist Berlin. Ein Schlepper gibt letzte Instruktionen an eine Gruppe osteuropäischer Flüchtlinge, dann beginnen die Geschichten dieses Films. Für „Lichter“ hat Regisseur Hans-Christian Schmid („Nach fünf im Urwald“, „23“, „Crazy“, „Requiem“) lange Zeit im deutsch-polnischen Grenzland recherchiert, auf beiden Seiten des Grenzflusses Oder bei Frankfurt, mitten in Europa heute. „Mich interessieren Geschichten“, sagt Schmid, „in denen sich die deutsche Wirklichkeit und mein gesellschaftliches Umfeld widerspiegeln. In erster Linie geht es mir aber nicht um die Abbildung von Wirklichkeit, sondern mehr um deren Interpretation, um die subjektive Sichtweise des Autors. Auch wenn die fünf Geschichten zum Großteil ihren Anstoß in der Recherche vor Ort haben, sind sie erzählerisch verdichtet“. Schmid stellt übrigens auf der gerade laufenden 59. Berlinale seinen Film über Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien vor. |
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„ALICE IN DEN STÄDTEN” (1974) Es gibt Filme, die man einfach gesehen haben muss. „Alice in den Städten“ gehört zweifellos dazu, und es ist auch ganz klar, warum. Mit „Alice“ gelang dem 1974 erst 28jährigen Regisseur Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“, „Bis ans Ende der Welt“, „Don´t come knocking“, „Palermo Shooting“) der Karrieredurchbruch. Seine Geschichte folgt einer geraden Linie: „Nachdem der Journalist Felix eine Reportage-Reise durch das ländliche Amerika vorzeitig abgebrochen hat, lernt er am New Yorker Kennedy-Airport eine junge Deutsche und deren achtjährige Tochter Alice kennen. Er verbringt die Nacht mit der Mutter und findet am nächsten Morgen einen Zettel vor, auf dem die Frau ihn bittet, ihre Tochter mit nach Amsterdam zu nehmen – sie selbst käme in wenigen Tagen nach. Nachdem Felix und Alice in Amsterdam vergeblich auf Alices Mutter gewartet haben, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach der Großmutter des Mädchens, von der es jedoch keine Anschrift gibt; einziger Hinweis ist ein Foto ihres Wohnhauses.“ „Alice“ ist also ein klassischer Road-Movie, eine Bewegung von A nach B, mit der eine Veränderung im Bewusstsein der Helden parallel läuft. Am Anfang des Films sehen wir Felix im Auto auf den mit Motels gesäumten nächtlichen Straßen Amerikas – ein Einsamer noch, ein Gescheiterter, ein Suchender. Am Ende aber, als er mit seiner sehr jungen Beifahrerin ein graues Deutschland durchquert, hat er eine wichtige Lektion verstanden. |
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„EIN FREUND VON MIR” (2006) Die Schauspieler Jürgen Vogel („Die Welle“) und Daniel Brühl („Good-bye, Lenin“) gehören zu den bekanntesten Gesichtern des neuen deutschen Films. In der Komödie „Ein Freund von mir“ begegnen wir beiden als ungleiches Paar – der eine ein „junger, introvertierter Mathematiker, der auf dem besten Weg ist, der Star einer Versicherung zu werden. Er ist erfolgsverwöhnt, verdient gutes Geld und hat eine herrliche Wohnung. Nur scheint ihm das alles egal zu sein; was Glück ist, hat er nie erfahren.“ Für eine dienstliche Recherche heuert er als Fahrer bei einer Autovermietung an. Dort trifft er Hans: „Übersprudelnd vor Energie und Unternehmungslust reißt er Karl mit in seine Welt hinein, eine Welt von schnellen Autos, Spaß und Freundschaften.“ (filmportal.de) |
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„NIRGENDWO IN AFRIKA” (2001) Für diesen Film gab es einen „Oscar“, 2003 als besten fremdsprachigen Film. Caroline Link hatte zuvor mit „Jenseits der Stille“ (1996) und „Pünktchen und Anton“ (1999) viel Erfolg geerntet, in dieser Saison ist ihr neuer Film „Im Winter ein Jahr“ (2008) in den deutschen Kinos. Mit „Afrika“ hat sie eindrucksvoll eine deutsche Geschichte erzählt: „Breslau Anfang 1938. Jettel Redlich und ihre kleine Tochter Regina haben einen Brief ihres Mannes Walter aus Kenia bekommen, indem er sie dringend bittet, Deutschland sofort zu verlassen. Die Redlichs sind Juden, und Walter ist schon emigriert. In Kenia angekommen, reisen Mutter und Tochter sofort zu der Farm, wo Walter als Verwalter arbeitet. Sehr schnell zeigt sich, dass Jettel große Schwierigkeiten hat, sich an das harte und einsame Leben dort zu gewöhnen. Nur ein schon 1933 geflüchteter Nachbar, Süsskind, kommt vorbei und hilft mit Rat und Tat. Regina aber gewöhnt sich schnell an das neue Leben und wird gut Freund mit dem Koch und Faktotum für alles, Owuor. (filmportal.de) |
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Montag, 16.2./ 18:00 „Lichter“ Dienstag 17.2./ 18:00 „Alice in den Städten“ Mittwoch 18.2./ 17:00 „Ein Freund von mir“ Donnerstag 19.2./18:00 „Nirgendwo in Afrika“ Alle Filme in deutscher Sprache mit russischen Untertiteln. Eintritt frei. Kino „Caesar“, Furmanow-Str. 50 / Gogol-Str. Eine weitere Staffel von KINOgerMANIJA ist im Frühjahr geplant. Zuvor jedoch startet das Goethe-Institut Almaty ein ganz neues Kinoformat – dokBox, eine (zunächst) achtteilige Serie über das neue dokumentarische Kino. Mehr dazu in den kommenden Ausgaben der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“. |
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13/02/09 |